Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 07/2007
Juli 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Parkplatzmangel größtes Ärgernis
Aktuelles vom BVBB
Benzinpreise steigen unermüdlich
85 Jahre Freiwillige Feuerwehr
Angerfest: Gelungenes Geburtstagsfest
Müggelheimer Künstler im Porträt
Ärger um geplante Spreequerung
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Heimatverein
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Alter Hase trifft auf Küken

Jugendfeuerwehr begeht feierliche Fahnenweihe
FF Müggelheim feierte 85. Geburtstag

von Simone Jacobius

Es war nicht die Premiere, die hatten sie knapp verfehlt. Aber immerhin ist die Müggelheimer Jugendfeuerwehr die zweite in Berlin, die bereits einen Achtjährigen in ihre Reihen aufnimmt. Denn erst seit Mitte Juni hat die Berliner Feuerwehr beschlossen, dass zumindest die Jugendfeuerwehren der Außenbezirke bereits ab acht Jahren den Nachwuchs aufnehmen dürfen. Bisher lag die Altersgrenze bei zehn Jahren.

Thomas Liebrenz und Mario Furchheim (re.) mit den vier Neuzugängen: Willy, Melina, Ferdinand und dem "Youngster" Jakob (v.li.). Foto: Jacobius

Jakob Suter sah allerdings nicht so aus, als würde er den Wirbel um seine kleine Person richtig verstehen. Brav trottet der Junge zwischen seinen großen Kameraden beim Festumzug rund um den Dorfanger. Denn die Aufnahme des 8-Jährigen war Bestandteil eines großen Festaktes: 10 Jahre Jugendfeuerwehr mit feierlicher Fahnenweihe und 85-jähriges Bestehen der Müggelheimer Freiwilligen Feuerwehr.

Direktionsleiter Mönch sagte in seiner Ansprache, Jugendfeuerwehren seien besonders wichtig, um den Nachwuchs zu sichern. Und Feuerwehrpfarrer Jörg Kluge sagte in seiner Predigt: „Womit ist uns mehr gedient, als damit, dass junge Menschen Verantwortung in der Gesellschaft und damit auch einen Dienst an der Gesellschaft übernehmen?“ Er weihte die neue Dreiecksfahne unter anderem mit einem traditionellen Leitsatz: Helfen in Not ist unser Gebot. Und Wehrführer Alfons Thurm hob besonders die Kameradschaft der Jugendlichen hervor, die Entwicklung zur Eigeninitiative und auch dazu Verantwortung zu übernehmen. Dazu tragen nicht nur die wöchentlichen Übungsnachmittage, sondern auch das jährliche Zeltlager der Jugendfeuerwehren teil.

17 Mitglieder zwischen 8 und 18 Jahren hat die Jugendfeuerwehr jetzt. Mario Furchheim und Thomas Liebrenz haben sie unter ihre Fittiche genommen. Willy Lapa (10), Melina Lorenz (9), Ferdinand Eimler (9) und Nesthäkchen Jakob Suter (8) wurden offiziel mit Urkunden als neue Kameraden begüßt. „Bei dieser Altersspanne müssen wir jetzt ein bisschen experimentieren. Wahrscheinlich teilen wir die Kinder und Jugendlichen in zwei Gruppen ein“, meint Liebrenz.

Nach der feierlichen Fahnenweihe bildete sich der Festumzug, zu der auch eine alte, von Pfrden gezogene Feuerwehrspritze gehörte. Abends wurde dann vor allem der 85. Geburtstag der Wehr gefeiert - mit einem zünftigen Feuerwehrball und einem großen Feuerwerksspektakel.

Übrigens: Einen Kameraden gibt es, der schon selber fast Geschichte schreibt. Udo Knabe bekam für seine 40-jährige Einsatzbereitschaft das goldene Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Ehrenzeichen am Bande verliehen. Weiterhin alles Gute!


85 Jahre FF Müggelheim

Die Geschichte unserer Feuerwehr

von Simone Jacobius

Eine richtige Feuerwehr gab es in den Gründungsjahren Müggelheims noch nicht. Im 18. und 19. Jahhrundert war es üblich, pro Gehöft einen Mann abzukommandieren zur Feuerbekämpfung. Als letzter Spritzenmeister dieser Art des Feuerschutzes fungierte der Landwirt Friedrich Hembt.

Thomas Liebrenz und Mario Furchheim (re.) mit den vier Neuzugängen: Willy, Melina, Ferdinand und dem "Youngster" Jakob (v.li.). Foto: Jacobius

Erst kurz nach der Eingemeindung des Ortes in die Stadt Berlin wurde am 22. Juni 1922 die Freiwillige Feuerwehr (FF) Müggelheim gegründet. Damals war das Löschen noch nicht ganz so komfortabel wie heute, standen doch nur eine Handdruckspritze mit Holzachse und ein Wasserwagen zur Verfügung. Diese Handdruckspritze hatte bei Gründung der FF schon mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel. Dennoch hat das Gerät aus dem Jahr 1801 auch dann noch gute Dienste geleistet. Als die Krampenburg am 4. Dezember 1921 in Flammen aufging, kam keines der Fahrzeuge aus den umliegenden Feuerwehren an das Feuer heran - aber die Müggelheimer Handspritze schaffte es, das Feuer wirksam zu bekämpfen, so dass ein Großteil der Krampenburg gerettet werden konnte. Ihre Tage waren dennoch gezählt. Es folgten eine moderne Handdruckspritze und kurz darauf die erste bespannte Motorspritze - auch noch von richtigen Pferdestärken gezogen.

Der erste Wehrführer der Müggelheimer FF war Walter Alburg. Nach ihm übernahm Staatsobersekretär Baeyer die Führung, ab 1933 dann Franz Schulze. Die ersten Feuerlöschgeräte waren in einem Spritzenhaus auf dem heutigen Kindergartengelände am Krampenburger Weg untergebracht. Erst 1926 wurde die Wache am heutigen Standort errichtet, das alte Spritzenhaus abgerissen. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Wache noch einen Anbau. Während des Krieges war dort ein ständig besetzter Feuerlöschzug stationiert.

Nach dem Krieg war der Bestand der Wehr auf elf Kameraden geschrumpft. Auch Löschgeräte gab es vorerst nicht mehr. Vom Militärkommando der Roten Armee erhielt Franz Schulze den Auftrag, eine einsatzfähige Wehr herzustellen. Da die Wache durch die Rote Armee besetzt war, wurden die ersten Löschgräte im ehemaligen Volkshaus am Krampenburger Weg, der heutigen Kita, untergebracht.

Zwar gab es ab Ende Mai ausreichend Material, doch das Fehlen eines motorisierten Löschfahrzeuges machte sich verheerend bemerkbar. So benötigten die Kameraden für den Anmarsch zu Waldbränden teilweise 50 Minuten. In einem Fall erreichte der Waldbrand ein Ausmaß von 300 Morgen. Für diese schweren Löscheinsätze wurden die Kameraden mit 250 Gramm Zucker zusätzlich belohnt.

Kurze Zeit später wurde als erstes Fahrzeug der Opel Blitz angeschafft, bei dem die Feuerwehrmänner längs zur Fahrtrichtung auf zwei Bänken saßen. In den folgenden Jahren wurde der Personalbestand auf das Doppelte erhöht, und wechselnde Fahrzeuge verstärkten die Mobilität der Wehr. Anfang der 70er-Jahre wurde dann ein Löschfahrzeug (LF 8 TS Robur) mit 400 Meter-Schlauchtransportanhänger angeschafft. Dazu gehörte auch erstmalig ein Schlauchboot für Wasserrettungseinsätze.

Nach dem Tod von Franz Schulze übernahm Rudolf Peuser die Wehrführung, gefolgt von Gerhard Pitschas, Wolfgang Arnoldi und Heinz Klein, bis sie von 1975 bis zur Wende wieder von Rudolf Peuser geführt wurde.

Besonders die vielen Waldbrände waren für die Kameraden immer problematisch, da das Löschwasser über weite Strecken zum Brandherd transportiert werden musste. Erst ein Tanklöschfahrzeug konnte da Abhilfe schaffen, dass in den 70er-Jahren in Müggelheim stationiert wurde. Doch dafür war das Dienstgebäude zu klein, eine neue Fahrzeughalle musste gebaut werden. Alle Kameraden leisten zusätzliche Arbeitsstunden und im Herbst 1980 konnte die neue Halle zünftig eingeweiht werden, der TLF 16 -W 50 hatte ein neues Zuhause.Von 1989 bis 1994 führte Werner Peuser die FF Müggelheim, danach folgte Torsten Litzki, gefolgt von Torsten Pokowietz (1997-2006) und seit diesem Jahr Alfons Thurm.

Anfang der 90er-Jahre wurde die FF durch die Berliner Feuerwehr übernommen. Das führte zu grundsätzlichen Veränderungen. So wurde der Ausrückebereich vergrößert, es kamen Einsätze bei medizinischen Notfällen hinzu und die Sirenen wurde zugunsten digitaler Funk-Alarmierungsempfänger abgeschafft (1993).

Die FF Müggelheim ist gegenwärtig eine modern ausgestattete Feuerwehr, die alle an sie gestellten Aufgaben jederzeit erfüllen kann. Dennoch sucht die FF ständig nach Nachwuchs, bei dem eine gehörige Portion Idealismus, technisches Verständnis und gesundheitliche Eignung vorausgesetzt werden.