Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 12/2003
Dezember 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schneller zum S-Bahnhof Köpenick
Förderverein treibt Pläne für Ev. Gymnasium voran
Feueralarm in der Schule
Silvester - Bräuche und Historie
Weihnachtsmarkt lockte bei strahlendem Sonnenschein
Sportlergrößen: Karate-Meister Michael Bock
Landrat im "Lieblingskreis" des Kaisers
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
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Aus der BVV
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Kirche
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Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Vom Leid der Pflanzen im heißen Sommer

von Marianne Schäfer

Jetzt, da so langsam die Winterruhe auch in unseren Garten einkehrt, können wir noch mal das vergangene Gartenjahr Revue passieren lassen. Unvergessen ist der Sommer mit der lang anhaltenden Hitzeperiode und den wirklich extremen Temperaturen.

Durch Gespräche wurden meine eigenen Beobachtungen bestätigt, das die Auswirkungen der Trockenheit und der hohen Temperaturen in verschiedenen Teilen Müggelheims unterschiedlich hoch waren. In den Bereichen der geologisch höher gelegenen Grundstücke, in Müggelberg Nähe, war die Wassernotsituation am größten. Tiefer gelegene Grundstücke, dicht am Wasser oder mit höherem Grundwasserstand, haben entsprechend weniger gelitten. Das betrifft aber nur die Wassersituation.

Gladiolen trotzen auch harten Sommern.

Die hohen Ozonwerte und deren Auswirkungen sind aber überall zu sehen gewesen, wobei die meisten Gartenbesitzer das Schadbild auf eine Pilzkrankheit bezogen haben. (Gerade bei Trockenheit treten so gut wie keine Pilzkrankheiten auf.) Ozon ist ein giftiges, aus drei Sauerstoff-Atomen zusammengesetztes Gas, das Mensch, Tier und Pflanzen schädigt. Bei Pflanzen führt es zu verringertem Wachstum, lokal begrenzten Schäden am Blättern und Nadeln. Pünktchenartige gelbe Flecken sind die Folge, welche sich dann braun färben und zum Absterben der Blätter oder Nadeln führen. Durch diese Stresssituation plus Wassermangel tritt dann noch eine Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten auf.

Doch die Pflanzen sind nicht alle gleich empfindlich. Logisch, besonders Pflanzen mit zarten weichen grünen Blättern waren betroffen. Zum Beispiel: Bohnen, Gurken, Salat und auch zarte Blühpflanzen und Zimmerpflanzen, die zur „Erholung” in den Garten gestellt waren. Neben Wassermangel, Ozon, Überhitzung der Balkonkästen und Pflanzkübel sind aber auch noch Beeinträchtigungen durch zu hohe UV-Strahlung aufgetreten. Letzteres lässt sich durch Beschattung verhindern.

Hier liegt eine der Erklärungen, warum ich in meinem Garten kaum so gravierende Schäden bemerkt habe. Mein Garten hat verhältnismäßig viele hohe Gehölze, welche durch ihren Schatten ein erträgliches Kleinklima schufen.

Hiermit sind wir schon bei den Maßnahmen, welche wir anwenden können, falls diese lang anhaltenden Wetterperioden mit extremen Klimaauswirkungen zur Regel werden.

Ein bewährter Faktor zur Vermeidung von Schäden bei Extremsituationen ist ein gesunder Boden. Kompost, Misterde, Lauberde und ein mit Mineralien ausgewogen angereicherter Boden, in dem sich dann auch die im vergangenen Müggelheimer Boten genannten Bodenlebewesen wohl fühlen, ist eine der besten Bedingungen für die Pflanzen, in diesen außergewöhnlichen Situationen zu bestehen. Hat man in seinem Garten so eine gute Bodensituation geschaffen, (unser Müggelheimer Boden ist der reine Streusand, der sehr wenig Humus enthält und ein ganz geringes Wasserhalte-Vermögen besitzt) dann kann man auch eine dichte Bepflanzung, zum Beispiel mit Stauden und Gräsern, vornehmen. Die Pflanzen beschatten den sie umgebenden Boden.

Montbretien sehen ein bisschen wie zierliche Gladiolen aus.

Wenn dann der Boden von Rabatten oder Gemüsebeeten außerdem noch mit verrottbarem Material wie: Rindenmulch, Grasschnitt, Rhabarberblätter, Farnwedel, Beinwell, Brennessel, usw. bedeckt wurde, hat man einen weiteren Faktor um den Pflanzen das Leben zu erleichtern. Wer nicht ausreichendes Pflanzenmaterial hat, kann sogar mit Papier, Heckenschnitt, Brettern und Steinen das Austrocknen verzögern. Wichtig ist noch, dass der Boden vor dem Mulchen oder der Bedeckung gut gewässert werden soll. Dieser Bodenschutz müsste schon im Frühjahr, bevor die Hitze einsetzt ausgeführt sein.

Ein weiterer Faktor ist das richtige Gießen. Leider wird noch all zu oft jeden Abend ein wenig Wasser gesprengt. Das ist falsch. Oberflächliches Befeuchten der Erde veranlasst die Wurzeln sich nur dort auszubreiten und nicht in Tiefe zu gehen. Daher sind sie besonders anfällig bei Trockenheit. Bei Gehölzen ist es richtig im äußeren Kronenbereich zu wässern, genau dort, wo sich die Feinwurzeln befinden. Die dicken, verholzten Wurzeln nehmen kein Wasser auf, sie sorgen für Standfestigkeit. Junge, oder frisch gepflanzte Gehölze brauchen mindestens 20 Liter, größere Bäume 40 bis 60 Liter. Nach dem Gießen wieder den Boden bedecken.

Es könnte durchaus sein, das bei steigenden Wasserpreisen es sich viele Gartenbesitzer kaum noch leisten können, regelmäßig zu gießen. Besonders die Grundstücksbesitzer in den höher gelegenen Partien Müggelheims haben nicht mal die Möglichkeit, sich einen Brunnen bauen zu lassen (Bohrtiefen zwischen 30 bis 45 Meter). Hier gäbe es nur die Lösung durch Anlegen einer Zisterne.

Ein anderer Weg ist möglicherweise die Umgestaltung des Gartens mit Pflanzen, die Hitze und Trockenheit vertragen.

Viele Wildpflanzen haben noch ihre ursprünglichen Strategien um Sonne und Trockenheit zu ertragen. So sterben beispielsweise nach kurzer Blüh- und Wachstumsphase die oberirdischen Teile ab. Dafür bildet die Pflanze Speicherorgane. Pflanzenbeispiele sind: Zwiebeln, Knollen oder Rhizome.

Beispiel für Zwiebelblumen: Tulpen, Krokus, Schneeglöckchen, Skilla, Alliumarten (Lauch). Knollen bilden folgende Pflanzen: Gladiolen, Canna, Tigerblume, Montbretie, usw.

Pflanzen mit Rhizomen sind: Mehrere Arten von Iris, Maiglöckchen, Lampionblume.

Pflanzen mit kleinen, stark gefiederten Blättern, welche möglichst behaart, wachsig oder grauweiße Blätter haben. Dazu gehören: Quendel, Oreganum, Lavendel, Rosmarin, Salbei, Wollziest, Heiligenkraut. Pflanzen mit Pfahlwurzeln wie Kletten, welche es in prächtigen Arten gibt, aber auch der Stauden-Mohn haben sich bei Trockenheit bewährt.

Eine letzte Pflanzengruppe sind die Sedum-Arten. Sie gibt es in einer großen Vielfalt von kleinen rosettenartigen flachen Pflanzenschönheiten bis zu den Dickblatt-Fetthennen und Kakteen. Ihre Strategie ist, nur nachts wenn die Luft kühl ist, ihre Atemlöcher zu öffnen, um Kohlendioxid aufzunehmen, verarbeiten tun sie es aber tagsüber, bei geschlossenen Atemöffnungen.

Da viele Botaniker schon vor vielen Jahrzehnten und Jahrhunderten Pflanzenschönheiten aus aller Welt zu uns gebracht haben, werden diese genannten Arten alle Aussicht haben, gerade erst jetzt so richtig an Bedeutung zu gewinnen.

Sie sehen, man muss nicht verzweifeln, es gibt immer Lösungswege.

Ich wünsche ihnen ein friedliches Weihnachtsfest, ein gesundes neues Jahr und weiterhin: Viel Freude im Garten.