Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 03/2004
März 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Großflughafen Schönefeld: Jetzt werden die Weichen gestellt
Wirtschaftskreis lädt zum 5. Geburtstag
Senatsverwaltung blockiert Fluglärmmessstelle in Müggelheim
Erinnerung für die zukunft: Ein Friedensstein auf dem Dorfanger
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Geschichten aus dem Müggelwald

Hugo räumt den Wald auf

Ich lebe ja nun schon viele Jahre im Müggelwald. Also nicht direkt im Wald, so wie die Wildschweine und Füchse, nein, ich wohne mit Herrchen und Frauchen und dem ollen Kater Onkel Susi in dem kleinen Holzhaus am Rande des Müggelwaldes.

Aber das wisst ihr ja alles.

Nun will ich euch etwas erzählen.

Vor einiger Zeit habe ich Hugo kennengelernt. Ein kleiner, netter Hund. Ich hatte ihn vorher noch nie hier gesehen. Also muss er neu sein. Ich glaube, er ist auch noch sehr jung. Ist aber auch egal. Wir kommen auf der Hunderunde ins Gespräch und er erzählt mir, dass er sich hier im Wald wohlfühlt, dass er die Bäume prima findet, dass ihm vor alle Dingen die Füchse gefallen, weil sie genauso groß sind wie er und weil er vielleicht mal mit ihnen spielen könnte, wenn Herrchen ihn nicht immer an die Leine nehmen würde.

Nun wusste ich einiges von ihm.

Aber das war noch nicht alles. Denn eines Tages kam er mir mit einem weißen, flauschigen Lappen im Maul entgegen.

„Hallo Strolch”, rief Hugo schon von Weitem. Hugo hatte das weiße, flauschige Ding beiseite gelegt, weil sein Herrchen mit ihm schimpfte. Aber wegnehmen ließ er es sich nicht. Er verteidigte seinen Besitz und rannte wie ein Verrückter durch den Wald.

Ich war sprachlos. Was hatte er denn da im Maul? Ich musste das rauskriegen. Also wartete ich auf die nächste Hunderunde und auf ein zufälliges Treffen mit Hugo. Es klappte. „Hugo, Hugo”, schrie ich durch den Wald, „komm mal her, ich möchte dich was fragen.” Hugo rief von Weitem: „Was willst du denn, ist es wichtig?”

„Ob es für dich wichtig ist, weiß ich nicht. Für mich ist es wichtig, weil ich nämlich sehr neugierig bin. Also ich möchte wissen, was das für flauschige weiße Lappen sind, die du rumschleppst und die dir nicht mal dein Herrchen wegnehmen kann.”

Hugo sah mich komisch an. „Du weißt nicht, was das ist? Das sind Papiertaschentücher, die mir auf Schritt und Tritt begegnen. Überall liegen sie herum. Im Sommer sind es so viele, dass man manchmal nicht den schönen Waldboden sehen kann. Stimmts, Strolch?” „Naja”, sagte Strolch, „ganz so schlimm ist es nicht, den Waldboden sieht man noch. Aber du hast Recht, die kleinen, flauschigen Hügel sehen im Müggelwald nicht schön aus. Sag mal, hast du keine Angst, dass du krank wirst, wenn du diese weißen, flauschigen Popellappen auffrisst?”

„Bist du bekloppt, Strolch? Denkst du wirklich, ich würde die auffressen? Igitt, igitt, igitt. Mir wird richtig schlecht, wenn ich nur daran denke. Ich will sie weghaben, einbuddeln oder was anderes damit machen. Und weil wir gerade beim Weghaben sind. Es gibt noch so viele andere Dreckdinger in unserem Müggelwald, die ich auch noch weghaben möchte.”

„Prima”, sagte Strolch, „du gefällst mir. Wir könnten ja beide einen Weghabenplan entwickeln. Aber ich glaube, das wird schwierig. Denn es liegen ja nicht nur diese leichten, flauschigen Popellappen hier herum. Es gibt auch schwere Sachen, die wir nicht wegschleppen können.”

Hugo dachte nach. „Du hast Recht Strolch. Ich kann mir nämlich auch nicht vorstellen, dass wir beide Bierbüchsen, Flaschen, Autoreifen oder Kühlschränke tragen könnten.”

„Da gibt es nur eins”, sagte Strolch, „Frauchen sagt immer, wehret den Anfängen. Also legen wir uns auf die Lauer und beißen den zweibeinigen Dreckschweinen in den Hintern, wenn sie ihren Dreck im Müggelwald wegwerfen.” „Prima”, sagte Hugo, „so werden wir es machen.”

Also seid vorsichtig ihr Dreckschweine, wir sitzen hinter jedem Busch. Das war ihr Motto. Mal sehen, ob es klappt. Ingrid Zweiniger