Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 10/2002
Oktober 2002

Inhalt
Sanierung des Müggelturm-Areals stagniert
Die schönsten Vorgärten wurden ausgezeichnet
Im Flutgebiet vor Ort
Zaunklau auf Werkstein-Areal
Von der Dorfapotheke zum Vorzeigeobjekt
Müggelheim hat anders gewählt
Parforce-Jagd im Zeichen des Wahlkampfes
Rückblick auf das Lokale-Agenda-Fest
Keine private Nutzung von öffentlichen Straßen
Schönefeld: Gesprächspartner unterzeichnen Absichtserklärung
Rettet die Kastanien
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Nachrichten aus Gosen
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius


Manchmal verstehe ich die Welt nicht mehr. Da wird gejammert und geklagt und gedroht - die bösen Kinder machen immer nur Unsinn, die Jugendlichen hätten nur noch Gewaltspiele und Schmierereien im Kopf. Und es stimmt auch: Die Gewaltbereitschaft unter Kinder und Jugendlichen ist immer noch immens hoch, Besorgnis erregend hoch sogar. Vielerorten wird schon Alarm geschlagen, vor allem in den Schulen. Die Eltern müssten wieder mehr in die Pflicht genommen werden, das Fernsehen sei so schlimm und es müssten mehr außerschulische Betreuungsangebote her.

So weit so gut, da bin ich sogar der gleichen Meinung. Aber was ich nicht verstehe ist Folgendes: Mehr Betreuungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche sollen her, damit sie nicht so viel Zeit für Unsinn haben, und gleichzeitig werden Jugendeinrichtungen reihenweise geschlossen oder arg zusammen gestrichen. Ist das logisch?

Auch unseren Müggelheimer Jugendclub Mügge soll es ja nach Aussage des zuständigen Stadtrats aller Wahrscheinlichkeit nach treffen. Schön, dann hätten wir hier draußen gar nichts mehr. Und Sie müssen zugeben: Ab einem gewissen Alter sind Natur und Spielplätze nicht mehr das non plus ultra. Die Folgen kann man sich jetzt schon ausrechnen: Noch mehr Schmiererein, noch mehr Scheiben-einschmeiß-Touren. O.K., das trifft nur auf einen Bruchteil der Jugendlichen zu - aber die prägen leider bei vielen das allgemeine Bild. Das kann doch nicht alles sein, irgendetwas muss man doch tun können. Neulich telefonierte ich mit der Konsum Genossenschaft - auch wegen des Jugendclubs, denn sie ist Vermieter. Streichkriterium für das Bezirksamt ist die Miete, die es zahlen muss. Aber der Konsum will, oder kann, darauf nicht verzichten. 467 Euro sind dort monatlich komplett zu bezahlen. Dafür gibt es ein Angebot: Die Jugendlichen könnten sich doch die Miete verdienen. Und zwar in Form von Graffiti-Beseitigungen an Konsum-Häusern im Bezirk Köpenick. Eigentlich kein schlechtes Angebot. Nur, wer kommt für die Chemikalien auf. Und vor allem, derjenige, der als Graffiti-Spezialist im Club galt, arbeitet dort nicht mehr.

Und was nun, sprach Zeus. Ich denke, hier sind wir alle gefordert. Nicht nur Familien mit Kindern im entsprechenden Alter - die anderen wachsen dort noch hinein. Auch Menschen ohne Kinder haben ihre Vorteile von einer vernünftigen Betreuung der Jugendlichen. Packen wir's gemeinsam an.