Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 01/2003
Januar 2003

Inhalt
Traum von der Müggeltherme geplatzt?
Agenda 21 - Aktionen von uns für das 21. Jahrhundert
Sportlergrößen: Der Speerwerfer Detlef Michel
Das war das Jahr 2002 in Müggelheim
Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr?
Neujahrsgrüße
Buchpräsentation: Pferde bei den Olympischen Spielen
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Kommentar
Müggeclub
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Heimatverein
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Ralf Jacobius


Liebe Müggelheimer, liebe Müggelheimerinnen,

der Jahreswechsel liegt hinter uns, und dieser Zeitpunkt ist traditionell geeignet, einen Rückblick zu wagen und gleichzeitig Vorstellungen und Vorsätze für das neue Jahr zu formulieren.

Was hat es uns gebracht, das gerade verblichene Jahr für Müggelheim, Berlin, ja auch Deutschland? Müggelheim kann gar nicht mehr isoliert betrachtet werden, dafür sind die Abhängigkeiten außerhalb unser Ortsteilgrenzen zu groß. Die Verzahnungen und globalen Zusammenhänge lassen Müggelheim wie einen kleinen Spielball wirken, der von den „Big Playern“ nach Belieben hin und her geschubst wird, ganz so wie es am besten passt.

Deutschland in den letzten Monaten, ein von vielen Sorgenfalten durchfurchtes Land, das grau in grau dem Betrachter erscheint. Die Stimmung ist mies, da gibt es gar nichts zu beschönigen. Egal, mit wem man Gespräche führt, ob alt oder jung, man wird das Gefühl nicht los, dass wir uns offensichtlich nicht nur einen Schritt vor, sondern schon den berühmten Schritt hinter dem Abgrund befinden. Das Selbstvertrauen der Menschen befindet sich auf dem Tiefpunkt. Symptomatisch ist, dass der „Teuro“ zum Wort des Jahres gekürt wurde. Ein unmittelbar bevorstehender Irakkonflikt mit nicht vorhersehbaren Folgen schürt Ängste. Steuerlügen, Massenarbeitslosigkeit, ein kurz vor der Pleite stehender Sozialstaat - wo soll das nur hinführen?

Liebe Müggelheimer, das Jammern hilft uns jetzt überhaupt nicht weiter. Wir müssen die Kraft haben, das Jammertal zu durchschreiten und uns an unserem eigenen Schopf aus der Misere zu ziehen. Mutige Ausblicke sind gefragt. Nur das entschlossene Handeln jedes Einzelnen wird uns weiterbringen. Schmerzliche Einschnitte in sozialen Bereichen dürfen uns nicht verzweifeln lassen, sondern sollten uns eher bewusst machen, dass uns so mancher Blick bislang durch Subventionen getrübt wurde.

Wir haben in der Tat über unsere Verhältnisse gelebt. Jetzt wird festgestellt, dass der Staat nichts mehr zu verteilen hat.

Mir geht es nicht um die Schuldfrage, ob der Staat und damit unsere politisch Verantwortlichen nicht schon längst das Ruder hätten herumreißen müssen. Einschneidende Strukturreformen werden unausweichlich sein, um uns aus der finanziellen Sackgasse herauszuführen. Fachlicher Sachverstand ist dazu gefragt und nicht parteipolitische Sandkastenspiele.

Von Hermann Hesse stammt das Zitat: „Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden“.

Gemeinschaftssinn und das engere Zusammenrücken werden dazu beitragen, dass sich auch die Schwächeren geborgen fühlen und Ängste abgebaut werden können. Die Lebensfreude, die täglich durch die Medien einen Dämpfer erhält, wird wieder aufflackern und die Gegenwart in einem wärmeren Licht erscheinen lassen. In diesem Sinne wünsche ich allen Müggelheimern die Visionen, die uns mit Kraft erfüllen und uns handeln lassen. Visionen und Kreativität sind Perspektiven, die jeden Einzelnen von uns weiterbringen. Das kostet häufig Energie und Überwindung, bringt uns aber mit Sicherheit weiter als das lauteste Wehklagen.