Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 3/2011
März 2011
Müggelheimer Bote

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Ärztezentrum soll schließen
Die neuen KoBBs stellen sich vor
BBI: Ein bisschen Klarheit in die Diskussion bringen
Müggelheim - Helau
Gentechnik einmal praktisch
Elektrosmog - Belastung in Müggelheim
Qigong für Müggelheimer Senioren
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Den Frühling erwarten

von Marianne Schäfer

Noch ist das Wetter viel zu unwirtlich, um etwas im Garten zu richten. Ich nahm deshalb den kleinen Stapel alter Bauernkalendern hervor. Mal sehen, wann der Frühling nach ihren weisen Sprüchen zu erwarten ist. Diese Weisheiten sind beinahe immer auf ein bestimmtes Gebiet, wie das Gebirge, oder mehr in einer südlichen oder nördlichen Gegend zugeschnitten. Also für uns kaum anwendbar. Trotzdem ist es ganz lustig die Aussagen zu vergleichen. Im Februar wird das Wetter für den nächsten Monat und teilweise bis in den Sommer vorhergesaget.

Der erste Kalender hatte den Spruch "Lichtmess (2. Februar) hell und klar, gibt ein gutes Roggenjahr". Der zweite Kalender traf schon eher unser jetziges Wetter: Ist der Februar trocken und kalt, kommt im Frühjahr Hitze bald. Der dritte Spruch hingegen deutet auf ein spätes Frühjahr: Sonnt sich die Katz im Februar, muss sie im März zur Ofenbank gar. Der vierte Bauernkalender hatte den Spruch: Im Februar Schnee und Eis, macht den Sommer heiß.

Egal wie das Wetter im März sein wird, wir können es nicht ändern. Meine Frühlingsblümchen hatten sich zum Teil schon aus der Erde geschoben und an den letzten Februartagen bei minus 16 Grad lagen die ersten Schneeglöckchenblüten matt auf dem gefrorenen Boden. Die Vögel an den Futterhäuschen hatten wieder großen Bedarf an Fettkörnern, das war mir ein Zeichen, dass es wieder sehr kalt wird.

Aber irgendwann im März lässt der Frühling sein blaues Band flattern!

Noch liegen die Blätter der Bergenien matt auf der frostigen Erde. Ein Wetterumschwung - und alles sieht wieder anders aus. Dann schieben sich so nach und nach im Garten all die lieben Kleinen aus der Erde. Aber auch an den Waldrändern, an den Ufern unserer Gewässer, in den Parkanlagen, auf den Friedhöfen, überall beginnt es zu blühen. Die Lust auf leuchtende Farben, die uns im Angebot der Blumengeschäfte entgegen blüht, können wir kaum ignorieren. Jetzt muss es blühen, überall!

Aber, es kann wie in allen Jahren, nochmal einen Dämpfer geben. Dick in Pelzhüllen stecken noch die Magnolien-Blüten. Die Zaubernüsse entfalten aber schon seit einiger Zeit ihre ersten Fusselblüten. Die Weidenkätzchen schieben ihre gelben Narben aus dem silberweißen Pelz und locken die Hummeln und die Bienen zum ersten Nektartrank.

Wenn die Krokusblüte beginnt, eröffnen die Wildkrokus-Arten das große Blühen. Im Allgemeinen sind die Wildkrokusse etwas für Botaniker oder Sammler. Die frühesten sind zum Beispiel ein weiß-violetter und ein zierlicher weißblühender Krokus, welche sogar auch in Deutschland in leicht feuchten Wiesen wild blühen. Danach blühen die zarten Elfenkrokusse, die sich auch gut in unseren Gärten vermehren. Erst danach kommen die Mittelfrühen. Das sind meist die Gelben und die Gelb-braun-gestreiften. Als letztes blühen die großen kräftig violetten und die violett-weiß-gestreiften Gartenkrokusse, mit den orangefarbenen Narben - das sind Züchtungen.

Im Naturgarten, geschützt unter Bäumen oder Ziersträuchern, können sich schnell die verschiedensten Frühlingsblüher mit ihren leuchtenden Farben zeigen. Als Blickfang könnte der große Nießwurz (Helleborus) schon mit seinen wunderschönen Blüten, die sich lange halten, fungieren. Die locker verstreut blühenden Schneeglöckchen und die kleinen gelben Winterlinge mit ihrem Krägelchen leuchten als erste aus dem Herbstlaub, welches durchaus nicht entfernt werden sollte. Auch die trockenen Halme von niedrigen Ziergräsern oder Farnen gehören zum Stimmungsbild des Naturgartens.

Wer einmal ein paar gelbliche Knöllchen vom Lerchensporn erworben hat, erlebt bei sonnigem Wetter bald sein rosa, weiß und zartviolettes Wunder. Überall, wo man niemals die Knöllchen in die Erde gesteckt hätte, schieben sich die zarten gefiederten Blättchen aus der Erde. Am liebsten an leicht schattigen Stellen. Und dann entfalten sich an den zarten Stielchen die Blüten mit dem Sporn. Für den Frühstückstisch pflücke ich mir dann gerne ein kleines Sträußchen.

Die rätselhafte Vermehrung bewerkstelligen die Ameisen. Dort, wo sie das Samenkorn fallen lassen, keimt es dann und ein neues Lerchenspornpflänzchen wächst. Die Blütezeit ist dann schnell vorbei und das zarte Laub vergilbt. Erst nach dem ersten Blühhöhepunkt kommen die Tulpen mit ihrer geraden Haltung und den knalligen Farben. Ein ganz anderes Bild im Garten entsteht.

Karl Foerster würde sagen: Mit Pauken und Trompeten ziehen die Tulpen alle Blicke auf sich. Auch hier blühen die botanischen Arten, welche deutlich kleiner im Wuchs und in der Blüte sind, zuerst. Aber sie sind viel langlebiger. Wenn man die abgeblühten Zwiebeln in der Erde lässt, blühen sie durchaus mehrere Jahre zuverlässig. Nach ihnen blühen dann die Hochzüchtungen mit der großen Farben- und Formenvielfalt.

Wer den Frühling bei einer Naturwanderung erleben möchte, dem empfehle ich die Buschwindröschen-Blüte in einem Buchenwald, wie zum Beispiel auf Rügen an der Kreideküste. Oder die berühmte Adonisblüte im Oderbruch zwischen Groß Neuendorf und Ortwig, oder bei Alt-Lewin und Letschin. Genießen Sie den Frühling, wo auch immer!