Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 02/2003
Februar 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Investruine an der Krampenmühle wird weitergebaut
Elchkopf grüßt die Gäste
Der Agenda-21-Prozess: wir sind dabei
Jubiläum für den Müggelheimer Boten: 100 Ausgaben geschafft
BVBB mit neuem, alten Vorstand
Tipps für die nächste "Eiszeit"
Sportlergrößen: Viola Kowalschek blickt zurück
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Geschichten aus dem Müggelwald

Ist der Winter langweilig?

War der Winter nun langweilig oder war er es nicht?

Strolch stellte sich immer wieder diese Frage. Und weil er keine Antwort darauf wusste, fragte er Onkel Susi, den Kater, der gemütlich vor dem warmen Kamin lag und schnurrte.

„Onkel Susi, hörst du mich?“ Onkel Susi hörte nichts. „Onkel Susi“, rief Strolch, „höre auf zu schnurren, ich will mich mit dir unterhalten.“ „Was willst du denn?“

„Onkel Susi, weißt du ob der Winter langweilig ist?“, fragte Strolch den Kater. „Na, das ist doch vielleicht eine bekloppte Frage. Wie kommst du denn darauf?“

Strolch wurde böse. Es hatte noch keiner zu ihm gesagt, dass er bekloppte Fragen stellt. „Nimm sofort das Bekloppte zurück. Du spinnst wohl. Oder ist dir die Hitze vom Kamin in den Kopf gestiegen?“ Strolch war sauer. Onkel Susi räkelte sich.

„Nun hör auf eingeschnappt zu sein. Du willst dich also mit mir über Langeweile im Winter unterhalten. Hast du heute Langeweile?“

Strolch überlegte. Nach einer Weile sagte er: „Nein, ich langweile mich nicht. Aber es gibt doch Menschen und auch Tiere, die regen sich auf, dass es im Winter langweilig ist. Habe ich schon gehört. Und du weißt, dass ich viel rumkomme. Ich habe darüber nachgedacht. Aber alleine schaffe ich es nicht. Also los, komm vom Kamin weg und lass uns die Langeweile auseinander nehmen.“

Beide mussten lachen. Das war lustig, die Langeweile kaputt zu machen.

„Also Strolch, jetzt erzählst du mir erst einmal, was du von Menschen und Tieren über Winterlangeweile gehört hast.“ „Naja, die Menschen sagen, es ist kalt, die Sonne scheint zu wenig, man sitzt immer nur in der Wohnung oder im Haus, alles sieht grau und trübe aus, man kann nicht im Garten arbeiten, sich nicht in die Sonne legen und den Bauch braun werden lassen, usw. usw.“

„Und was sagen die Tiere?“, fragte Onkel Susi.

„Bei den Tieren ist es ein bisschen anders. Sie finden weniger Futter. Und dann vermissen sie auch die Sonne. Das Spielen macht ihnen natürlich im Sommer auch viel mehr Spaß. Und außerdem halten viele Tiere ihren Winterschlaf und deshalb ist es langweiliger, wenn weniger Tiere durch den Müggelwald rennen. Und dann habe ich noch ein Piepchen getroffen, dass würde sich auch gerne in die Sonne legen und seinen Bauch bräunen.“ Onkel Susi sah Strolch böse an.

„Willst du mich veräppeln? Ein Piepchen will sich sonnen? Auf dem Rücken liegen, die Beine nach oben und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen? Du spinnst, oder?“

Strolch musste lachen.

„Verzeih mir, Onkel Susi, es war ein Scherz.“ „Nun wollen wir zum Ende kommen mit der Langeweile im Winter, sonst bekomme ich noch Langeweile“, sagte Onkel Susi. „Ich sehe das so: Es gibt sie, die Langeweile. Aber die Langeweile hat nichts mit den Jahreszeiten zu tun. Langeweile kann man im Frühling, im Sommer, im Herbst und im Winter haben. Die Langeweile kommt immer dann angekrochen, wenn man nichts zu tun hat. Und wir beide haben doch wohl immer etwas zu tun. Du kannst dich im Sommer auch nicht hinlegen und sonnen. Und im Winter kannst du nicht vor dem warmen Kamin schlafen, so wie ich. Du musst nämlich aufpassen, denn sonst rennen eines Tages die Einbrecher im Haus und im Garten herum und ich kriege Angst. Oder willst du, dass ich Angst habe?“

„Nein“, sagte Strolch, „aber was machst du eigentlich, damit du keine Langeweile hast?“

„Ich, ich fresse zum Beispiel Mücken im Sommer und Piepchen im Winter.“

Strolch wurde wild. „Wenn du nicht sofort damit aufhörst von den Piepchen zu sprechen, die du gerne fressen würdest, dann rede ich mit Frauchen, dass sie dich im Haus einsperrt. Hast du verstanden!“

„Ja, ich habe verstanden, Herr Strolch.“ Weil also beide viel zu tun haben und weil es sehr oft Gespräche zwischen den beiden in dem kleinen Holzhaus am Rande des Müggelwaldes gibt, deshalb haben Onkel Susi und Strolch auch keine Langeweile. Ingrid Zweiniger