Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 07/2000  
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Inhalt

Start frei zum großen Sommerereignis: 3. Spiel- und Spaß-Rallye für Jung und Alt

Ungetrübte Badefreuden: Wasserqualität in Ordnung

Erstes Resumée der Müggelheimer Flughafenproteste

Es geht voran: Lichtblick im Ringen um Müggelturm-Areal

Klaus Marciniak tödlich verunglückt

Großer Sieg für die Küken der Müggelland-Rallye

Das war das Angerfest 2000!

Spaß pur und volle Action beim diesjährigen Schulfest

In den Schatz alter Erinnerungen eintauchen

Komet am Nachthimmel

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© 2000 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 02.07.2000

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In den Schatz alter Erinnerungen eintauchen

Ausstellung "Müggelheimer Lebenswelten" im Dorfclub

Ganz klein sitzt sie da, ihr feines Haar unter einem Netz zusammen gehalten. Heute steht Margarete Schildwach im Mittelpunkt. Das war nicht häufig so und ist ungewohnt. Ihr Leben ist zum Inhalt einer Ausstellung im Dorfklub Müggelheim geworden. Ihre Erinnerungen, die Geschichte ihres Lebens, ist jetzt in einem Pilotprojekt der Kunstfabrik Köpenick dargestellt: «Müggelheimer Lebenswelten» heißt die Text-Foto-Feature-Reihe, die sich mit den Erinnerungen der über 90-Jährigen beschäftigt. Das Leben der Margarete Schildwach bildet den Auftakt unter dem Titel „Die kleine Grete oder Bis hierher hat mich Gott gebracht”.

Margarete Schildwach
Es war schwierig, fast schon schmerzlich für sie, in den Schatz ihrer Erinnerungen zu tauchen. Aber die 92-Jährige hat es dennoch getan. Die Autorin Brigitte Hähnel und die Fotografin Angelika Block hinterfragten fast vergessene Lebensumstände und begaben sich mit der alten Dame auf eine gemeinsame Reise in die Vergangenheit. So unter anderem nach Südafrika, in die Vlakte bei Kapstadt, die das Leben der kleinen Grete prägte. Schließlich lebte das elternlose Kind zwölf Jahre in der Ferne, bis ein Onkel, von dessen Existenz sie noch nie gehört hatte, sie nach Müggelheim holte.

Dort begann ein neuer Lebensabschnitt, als sie ihren Otto kennen lernte. 1937 hat ihn die knapp 30-Jährige geheiratet. Nur kurz währte das Glück, der Krieg begann - Otto geriet in russische Gefangenschaft. Erst 1947 konnte Grete ihn, noch wortkarger als früher und krank, in die Arme schließen. Seit seinem Tod 1957 liegt das kleine windschiefe Haus an der Odernheimer Straße im Dornröschenschlaf. Um die Kälte nach Ottos Tod nicht an ihr Herz zu lassen, hatte Margarete Schildwach ein probates Mittel: „ora et labora”, bete und arbeite. Lange Zeit war sie Haushaltshilfe, heizte die Dorfkirche und kann immer noch nicht ihre Hände ruhig in den Schoß legen. „Wenn ich das kann, ist es aus mit mir”, sagt die zierliche Frau leise.

Fast anderthalb Jahre haben die Künstlerinnen an der Ausstellung gearbeitet. „Wir mussten erst mal ein Vertrauensverhältnis aufbauen”, erzählt Brigitte Hähnel. Sie hat in der alten Dame eine hellwache, warmherzige, kluge und erzählfreudige Frau kennen gelernt - mit einem riesigen Fundus an alten Fotos. Das Resultat ist eine wundervolle Mischung aus poetischen Texten, aktuellen Porträt- und Landschaftsfotos und historischen Fotos. Die Idee für die Ausstellung kam von Irene Kruschke vom Sozialbündnis. Sie wollte die Erinnerungen der Senioren nicht verloren gehen lassen. Die Lebenswelten von zwei weiteren Damen sind derzeit in Arbeit. sip

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