Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 8/2011
August 2011
Müggelheimer Bote

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Volksbegehren gegen Nachtflüge - Neue Verhandlung in Leipzig
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Geschichten aus dem Müggelwald

Tierische Abenteuer im Müggelwald

Carlos allein im Wald

von Anne Müller

Müde und zufrieden schleppte sich der rot-weiß getigerte Kater Carlos aus seinem Schuppen zum leeren Futternapf an der Küchentür. Es hatte wieder geschneit. Die zweibeinige Oberkatze war gerade aus seinem blauen Monstrum ausgestiegen und rannte nervös mit Geschirr und dem Fresschen hin und her.

Nachdem sich Carlos etliche Stunden ausgeruht, geputzt und gleichzeitig das Territorium um den Schuppen nur mit seiner Anwesenheit verteidigt hatte, kam nun wieder die Zeit, natürlich nach dem Essen, weitere Gebiete zu erobern. Gewöhnlich pflegte er diese Eroberungstouren zusammen mit seiner Mutter oder aber auch der ungelenken Oberkatze, ja im schlimmsten Falle alleine durchzuführen.

Das Fresschen war vorzüglich, irgendwas schmeckte nach Gans oder Ente. Warum gab es eigentlich keine Rotkehlchenpastete? Die Oberkatze rief genervt etwas von "morgen früh nicht schon wieder um Vier Uhr raus wollen" und "Wehe du kratzt wieder " und andere düstere Sätze. Nun rannte die Oberkatze zusammen mit der unwichtigeren zweiten Zweibeinkatze durch den Schneehaufen zu seinem Schuppen, kramte lange dünne Bretter heraus und verließ das Gebiet Richtung Gartentor. Das war die Gelegenheit, dachte sich der Kater und rannte gespannt hinterher. Auf der Straße stellten sich die Zweibeiner ziemlich umständlich auf die Bretter und schoben sich wie eine Eisenbahn voran. Carlos hatte Angst und zeigte den Dingern seinen haarigen Buckel, rot und krumm. Doch dann ging es los, vorbei an bekannten Gartentoren, an Hundegebell und schließlich in unbekanntes Gebiet.

Nach dem letzten Grundstück wurde Carlos doch schon mulmig zumute. Soweit war er noch nie gelaufen. Die Oberkatze rief ihm zu und befahl ihm zu folgen. Also rannte er weiter und betrat den dunklen Waldweg. Ein Rotkehlchen flatterte in den Wald hinein und kurzzeitig war er vom Jagdfieber gepackt. Die Oberkatze war indessen entnervt weiter gefahren und rief laut: " Wir fahren jetzt weiter Carlos!" Damit war sie weg. Carlos hatte das Rotkehlchen verloren und kehrte ängstlich zur Stelle am Wegesrand zurück. Niemand da, nur der Mond strahlte grün und traurig auf den Schnee. "Miauuuu", Carlos weinte und wünschte sich die rettende Oberkatze herbei. Vergeblich.

Alleine gelassen war er nun im dunklen Wald und lauschte in seiner Angst besonders angestrengt umher. Oh Gott, ein grässlich lauter Uhu saß direkt auf dem Nachbarbaum und hatte es auf ihn abgesehen. Irgendwas Feindliches raschelte im Eichenlaub und in der Nähe war ein wütendes Schnaufen zu hören. Drei feindselige Hunde liefen dicht an Carlos vorbei. Carlos gefror das Blut in den Adern und er erstarrte. Sogar das Flugzeug am Himmel schien bedrohlich zu wirken. Es kam immer näher. Carlos hielt sich die Augen zu, verlor sogar einige Angsttropfen in sein Fellchen und er weinte lauthals.

Doch was waren das für vertraute Geräusche? Aus dem Dunkel des Waldes traten nun etwas hektisch zwei Gestalten hervor. Carlos erkannte neben der unbedeutenden Zweitkatze nun endlich die Oberkatze, welche laut seinen Namen schrie. Welch ein Stein fiel ihm vom Herzen. Nun hatte er ganze zehn Minuten allein im Wald gesessen und wäre beinah vom Uhu, Wildschwein oder Hund zerfleischt worden. Erleichtert sauste er mit aufrechtem Schwanz vor den Brettern hin nach Hause und erreichte erschöpft das rettende Gartentor. Die Expedition war beendet. Diese Nacht würde er bis vier Uhr in der Frühe als Dank besonders dicht geschmiegt an der Oberkatze im weichen Bettchen verbringen.