Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 01/2003
Januar 2003

Inhalt
Traum von der Müggeltherme geplatzt?
Agenda 21 - Aktionen von uns für das 21. Jahrhundert
Sportlergrößen: Der Speerwerfer Detlef Michel
Das war das Jahr 2002 in Müggelheim
Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr?
Neujahrsgrüße
Buchpräsentation: Pferde bei den Olympischen Spielen
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Kommentar
Müggeclub
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Heimatverein
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Impressum
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Müggelheimer Bote
 
Geschichten aus dem Müggelwald

Können Wildschweine und Füchse nähen?

Im Müggelwald war Unruhe. Ein kleines Wildschwein und ein kleiner Fuchs rannten aufgeregt herum. Sie hatten am Rande des Müggelwaldes, dort wo die Menschen wohnen, ein komisches Gerät entdeckt. Es lag am Wegesrand vor einem Grundstück.

„Was ist denn das?”, fragte Felix der Fuchs seinen Wildschweinkumpel Willi. Beide bestaunten das Teil, das im Dreck lag. „Da ist ja ein Rad an der Seite, wollen wir mal daran drehen?”

Vorsichtig setzten sie das Ungetüm in Gang. Es passierte nichts. Es rollte nicht weg, es fing nicht an zu singen, es machte nichts. Es blieb einfach im Dreck am Rande des Weges liegen.

„Ich will jetzt wissen, was das ist”, sagte Willi das Wildschweinkind, „wer kann uns helfen?” „Mein Opa der schlaue Fuchs”, sagte Felix, „kommst du mit zu mir nach Hause, dann können wir ihn fragen.” Sie machten sich auf den Weg. Opa Fuchs war zu Hause. Er saß in seiner warmen Fuchshöhle und träumte vom Frühling.

„Opa, Opa, du musst uns helfen. Wir haben ein komisches Gerät entdeckt und wissen nicht, was das ist. Du weißt doch soviel. Vielleicht kennst du dieses Ungetüm was dort herumliegt.”

Opa Fuchs ließ sich überreden. Er lief mit den beiden durch den Müggelwald bis zu den Häusern der Menschen. Am Wegesrand lag das komische Gerät mit dem Rad an der Seite.

„Hier ist es Opa Fuchs”, schrien Willi und Felix ganz aufgeregt.

Opa Fuchs beschnüffelte den großen Kasten. Er lief mehrmals hin und her. Bewegte das Ungetüm und sagte nach einer langen, langen Zeit: „Wisst ihr, was ihr gefunden habt? Ihr habt eine Maschine gefunden, mit der die Menschen nähen.”

Willi und Felix staunten. Was war denn nun nähen? So etwas hatten sie noch nie gehört. „Nähen, nähen. Was nähen die Menschen, können wir das auch?”

Sie waren beide sehr aufgeregt. Opa Fuchs beruhigte sie und erzählte ihnen was nähen heißt. „Nähen kann man mit den Händen und mit Maschinen. Die Menschen nähen Bekleidung, Wäsche und viele Sachen, die sie zum Leben brauchen. Sie nähen diese Sachen aus Stoff, Leder oder anderen Materialien. So, mehr sage ich euch nicht. Mehr braucht ihr auch nicht zu wissen. Wenn ihr gut zugehört habt, dann sagt ihr mir jetzt, wie dieses Ungetüm heißt, was hier am Wegesrand liegt.”

Willi und Felix überlegten. Dann riefen sie: „Es ist eine Maschinenäh!”

Opa Fuchs fing an zu lachen. „Was soll das sein, eine Maschinenäh? Dreht das ganze Wort einmal um. Na, wie heißt das Ungetüm?”

„Wir haben es”, riefen Felix und Willi, „Nähmaschine. Nähmaschine, so heißt das Ungetüm. Stimmt‘s?”

„Es stimmt”, sagte Opa Fuchs, „und was wollt ihr nun machen? Ihr wollt doch wohl dieses Ding nicht mitnehmen? Es gibt keine Füchse und keine Wildschweine die nähen können.”

„Dann lernen wir es!”, sagten Willi und Felix.

Sie schleppten die Maschine in den Müggelwald und lernten nähen. Nach vielen Monaten eröffneten sie die erste „Wildschweinfuchsnähstube” im Müggelwald.

Es war wunderbar.

Blütenkleider, Grasröcke, Blätterhemden, Herbstlaubhosen, Nadeldecken - alles bekamen die Tiere in der „Wildschweinfuchsnähstube”.

ENDE

Aber die Geschichte ist noch nicht ganz zu Ende.

Wenn Tiere nähen könnten, dann müssten die Tiere sich bei den Menschen dafür bedanken, dass die Menschen diese Nähmaschine weggeworfen haben. Aber die Tiere können in Wirklichkeit nicht nähen und deshalb hat Menschendreck im Wald und auf den Wegen nichts zu suchen. Stimmt‘s? Ingrid Zweiniger