Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 02/2003
Februar 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Investruine an der Krampenmühle wird weitergebaut
Elchkopf grüßt die Gäste
Der Agenda-21-Prozess: wir sind dabei
Jubiläum für den Müggelheimer Boten: 100 Ausgaben geschafft
BVBB mit neuem, alten Vorstand
Tipps für die nächste "Eiszeit"
Sportlergrößen: Viola Kowalschek blickt zurück
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Ein Weg für die Gesundheit

In allen Farben präsentieren sich die Angebote von Obst und Gemüse. Wunderbar meint man. Doch immer wieder liest man zum Beispiel von Pestizidrückständen auf Erdbeeren und anderem Obst. Auch von immens hohen Nitratwerten bei grünem Gemüse wie Ruccola Salat, Broccoli und anderen Kohlarten und Salaten. Essen wir uns krank? Der Gedanke ist nicht von der Hand zu weisen.

Oft sind diese preiswerten Produkte aus dem Ausland. Die Forderung nach bezahlbaren Inlandprodukten wird immer wieder laut, doch ist bei dem harten Konkurrenzkampf eine ökonomische Produktion von ökologischen und gesunden Landwirtschaftsprodukten kaum zu erreichen. Die heute übliche Obst und Gemüseproduktion wird mit immer höherem Einsatz chemischer Düngemittel und Pestiziden erreicht. Vielleicht kann sich doch dieser oder jener Gartenbesitzer dazu entschließen, wenigsten etwas Obst und Gemüse im eigenen Garten anzubauen und zu verwerten - aus eben dieser Erkenntnis heraus.

Eine Nutzpflanze welche bisher kaum als solche hier so eingeschätzt wurde, ist die Topinambur, eine ausdauernde Sonnenblume. Der lateinische Name ist: Helianthus tuberosus.

Offenbar ist die ursprüngliche Heimat der Topinambur in den Anden. Sie ist äußerst robust, verträgt Hitze und Kälte. Sie ist eine Kurztagspflanze, daher stark krautbildend. Ihre gut schmeckenden und sogar heilkräftigen Knollen sind frosthart. Sie kann bis zu vier Meter hoch werden, statt einer großen Blüte ist der Blütenstiel verzweigt. Sie blüht einfach gelb, es gibt auch gefüllt blühende Sorten. Das Wichtigste aber sind die zuckerreichen Knollen.

Anfang des 17. Jahrhunderts wurde bei einer Hungersnot im damaligen Nouvelle France (heute Kanada) die Topinambur von Indianern übernommen. Sie gelangte durch Seefahrer nach Frankreich und wurde an den Fürstenhöfen als Delikatesse angebaut. Bei uns gewann die Knolle auch erst in den Hungerjahren nach dem Krieg eine gewisse Bedeutung. Sie wurde von Züchtern bearbeitet, so dass jetzt mehrere Sorten für unterschiedliche Ansprüche vorhanden sind. Ein Zuchtziel war die kartoffelähnliche Form der Knolle.

Es ist eine gesundheitsfördernde Knolle, besonders bei Diabetes, Stoffwechselleiden und Verdauungsstörungen. Darüber hinaus sind ihre Blüten eine Freude für Bienen und ihre Blätter gutes Futter für Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe und Kaninchen.

Folgende Wirkstoffe wirken günstig auf die Lebenskraft:

Das Biotin, dessen Gehalt sehr hoch ist, als Wirkstoff neben den bekannten Vitaminen A, B1, B6, C, D, PP. Der Hauptinhaltsstoff der Knolle: Der linksdrehende Fruchtzucker (Fructose, Lävulose) wird vom Körper aufgenommen, ohne in angemessenen Mengen die Bauchspeicheldrüse sonderlich zu belasten.

Neben dem Fruchtzucker ist der Traubenzucker, in einem günstigen Verhältnis zueinander 2:1 (ähnlich wie Honig).

Die Mineralsalze (1,1 – 1,6 %) enthalten reichlich Calcium, Silicium, Eisen und Natrium, also Gerüst-, Gewebs- und Blutbilder.

Eine der besten Verwendungsmöglichkeiten ist in geraspelter Form für Rohkostsalat, evtl. gemischt mit Apfel oder Möhre. Gekocht schmeckt sie fade, wird weich und verliert an Wirksamkeit. Den Arbeitsaufwand für einen kleinen Rohkostsalat ist der Gesundheitswert bestimmt wert.

Tobinambur ist wirksam bei verschiedenen Stoffwechselstörungen. Man schreibt ihr prophylaktische Wirkung bei Blutübersäuerung, Überlastung des Körpers bei Schlacken und Verfettung, die zur Selbstvergiftung führen. Auch bei Überbeanspruchung einzelner Organe (Herz, Magen, Leber, Bauchspeicheldrüse).

Da Tobinambur beträchtliche Mengen an Cholin und Betain enthält, zeigt die Knolle auch gute Wirkung bei Bronchien- und Lungenerkrankungen. In Litauen wird der alkoholische Auszug aus unreifen Blütenköpfen gegen Fieber benutzt. In der Homöopathie wird der Knollenextrakt bei Milzschwellung, Verstopfung, Nesselsucht, Halsschmerzen, besonders bei Trockenheit der Schleimhäute im Mund verwendet. In Italien verwendet man den Extrakt besonders gegen Magenleiden und bei Erkältungen.

Selbst als Appetitzügler findet die Wunderknolle erfolgreich Anwendung und da sie reich an Inhaltsstoffen ist, regt sie die körpereigenen Abwehrkräfte an und ist somit auch vorbeugend gegen Krebserkrankungen. Der Anbau von Tobinambur ist einfach, sie wird wie die Kartoffel gesetzt, bearbeitet und geerntet. Der Pflanzabstand sollte 0,60 x 0,50 cm und die Pflanztiefe ca. 0,10 cm betragen. Auffällig ist die Pflanzzeit, sie wird von November (sie ist frosthart) bis Mai gepflanzt. Anhäufeln ist bei 0,60 cm Höhe günstig.

Tobinambur ist Kalk liebend, doch sollte man mit zu hohen Stickstoffgaben vorsichtig sein, die Knolle verliert an Haltbarkeit. Die Pflanzen sind sehr gesund und brauchen nicht gegen Schädlinge gespritzt zu werden.

Die Sorte „Bianka” wird besonders für Diabetiker und Feinschmecker empfohlen. Die Knolle ist gelb-weiß. Die Sorte „Gute Gelbe” blüht nicht, hat aber eine ansprechende Knolle für Küche, Futter und Wildacker. Tobinambur kann auch für den Sommer als Sichtschutz gepflanzt werden, die Blüten halten sich gut in der Vase. Die Anzuchtknollen kann man bestellen bei: Tobinambur-Saatzucht Niedersachsen Nachfolger. Kurt Marquardt, Sandstraße 16, 29328 Münden (Örtze) Kreis Celle (Lüneburger Heide). MS