Müggelheimer Bote
12. Jahrgang, Ausgabe 11/2005
November 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
1. Müggelheimer Kulturwochenende: Kartenverkauf läuft auf vollen Touren
Großflughafen: Bald geht's um die Wurst
Kabarett: "Gute Seiten, schlechte Seiten"
Lenas Traum von einer Delfintherapie
Es weihnachtet in Köpenick
Ausflugstip: Textilmuseum
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Bäume im Garten

von Marianne Schäfer

Beinahe jeder, der mich in meinem Garten besuchte, empfand meinen kleinen Garten, na ja, etwa so als eine Art „Grüne Hölle“. Die hohe Weißtanne ist ein Prachtbaum, mein Hausbaum, wie man so sagt. Die Bambusbüsche sind trotz der Teilung schon wieder so mächtig wie zuvor, in die Breite gewachsen. Im Schatten unter den Haselbüschen, sind sie höher als frei in der Sonne stehend. Wie Kaskaden hängen ihre Wedel mit den schmalen, länglichen Blättern über den dicht stehenden Bambusstielen. Bei Wind schwingen ihre Stiele weich über die Bodendecker Pflanzen. Drei riesige Haselbüsche standen zwischen Ihnen. Sie standen schon als normale Büsche an der Stelle hinten im Garten, als ich vor 17 Jahren das Grundstück kaufte. Alle Bäume, Sträucher und Büsche sind seit dem kräftig gewachsen. Eine Erklärung könnte sein, dass ich den einst mageren, trockenen Sandboden seit 15 Jahren mit verrottetem Kaninchenmist dünge. Das gesamte Laub welches im Herbst braun und trocken auf die Erde fällt, wird auf die Rabatten, unter die Bäume und Sträucher verteilt. Das Regenwasser wird in Tonnen gesammelt und gezielt verteilt. Im Winter bekommen die Haselbüsche unterirdisch das Regen – bzw. Tauwasser. Alles in allem haben sich für alle Pflanzen die Lebensbedingungen sehr verbessert.

Kraftvoll, üppig und sehr wüchsig haben alle Gehölze ihren Habitus expandieren lassen – und ich hatte meine Freude daran. Aus den ehemaligen rundlichen Haselbüschen sind wahre Riesen geworden. Sie lehnten ihre Zweige auf mein Hausdach, auf der anderen Seite ragten sie weit in den Nachbargarten hinein. Von beiden Seiten sind sie ab und zu etwas gekürzt worden, zuletzt standen die ehemals rundlichen Büsche nur noch mit den dicken und überlangen Mittelästen da. Schweren Herzens hab ich sie nun absägen lassen. Ich selber habe ihre Zweige, an denen schon die noch steifen Haselkätzchen hingen, in den Schredder gesteckt. Übrig geblieben sind ein Berg sehr schweres, dichtes Holz mit sehr engen Jahresringen und zehn Säcke geschreddertes Geschnipsel.

Und nun fehlen sie mir! Die filigranen Zweige in denen im Frühling die gelben Hängekätzchen im Wind schaukelten. Das zarte Blättergrün unter dem die Schneeglöckchen, Winterlinge und der Waldmeister blühen. Ich hätte viel eher die Kürzung, oder wie jetzt, alles bis kurz über der Erde absägen lassen sollen.

Das ich mich lange mit dem Problem beschäftigt habe zeigt, dass ich die prächtige Herbstfärbung fotografiert habe. Im diesjährigen Frühjahr habe ich die Partie in meinem Garten gemalt. So gingen meine Gedanken hin und her. Meine Gefühle sagten: Nein, mein Verstand sagte: Ja. Nun bleibt mir nur das Vertrauen auf die Kraft der Natur. Es wird Jahre dauern bis die drei Haselbüsche die Lücke wieder füllen. Dann wird ihr Blätterdach den kleinen Sitzplatz wieder beschatten. Dann werden die rotbraunen und dunkelbraunen Eichhörnchen wieder die Nüsse klauen und sich ein kleines Fettpolster für den Winter anfressen.

Ich gehe durch den winterlichen Garten. Er ist lange nicht mehr so wie ich ihn damals vorgefunden habe, obwohl ich so viel wie möglich den Bestand an Bäumen belassen habe, einfach aus Achtung vor den lebenden Bäumen. Doch trotz der Pflege ist irgendwann auch für Obstbäume die Lebenszeit vorbei, sie vergreisen. Wie mir berichtet wurde, stammten sie einst aus einem Bauerngarten im Dorf. Wurden gerodet und hier neu eingepflanzt. Man stellt sich die Mühe mal vor! Ich hab sie nach und nach fällen lassen, bis auf einen Apfelbaum.

Schnell habe ich die Lücken geschlossen. Rosen und die dazu passenden Buxushecken. Im Schatten der Weißtanne wachsen Rhododendren und Azaleen. Riesig sind auch die drei Säulen-Wacholder geworden. Wenn es im Winter kräftig schneit, drückt die Schneelast ihre Zweige auseinander, sie sehen dann wie riesige Geisterwesen aus. Im Frühling nisten mit Vorliebe Grünfinken in ihrem pieksigen Inneren. Das Problem mit allen großen Gehölzen ist der Schatten. Zu wenig Licht beeinträchtigt das Wachsen und das Blühen. Man muß ja nicht gleich Bäume fällen, regelmäßig schneiden, auch Koniferen, Fichten, Douglasien und Kiefern kann man im Zaum halten. Es ist eine gut machbare Lösung, bevor man radikal vorgehen muss, wenn es nicht mehr anders geht. Ich beende meinen Gartenrundgang, das Wetter ist wirklich ungemütlich. Ich weiß, die Pflanzen ruhen jetzt. Fest umschließen die Hüllblätter die Knospen, in denen die zukünftigen Blüten schlummern. In der Erde schieben sich, solange der Boden nicht gefroren ist, die Würzelchen der gesteckten Blumenzwiebeln in die Erde, nehmen Feuchtigkeit auf, schieben aus der Zwiebelmitte den Trieb langsam nach oben. Das Gartenjahr geht zu Ende.

Ich wünsche Ihnen für das nächste Gartenjahr ein fröhliches und reiches Blühen, gute Ernte und viel Freude bei der Gartenarbeit! Mir wünsche ich, dass die zarten, einjährigen Haseltriebe, die wir geschont hatten, kräftig wachsen zu neuen Büschen.

Ihnen allen ein besinnliches, friedliches Weihnachtsfest!