Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 03/2002
März 2002

Inhalt
Müggelheim im Wandel
Neue Dorfklub-Mitarbeiterin
Überfall auf Geldtransporter gescheitert
Müggeltherme in den Startlöchern
Neu-Helgoland im bewährten Fachwerkstil
Müggelhorter geben nicht auf: Schneeräumung der Straße gefordert
Dreimal Augustinski in Müggelheim
Schildbürgerstreich: Straßenschilder für Wildschweine
Frohe Ostern!
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Leserbrief
Kirchenseite
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
NEU! Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 
Geschichten aus dem Müggelwald

Der Osterhase hat keine Euro

„Wenn der Sturm aufhört, gehen wir auf den Friedrichshagener Bauernmarkt und kaufen die Hühnereier für das Osterfest”, sagte der Osterhase zu seiner Frau. Seit Tagen fegte ein böser Sturm durch den Müggelwald. Die Bäume wackelten hin und her und manchmal fielen sie auch einfach um. Wolf, ein Hund, hatte dem Osterhasen erzählt, dass ein Baum auf sein Haus gefallen war.

Überall war Chaos und der Osterhase hatte keine Lust, bei diesem Wetter sein Osterhasenhaus zu verlassen.

Im vorigen Jahr war ein riesengroßer Baum auf seine Osterhasen-Malwerkstatt gefallen. Daran musste er denken, als es draußen heulte und krachte.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Es stehen keine großen Bäume in der Nähe unserer Malwerkstatt”, sagte die Osterhasenfrau, „es wird alles gut gehen.”

Und es ging alles gut!

Der Sturm war nach ein paar Tagen vorbei und die Osterhasenfamilie konnte sich mit ihren Körben auf den weiten Weg nach Friedrichshagen machen, um die Hühnereier zu kaufen.

„Mutter, hast du das Geld eingesteckt, damit wir die Eier bezahlen können?”, rief der Osterhase.

„Ich habe alles. Los geht‘s. Die Osterhasenkarawane aus dem Müggelwald auf dem Weg nach Friedrichshagen”, sagte lachend die Osterhasenmutter.

Fröhlich zogen sie von dannen. Am späten Nachmittag war es geschafft. Sie waren angekommen. Der Osterhase hatte schnell den Stand mit den Hühnereiern gefunden. „Na, da bist du ja wieder”, sagte der Bauer, „ist schon wieder Ostern? Wie die Zeit vergeht! Wieviele Eier brauchst du in diesem Jahr?”

„Ich brauche 1000 Eier. Deine Hühner sind doch immer noch glücklich? Sonst kaufe ich keine Eier bei dir.” „Was soll denn diese blöde Frage. Klar sind meine Hühner glücklich. Sie leben draußen auf dem Hof und auf der Wiese. Bist du zufrieden?”

Der Osterhase war zufrieden. Sie unterhielten sich noch eine Weile bis alles eingepackt war.

„Was bekommst du von mir? Sind die Eier genauso teuer wie im Vorjahr?”

Der Bauer lachte: „Die Eier kosten nur noch die Hälfte, aber Euro. Hast du Euro?”

„Was willst du haben? Euro, was ist denn das?” „Na Euro ist das neue Geld. Wenn du das nicht hast, bekommst du auch keine Eier von mir.”

„Das kannst du doch nicht machen”, sagte der Osterhase, „die Kinder aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes warten zu Ostern auf ihre Ostereier. Hilf mir, bitte! Sage mir, wo ich Euro bekomme.”

„Also Euro gibt es auf der Bank oder der Sparkasse. Du musst dein altes Geld abgeben und dann bekommst du Euro dafür”, erklärte der Bauer, „aber das gibt es nur für Menschen. Für Tiere geht das nicht.”

„Na prima”, schrie der Osterhase, „jetzt renne ich wieder in den Müggelwald. Wir haben dort für die Tiere die Biberbank und die Wildschweinkasse. Weißt du, wie lange ich unterwegs bin, um das Geld umzutauschen? Das schaffe ich alles nicht.” Der Osterhase war wütend. „Wer hat sich nur so einen Schwachsinn einfallen lassen?”

„Das war Kohl”, sagte der Bauer. „Hör auf mich zu veräppeln. Was für‘n Kohl, Rotkohl, Weißkohl, Blumenkohl oder was?”

„Nein, Kohl ist ein Mensch. Der heißt so.” „Ach so, sagte der Osterhase traurig, „aber durch dieses Euro-Theater werde ich es nicht schaffen, die Ostereier bis zum Osterfest zu bemalen.”

„Du schaffst es. Ich helfe dir”, versprach der Bauer. „Gib mir dein Geld. Ich gehe zu meiner Bank und tausche es für dich um. Und du verkaufst in der Zeit in der ich nicht da bin die Hühnereier.”

„Prima! Du bist ein richtiger Kumpel, Bauer”, sagte der Osterhase und stellte sich hinter den Verkaufstisch. So etwas hatten die Menschen auf dem Friedrichshagener Bauernmarkt noch nie gesehen. Einen Osterhasen der Hühnereier verkaufte.

Was meint ihr, ist alles gut gegangen und hat der Osterhase es geschafft? Schaut in eure Osternester, ob die bemalten Eier vom Osterhasen darin liegen. Ingrid Zweiniger