Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 08/2007
August 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Kongresszentrum Seddinsee ist verkauft
Müggelturm: Investoren prüfen Kaufvertrag
Spreewiesen wieder in Eigentümerhand
Senioren erobern Schwarzwald und Elsass
Abschied vom "Herrn des Kaniswalls"
Müggelheimer Künstler im Porträt
Probleme mit dem Körpergewicht
Machbarkeitsstudie für Spreebrücke
Weitere Meldungen
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Gedanken aus Müggelheim
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Der Garten der Kretschmanns

von Marianne Schäfer

Leitgedanke und Ziel war dem Ehepaar immer, „ die tausendfältigen Lebensformen und Gesetze der Natur und die vernichtenden und aufbauenden Einwirkungen des Menschen zu verdeutlichen“.

Kurt und Erna Kretschmann hatten den Krieg überlebt und beide widmeten sich, in Waren an der Müritz dem Naturschutz. Das kleine Vogelschutzgebiet welches die Kretschmanns innerhalb von Jahren zu „dem Müritzhof“ machten, zeugt von dem besonderen Engagement. Es war ein besonderes Naturschutzgebiet und eine Lehrstätte, und es war das erste Projekt dieser Art weltweit. Dann, etwa Ende der 50er Jahre, zogen die beiden wieder in das Oderland. Kurt hatte das Ziel, aus einer alten Kiesgrube einen blühenden Garten zu machen. Nach etwa elf Jahren ist ihm das gelungen. Das Gelände war sehr abschüssig und uneben. Wild gewachsene Bäume und Büsche mussten gerodet werden. Etwa in der Mitte baute Kurt ein hübsches Blockhaus. Unter dem Dach schliefen sie. Auf der unteren Ebene war eine winzige Küche, ein großer Arbeits- und gleichzeitig Wohnraum. Ein Arbeitstisch vor dem Fenster, eine kleine Sitzecke, und viele Bücher. Die kleine Veranda hatte vor den Fenstern eine Sitzbank, Tisch und Stühle. Von außen war sie üppig mir wildem Wein berankt, so das im Sommer ein geheimnisvolles, grünes Licht dominierte.

In den Jahren arbeiteten beide im Garten. Sie formten und planierten, fällten Bäume und pflanzten neue ein. Aus dem Holz der Bäume wurden Wegeinfassungen, Geländer, Pergolen und eine Gartenlaube, welche dann von der Pfeifenwinde total berankt wurde. Kurt sägte Baumstämme zu Palisaden, um die Hänge zu befestigen und Erna planierte die angefahrene Muttererde. Bald entstanden kleine Quartiere wo Beerensträucher und Gemüse gepflanzt wurden, denn beide waren Vegetarier.

Besonders im oberen Teil des Geländes pflanzten sie an die 2000 Zierbäume und Sträucher von ganz unterschiedlicher Art. Darunter waren auch seltene Schönheiten. Die Gehölze befestigten den Hang und sorgten für ein besonderes Kleinklima. Viele von den Gehölzen und auch andere Pflanzen wurden von Naturfreunden gespendet, gleichermaßen haben viele Freunde bei den Arbeiten geholfen. Große Granitsteine, von der Eiszeit hierher geschoben, wurden aus dem Kies gewuchtet und passend platziert. Kleinere Steine wurden am Hang vor dem Blockhaus zu einem Steingarten verwendet. Inzwischen gab es auch Blütenstauden und Gewürzpflanzen. Bekannt und beliebt war der Wackelturm, welcher auf dem oberen Plateau stand. Der war auch Kurts Idee und bei den Bauarbeiten haben Forstleute kräftig geholfen. Er sah auch wie ein riesiger Hochstand aus. Beim Besteigen musste man sorgsam tastend die rustikalen Leitersprossen erklimmen. Von oben hatte man einen phantastischen Ausblick über das Odertal. Weit in der Ferne, im blauen Dämmer liegen die kleinen Orte und dann der Oderbruch. Eine abwechslungsreiche Landschaft, von der Eiszeit geformt. In einem gespülten Einschnitt liegt die Berliner Straße, welche nach Bad Freienwalde hinein führt. Das alles sieht man vom Wackelturm, welcher nach über 30 Jahren neu, von einer Fachfirma für viel Geld, wie Kurt sagte, errichtet wurde.

Inzwischen war das „Haus der Naturpflege“ bekannt geworden. Gäste waren jederzeit willkommen und es lag nahe, dass mancher gerne länger bleiben und helfen wollte. Daher wurden auf einem seitlichen Plateau ein Gästehaus und ein Haus für Ausstellungen und Fachvorträge gebaut. Niemals groß, sondern klein, aus Holz und mit einem spitzen Dach. Ein anderes Informationshäuschen hatte auf dem Dach ein riesiges Storchennest, denn Kurt war nicht nur der Mann, der die Eule als Naturschutzsymbol geschaffen hat, sondern er war auch der Storchenvater vom Oderbruch. Überall im Gelände befanden sich Schautafeln oder Namensschilder der Pflanzen oder Anschauungsmaterial.

Einmal waren auch wir Gäste, wohnten in dem kleinen Gästehaus. Ich arbeitete damals an dem Arbeitstisch, welcher an der Längsseite des Blockhauses angebaut war. Ich topfte bewurzelte Stecklinge ein und stellte sie anschließend in den kleinen Frühbeetkasten hinter dem Haus. Im kleinen „Foerster Garten“ habe ich gejätet und im kleinen Tälchen, in der untersten Ebene des Geländen ordnend eingegriffen. Ich durfte auch Gäste durch das Gelände führen und alles hat mir viel Freude gemacht. Kretschmanns waren besondere Menschen. Kurt der Aktive, der Mann mit den Visionen. Erni war die Seele vom Ganzen.