Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 8/2011
August 2011
Müggelheimer Bote

Inhalt
Sorgenkind Müggelturm
Einmal Kamerad, immer Kamerad
Volksbegehren gegen Nachtflüge - Neue Verhandlung in Leipzig
Bezirkspolitiker im Interview
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
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Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Heimatverein
Kirche
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Müggelheimer Bote
 

Bezirkspolitiker im Interview

Unser Service zur Wahl

Am 18. September wird in Berlin gewählt. In den nächsten beiden Ausgaben des Müggelheimer Boten stellt Ihnen Simone Jacobius "unsere" Kandidaten in Interview-Form vor. In diesem Monat beginnen wir mit den Spitzenkandidaten der großen Parteien für die BVV in Treptow-Köpenick. Im September stellen wir Ihnen dann unsere vier Direktkandidaten fürs Berliner Abgeordnetenhaus vor.


Oliver Igel, SPD

Ich wurde 1978 in Köpenick geboren, bin hier zur Schule gegangen und habe mein Abitur gemacht. Ich bin ledig. An der Freien Universität Berlin habe ich Neuere deutsche Literatur, Neuere Geschichte und Politikwissenschaft studiert. Nach beruflichen Stationen bei einer Stiftung und bei einer Tageszeitung bin ich jetzt als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag tätig. MüBo: Welche Beziehung haben Sie zum Bezirk Treptow-Köpenick?

Igel: Treptow-Köpenick ist meine Heimat. Durch die Bezirksfusion ist sie etwas größer geworden. Ich bin mit dem Bezirk verbunden - und zwar mit dem ganzen Bezirk. Wir sind eine Großstadt mit ganz unterschiedlichen Menschen, mit knurrigen und fröhlichen Mitmenschen, mit zurecht wütenden Protestierern und ruhigen Flaneuren an anderer Stelle. Das macht Treptow-Köpenick aus.

Was gefällt Ihnen hier am besten?

Die Natur, die Landschaft mit der und von der wir leben und die wir erhalten müssen. Der Wald, die Seen, die Flüsse. Aber eben auch die ganz unterschiedlichen Menschen hier machen den Bezirk so lebens- und liebenswert.

Wo sehen Sie die größten Probleme des Bezirks? Und welche wollen Sie als erste angehen?

Wir müssen ganz einfach zugeben, dass das Verhältnis zwischen Bürgerschaft und Politik schlecht ist. Viele sind enttäuscht – nicht nur wegen des Flughafens. Wir müssen es anpacken, dieses Verhältnis zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern wieder zu verbessern. Dazu gehören für mich mehr Informationen für die Bürger, mehr Mitsprachemöglichkeiten – denn wir müssen uns auch klar werden: nur gemeinsam können wir Dinge durchsetzen. Wir werden nach den Wahlen als erstes einen Haushalt aufstellen müssen. Das wird kein einfaches Spiel. Da müssen wir zusammen dafür kämpfen, dass wir so viele Finanzmittel bekommen, um unsere Einrichtungen erhalten zu können, Angebote sichern und damit auch Lebensqualität durch öffentliche Angebote gewährleisten.

Was meinen Sie, qualifiziert Sie besonders für den Posten des Bezirksbürgermeisters?

Mit mir ist ein Generationenwechsel im Bezirksamt möglich. Ich kenne den Bezirk, aber auch mehr als zehn Jahre Bezirkspolitik. In den letzten Jahren habe ich bei Veranstaltungen oder in Gesprächen auch viele Müggelheimerinnen und Müggelheimer kennengelernt. Die Probleme in den einzelnen Ortsteilen sind ganz unterschiedlich. Genau das ist die Herausforderung, auf die ich mich freue. Und ich setze auf ein Miteinander: auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit denjenigen, die sich in ihren Ortsteilen jetzt schon engagieren.

Im Moment gleicht Treptow-Köpenicks Straßenlandschaft einer großen Baustelle – ein Ende ist noch nicht absehbar. Welchem Bauvorhaben messen Sie Priorität bei und wie wollen Sie die Belastungen für die Autofahrer/Anwohner/Gewerbetreibenden möglichst gering halten.

Die Vollendung der Altstadtumfahrung und die neue Süd-Ost-Verbindung (SOV) sind die wichtigsten Straßenbauvorhaben. Insbesondere mit der SOV sollen in Oberschöneweide Anwohnerstraßen wieder lebenswert werden, weil der Durchgangsverkehr herausgenommen wird. Man sollte nicht leugnen, dass es bei Straßenbauarbeiten zu Beeinträchtigungen kommen wird. Gerade diejenigen Müggelheimerinnen und Müggelheimer, die beruflich oder aus anderen Gründen in die Stadt pendeln müssen, sind im Köpenicker Raum durch Dauerbaustellen belastet. Je nach Dauer des Projektes müssen Lösungen gefunden werden, wie Bauzeiten kurz gehalten, Straßensperrungen gering gehalten und genügend Umfahrungsmöglichkeiten geboten werden können. Dazu gehört es, dass in einer Region nicht mehrere Vorhaben gleichzeitig angepackt werden sollten.

Sehen Sie eine Beeinträchtigung des Bezirks (Menschen und Natur), durch die Eröffnung des BBI/BER?

Bereits jetzt ist unsere Region ganz erheblich durch Fluglärm vom Flughafen Schönefeld belastet – und zwar tagsüber und in der Nacht. Die Eröffnung des neuen Flughafens wird weitere ganz erhebliche Belastungen für Mensch und Natur mit sich bringen. Nicht nur die Passagiere und Fluglotsen werden von Tegel nach Schönefeld verlagert, sondern auch Lärm und Abgase. Wir waren als SPD gegen den Standort Schönefeld und haben Sperenberg favorisiert. Dann hätten wir heute schon längst einen Hauptstadtflughafen und eine moderne Verkehrsanbindung an die Innenstadt. Die Entscheidungen, an denen auch die SPD beteiligt war, sind anders gefallen. Uns muss es jetzt weiter um den bestmöglichen Schutz unserer Bevölkerung gehen.

Viele Menschen protestieren nach wie vor gegen den drohenden Fluglärm. Sehen Sie den Kampf bereits als verloren, oder könnten Sie die Betroffenen noch in irgendeiner Art und Weise unterstützen? Wenn ja, wie?

Der Kampf ist weder verloren noch ist er beendet. Die Belastung werden wir ja erst richtig nach Eröffnung des Flughafens erleben. Dann werden wir ziemlich schnell merken, was der passive Lärmschutz bringt und ob er zumindest verbessert werden muss. Die Flugrouten werden genauso zur Diskussion gestellt werden, wenn es neue Varianten geben sollte, die weniger Menschen belastet. Und uns muss es um ein konsequentes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr gehen, genauso wie wir es unattraktiv gestalten müssen, mit alten und lauten Maschinen in Schönefeld starten und landen zu wollen. Diese Forderungen müssen wir weiter vehement erheben.

Wie wollen Sie den Menschen das Vertrauen in die Politik zurückgeben?

Mit Kritikfähigkeit und Lernfähigkeit. Wir wollen Treptow-Köpenick gemeinsam gestalten. Dazu gehört es, zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern Ideen zu entwickeln, wie sich unser Bezirk weiter entwickeln soll, aber auch Sorgen und Nöte ernst zu nehmen, auch wenn sie nicht sofort und nicht vom Bezirk gelöst werden können. Und wir müssen mehr informieren, was wir eigentlich machen, warum wir welche Entscheidungen getroffen haben. Es muss uns gelingen, so Politik und Bürgerschaft wieder ein Stück zu versöhnen.

An welchem Ressort hätten Sie neben dem Bürgermeisterposten noch Interesse?

Ich habe von Anfang an Kulturpolitik gemacht. Das ist eine Leidenschaft, die auch zu unserem Bezirk gehört. Außerdem habe ich Erfahrungen in der Haushalts- und Wirtschaftspolitik gesammelt, die ich ebenso einbringen möchte.


Ines Feierabend, Die Linke

Geburtsjahr: 1965 also 46 Jahre alt; geboren in Erfurt, dort auch aufgewachsen; Familienstand: in einer festen Beziehung lebend Beruf: Lehrerin; Werdegang: Seit 1990 im Öffentlichen Dienst des Landes Berlin als Sachbearbeiterin, Gruppenleiterin, Amtsleiterin und persönliche Referentin der Staatssekretärin und seit 2006 Bezirksstadträtin für Soziales und Gesundheit in Treptow-Köpenick

MüBo: Welche Beziehung haben Sie zum Bezirk Treptow-Köpenick?

Feierabend: Aus dem Bezirk Treptow-Köpenick (einer von 12 Bezirken) ist in den fünf Jahren als Bezirksstadträtin in Verantwortung für Treptow-Köpenick mein Bezirk geworden.

Was gefällt Ihnen hier am besten?

Treptow-Köpenick hat die engagiertesten Bürgerinnen und Bürger. Treptow-Köpenick hat das größte Gewässer Berlins, die längste Straße und ist der grünste Bezirk – ein Bezirk zum Leben und Wohlfühlen.

Wo sehen Sie die größten Probleme des Bezirks? Und welche wollen Sie als erste angehen?

Ob BBI oder neu BER in 2012 geht der neue Großflughafen in Schönefeld in Betrieb. Bis dahin ist im Interesse der Treptow-Köpenicker/innen und in Verantwortung für Sie für den Erhalt des Naherholungsgebietes Müggelsee, des Trinkwasserschutzgebietes und für Flugrouten zu streiten, die die geringsten Belastungen für die Menschen und die Umwelt darstellen. Lärm macht krank. Das ist erwiesen. Deshalb ist ein konsequentes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr durchzusetzen.

Ein weiteres großes Problem wird die Aufstellung des Doppelhaushaltes des Bezirkes für 2012/2013 sein. Um die Aufgaben für die Bürgerinnen und Bürger umfassend, schnell und zur Zufriedenheit zu erledigen, braucht es eine angemessene auskömmliche Finanzierung. Vor allem auch für den Erhalt von Angeboten in den Bereichen Jugend, Kultur, Bildung, Sport und Soziales. Nach den Mittelzuweisungen der Senatsverwaltung für Finanzen, die heute schon vorliegen, wird es noch viele Auseinandersetzungen um starke Bezirke für Berlin geben.

Was meinen Sie, qualifiziert Sie besonders für den Posten des Bezirksbürgermeisters?

Meine Lebens- und Berufserfahrung, Verbindlichkeit, zuhören können sowie die Hartnäckigkeit beim Verfolgen von gestellten gemeinsamen Zielen und deren Umsetzung und Durchsetzung.

Im Moment gleicht Treptow-Köpenicks Straßenlandschaft einer großen Baustelle – ein Ende ist noch nicht absehbar. Welchem Bauvorhaben messen Sie Priorität bei und wie wollen Sie die Belastungen für die Autofahrer/Anwohner/Gewerbetreibenden möglichst gering halten?

Die zügige Fertigstellung der Straßenbauarbeiten wie zum Beispiel die Vorhaben Hirschgartendreieck, Glienicker Weg, Eisenhutweg und Groß Berliner Damm haben höchste Priorität. Hier geht es vor allem darum, dass der Bezirk seinen Beitrag zur besseren Koordination der genannten Baumaßnahmen erhöht. Weiterhin müssen wir durch bessere, öffentlichkeitswirksame Information alle Bürgerinnen und Bürger des Bezirks sowie der betroffenen Anwohner/innen, Gewerbetreibenden und Autofahrer/innen über Sinn und Zweck, aber auch Umfang und zeitliche Abläufe der Maßnahmen informieren. Es geht auch eine deutlich verbesserte Vorbereitung von geplanten Baustellen mit den zuständigen Behörden der Verkehrlenkung.

Sehen Sie eine Beeinträchtigung des Bezirks (Menschen und Natur), durch die Eröffnung des BBI/BER?

Siehe 6. - Aufgaben und Probleme mit oberster Priorität.

Viele Menschen protestieren nach wie vor gegen den drohenden Fluglärm. Sehen Sie den Kampf bereits als verloren, oder könnten Sie die Betroffenen noch in irgendeiner Art und Weise unterstützen? Wenn ja, wie?

Dass es nicht zu spät ist, zeigen die aktuellen Presseveröffentlichungen des Umweltbundesamtes mit der Empfehlung eines konsequenten Nachtflugverbotes. Im Streit um den Lärm ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Als Mitglied des Bezirksamtes stehe ich hinter der Ablehnung der Vorschläge, unseren Bezirk betreffend, der Deutschen Flugsicherung vom 04.07.2011. Im Bezirksamt haben wir uns darauf verständigt, dass die Bürgermeisterin im Namen des Bezirksamtes ans das Umweltbundesamt mit der Bitte um intensive Prüfung der Vorschläge der Deutschen Flugsicherung schreibt. Das Bezirksamt unterstützt organisatorisch die Unterschriftensammlung zur Einleitung eines Volksbegehrens. Als Bezirksstadträtin für Gesundheit setze ich mich bei den zuständigen Ministerien für die Umsetzung des Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick ein, dass eine Studie zu gesundheitsschädlichen Einflüssen gezielt zu den Auswirkungen des in Bau befindlichen Flughafens auf die Gesundheit der Bevölkerung in den umliegenden Berliner Ortsteilen und brandenburgischen Umlandgemeinden erstellt wird.

Wie wollen Sie den Menschen das Vertrauen in die Politik zurückgeben?

Durch eigene Glaubwürdigkeit und Verbindlichkeit.

An welchem Ressort hätten Sie neben dem Bürgermeisterposten noch Interesse?

Soziales - das geht nur mit uns!


Svend Simdorn, CDU

Ich bin 1960 geboren und in Müggelheim aufgewachsen, habe später auch in Johannisthal und Baumschulenweg gelebt. Heute wohne ich in Bohnsdorf, bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich habe viele politische Funktionen in der Kommunalpolitik innegehabt und bin heute Bezirksstadtrat für Bürgerdienste, Bildung und Sport in unserem schönen Bezirk.

MüBo: Welche Beziehung haben Sie zum Bezirk Treptow-Köpenick?

Simdorn: Es ist meine Heimat, ich bin hier aufgewachsen, Mitglied in vielen Vereinen und habe die Möglichkeit in meiner Funktion als Stadtrat für unseren Bezirk wirklich etwas zu bewirken.

Was gefällt Ihnen hier am besten?

Die Wälder und Seen, die idealen Bedingungen zum Leben und Wohnen, die wirtschaftlichen Potentiale und natürlich die vielfältige Sportlandschaft mit Angeboten für Breitensportlerinnen bis zu Nationalmannschaftskadern. In fünf bis zehn Jahren soll der Satz "Treptow-Köpenick ist das Steglitz-Zehlendorf des Ostens" umgekehrt lauten: "Steglitz-Zehlendorf ist das Treptow-Köpenick des Westens". Wir haben beste Chancen, das zu schaffen, die Nummer 1 im Land Berlin zu werden.

Wo sehen Sie die größten Probleme des Bezirks? Und welche wollen Sie als erste angehen?

Wir haben definitiv ein Verkehrsproblem, das wird sich mit Inbetriebnahme des Flughafens noch verschärfen. Die derzeit vorliegenden Flugroutenvorschläge belasten viele Bürgerinnen unseres Bezirkes über Gebühr. Und es fehlt uns an einem Leitbild für unseren Bezirk das die vorhandenen Stärken wie die hervorragende Wissenschafts-und Wirtschaftslandschaft aber auch den überragenden Sportstandort gebührend herausstellt und die natürlich auch vorhandenen Probleme aufgreift. Daran müssen wir arbeiten.

Was meinen Sie, qualifiziert Sie besonders für den Posten des Bezirksbürgermeisters?

Ich kenne meinen Bezirk und die Menschen die hier leben, bin mit den Problemen vertraut und habe ein großes Maß an Erfahrung in kommunalpolitischer Führungsverantwortung. Darüber hinaus bin ich entscheidungsfreudig und bereit meine ganze Zeit und Kraft für das Gedeihen unseres Bezirkes einzusetzen.

Im Moment gleicht Treptow-Köpenicks Straßenlandschaft einer großen Baustelle – ein Ende ist noch nicht absehbar. Welchem Bauvorhaben messen Sie Priorität bei und wie wollen Sie die Belastungen für die Autofahrer/Anwohner/Gewerbetreibenden möglichst gering halten.

Ich halte den Weiterbau der A 100 für unersetzlich um die Bürgerinnen vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Jede Straßenbaumaßnahme die Durchgangsverkehr mindert findet meine Zustimmung. Dabei ist eine erheblich bessere Abstimmung der Baumaßnahmen notwendig, eben gerade um Belastungen gering zu halten.

Sehen Sie eine Beeinträchtigung des Bezirks (Menschen und Natur), durch die Eröffnung des BBI/BER?

Ja in vielerlei Hinsicht. Vor allem Lärmbelastungen durch Flugzeuge und den zunehmenden Zubringerverkehr. Natürlich gibt es auch wirtschaftliche Chancen für den Bezirk, aber Gesundheit und Sicherheit der Bürgerinnen muss zwingend Vorrang haben

Viele Menschen protestieren nach wie vor gegen den drohenden Fluglärm. Sehen Sie den Kampf bereits als verloren, oder könnten Sie die Betroffenen noch in irgendeiner Art und Weise unterstützen? Wenn ja, wie?

Der Kampf ist nicht verloren und ich habe mich schon in der Vergangenheit immer für die Interessen der betroffenen Bürgerinnen eingesetzt. Das werde ich natürlich auch zukünftig tun. Ich bin Bohnsdorfer und weiß genau was Fluglärm für schädliche Auswirkungen hat. Ob durch die Einrichtung einer unabhängigen Beratung für Lärmschutz oder Gespräche und Anträge auf allen Ebenen um zu Lärmminderung und verträglicheren Flugrouten zu gelangen, der Kampf geht weiter und ich werde mich meiner Verantwortung stellen.

Wie wollen Sie den Menschen das Vertrauen in die Politik zurückgeben?

Das geht nur durch harte Arbeit und nachvollziehbare Entscheidungen. Die Bürgerinnen wollen mitreden können. Ich bin immer ansprechbar, egal zu welcher Zeit und an welchem Ort und bereit täglich dazuzulernen.

An welchem Ressort hätten Sie neben dem Bürgermeisterposten noch Interesse?

Ich arbeite derzeit für die Ressorts Bürgerdienste, Bildung und Sport und das durchaus erfolgreich und war auch lange als Baustadtrat tätig. Eine Fortsetzung meiner Arbeit in diesen Bereichen könnte ich mir gut vorstellen, allerdings wird durch die Vereinheitlichung der Ämterstruktur in Berlin ein neuer Zuschnitt der Ressorts kommen. Nach der Wahl am 18. September werden wir miteinander reden und dann sehen was möglich ist.


Stefan Förster, FDP

30 Jahre, geboren und aufgewachsen in Köpenick, ledig, Historiker und Journalist, seit 2000 Mitglied der FDP, seit 2002 Bezirksverordneter in der BVV Treptow-Köpenick, zuletzt Fraktionsvorsitzender.

MüBo: Welche Beziehung haben Sie zum Bezirk Treptow-Köpenick?

Förster: Treptow-Köpenick ist mein Heimatbezirk – nirgendwo möchte ich lieber wohnen und leben als hier. Ich bin hier groß geworden, kenne die Menschen und ihre Besonderheiten, schätze die hohe Lebensqualität. "Heimat ist da, wo man sich nicht erklären muss." sagte Johann Gottfried Herder einmal. Das trifft es wohl am besten.

Was gefällt Ihnen hier am besten?

Das viele Grün und das viele Wasser. Ich mag Müggelsee und Müggelwald, Dahme und Spree, die Ortsteile mit ihren liebenswerten Eigenarten. Gern denke ich auch an Wanderungen mit meinen Großeltern nach Müggelhort, Neu Helgoland, Marienlust oder zur Krampenburg zurück.

Wo sehen Sie die größten Probleme des Bezirks? Und welche wollen Sie als erste angehen?

Ein immer noch großes Problem ist die mangelhafte Verkehrsinfrastruktur. Treptow-Köpenick ist Transitbezirk und entsprechend häufig staut es sich jeden Morgen und am Nachmittag. Daher müssen dringend die notwendigen Umgehungsstraßen gebaut werden. Dazu gehört die Ost-West-Trasse vom Bahnhof Köpenick zur Straße an der Wuhlheide, die die Bahnhof- und Lindenstraße entlasten soll sowie die Süd-Ost-Verbindung zur Umgehung von Schöneweide. Auch die Tangential Verbindung Ost (TVO) bis zur B1/B5 muss dringend gebaut werden. Entschieden bin ich auch gegen Tempo 30 auf Hauptstraßen. Außerdem wollen wir die von mehreren Parteien geplante gebührenpflichtige Parkraumbewirtschaftung in einigen Teilen unseres Bezirks verhindern. Zudem sollten Baumaßnahmen besser koordiniert werden.

Ein weiteres großes Problem ist die zunehmend im Verfall begriffene touristische Infrastruktur im Bezirk. Beim Müggelturm gilt es, durch eine Rückabwicklung des Kaufvertrags den unseriösen Investor loszuwerden und die letzte Chance für einen Standort mit Ausflugsgastronomie zu nutzen. Unser Bezirk wächst außerdem, die Einwohnerzahlen steigen durch Zuzüge erfreulicherweise an. Daran muss auch dringend die Infrastruktur bei Schul- oder Kitaplätzen angepasst werden.

Was meinen Sie, qualifiziert Sie besonders für den Posten des Bezirksbürgermeisters?

Ich bin da realistisch. Den Bezirksbürgermeister stellt in der Regel die stärkste Fraktion – und das machen wohl auch dieses Mal SPD und Linke unter sich aus. Von daher stellt sich die Frage nicht. Ich bin da ganz bescheiden und werbe darum, für eine weitere Wahlperiode ehrenamtlich als Bezirksverordneter arbeiten zu können. Ich bin in knapp zehn Jahren Kommunalpolitik mittlerweile dafür bekannt, dass ich Probleme direkt benenne, auch unbequeme Wahrheiten ausspreche und die Verwaltung auch "ärgere", wenn es nicht vorangeht. Dabei fließen auch viele Bürgeranliegen in meine Arbeit ein. Oft sind es gerade die kleinen Dinge, die verändert werden können. Im Laufe der Jahre habe ich weit über 1000 Anfragen und Anträge zu kommunalen Problemen formuliert.

Im Moment gleicht Treptow-Köpenicks Straßenlandschaft einer großen Baustelle – ein Ende ist noch nicht absehbar. Welchem Bauvorhaben messen Sie Priorität bei und wie wollen Sie die Belastungen für die Autofahrer/Anwohner/Gewerbetreibenden möglichst gering halten.

Unser Bezirk hat über 700 Kilometer öffentliches Straßenland in seiner Verwaltung. Entsprechend häufig wird gebaut. Gleichwohl gibt es einen gewaltigen Instandhaltungsrückstau, weil es an ausreichend Geld zur Sanierung der Straßen fehlt. Viele Probleme sind hausgemacht. So ist der Bezirk verpflichtet, in der Regel die billigste Firma auszuwählen, nicht die leistungsfähigste. Priorität haben sicherlich die Fertigstellung des Glienicker Wegs und des Hirschgartendreiecks, denn das sind momentan die größten Baustellen.

Sehen Sie eine Beeinträchtigung des Bezirks (Menschen und Natur), durch die Eröffnung des BBI/BER?

Ein Flughafen bringt in jedem Fall erhebliche Belastungen für die umliegenden Menschen und auch die Natur mit sich. Das ist der Preis der heute immer wieder gewünschten und geforderten grenzenlosen Mobilität. Auch aus unserem Bezirk nutzen viele Bewohner das Flugzeug für Privat- oder Dienstreisen – auch dann, wenn es vernünftige Alternativen gibt.

Viele Menschen protestieren nach wie vor gegen den drohenden Fluglärm. Sehen Sie den Kampf bereits als verloren, oder könnten Sie die Betroffenen noch in irgendeiner Art und Weise unterstützen? Wenn ja, wie?

Die Proteste gegen den Fluglärm konzentrieren sich momentan vor allem auf Friedrichshagen und sind gegen die Überflüge über den Müggelsee gerichtet. Das ist legitim, man sollte aber dabei nicht vergessen, dass es in Bohnsdorf, Schmöckwitz oder Müggelheim schon jetzt aber auch künftig deutlich stärkere Belastungen gibt. Ich bin dagegen, die Ortsteile gegeneinander auszuspielen. Das Bezirksamt selbst hat ja die Müggelseeroute erst mit einem Gutachten ins Gespräch gebracht, gegen die es sich nun entschieden wendet. Es wird nicht einfach werden, eine Überprüfung der vorgeschlagenen Flugrouten zu erreichen. Aber es ist den Schweiß der Edlen wert, hier im Sinne des bestmöglichen Lärmschutzes.


Andrea Gerbode, Bündnis 90/Grüne

Beamtin, 39, verheiratet: Seit 20 Jahren bin ich in der Finanzverwaltung tätig. Berufsbegleitend habe ich am Abendgymnasium mein Abitur absolviert, um Geschichte, Politk- und Sozialwissenschaften zu studieren. Ehrenamtlich war ich schon früh aktiv – als Jugendschöffin und als gesetzliche Betreuerin. Seit drei Jahren betreue ich redaktionell den Kiezflyer der KungerKiezInitiative e.V.

MüBo: Welche Beziehung haben Sie zum Bezirk Treptow-Köpenick?

Gerbode: Seit einigen Jahren lebe ich in Alt-Treptow und bin nur einige hundert Meter von hier im Dreieck Rixdorf/ Mariendorf/ Köllnische Heide aufgewachsen. Es war beeindruckend zu erkunden, wie sich mein jetziges Wohnumfeld und die Orte meiner Kindheit durch den Mauerfall wie ein Puzzle zusammengefügt haben – besonders eindrucksvoll entlang des Mauerstreifens am Heidekampgraben.

Was gefällt Ihnen hier am besten?

Das Grün. Und das Blau.

Wo sehen Sie die größten Probleme des Bezirks? Und welche wollen Sie als erste angehen?

Als naturnaher Mensch liegt mein Augenmerk auf der Stadtzerstörung durch Großbauprojekte, wie der A100 und der dadurch entstehenden sozialen Abwertung von gewachsenen Kiezen, auf deren umweltzerstörerischer Wirkung sowie deren Gesundheitsbeeinträchtigung. Autobahnanschlüsse gelten zwar als attraktive Gewerbestandorte, bedeuten aber meist nur eine Verlagerung von A nach B. Eine weitere großflächige Versiegelung von Flächen dürfen wir unserem Stadtklima und der Biodiversität nicht zumuten.

Was meinen Sie, qualifiziert Sie besonders für den Posten des Bezirksbürgermeisters?

Schade, dass mich diese Frage nicht betrifft ...aber, wir arbeiten daran!

Im Moment gleicht Treptow-Köpenicks Straßenlandschaft einer großen Baustelle – ein Ende ist noch nicht absehbar. Welchem Bauvorhaben messen Sie Priorität bei und wie wollen Sie die Belastungen für die Autofahrer/Anwohner/Gewerbetreibenden möglichst gering halten.

Die kontinuierliche Instandhaltung der Straßen hilft Belastungen und Gefahren abzubauen, deshalb setzen wir auf Erhalt statt Neubau. Neue Straßen führen erfahrungsgemäß nicht zur Entlastung, sondern verlagern bestenfalls die Probleme – wie beim geplanten Weiterbau der A100. Eine Entlastung muss für alle Bürger gelten. Wir plädieren daher für die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf den Umweltverbund und für konsequente Verkehrslenkungs und -beruhigungsmaßnahmen. Anwohner und Gewerbetreibende sollten frühzeitig und umfassend über geplante Bauvorhaben informiert werden, um rechtzeitig partizipieren zu können - die Praxis sieht oft anders aus.

Sehen Sie eine Beeinträchtigung des Bezirks (Menschen und Natur), durch die Eröffnung des BBI/BER?

Für die Menschen und deren Lebensqualität sowie für Eisvogel, Kranich & Co. und deren bisher intakte Naturräume bedeutet dies eine extreme Beeinträchtigung - bis hin zur Zerstörung dieser Lebensräume.

Wir wissen, dass die Inbetriebnahme des künftigen Flughafens an diesem falschen und für die Menschen in der Umgebung verheerenden Standort uns im Südosten große Opfer an Lebensqualität, an Gesundheit, an Heimat abverlangen wird - in besonderem Maße im Süden Bohnsdorfs, in Schmöckwitz-Siedlung, in Karolinenhof und Müggelheim. Die gesundheitlichen Langzeitfolgen von Fluglärm in dieser Größenordnung sind gewaltig.

Wir fordern, dass die wirtschaftlichen Interessen von Flughafengesellschaft und Fluggesellschaften nicht die alles dominierende Rolle spielen. Bis zum heutigen Tag kann überhaupt keine Rede davon sein, dass sich die Gesellschafter des Flughafens, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund, ernsthaft um einen Interessenausgleich bemühen. Wir erwarten von den Landesregierungen in Berlin und Potsdam, dass sie diese aggressive Politik zu Lasten von Mensch und Umwelt beenden!

Viele Menschen protestieren nach wie vor gegen den drohenden Fluglärm. Sehen Sie den Kampf bereits als verloren, oder könnten Sie die Betroffenen noch in irgendeiner Art und Weise unterstützen? Wenn ja, wie?

Der Kampf gegen den Fluglärm ist selbstverständlich noch nicht verloren! Der Druck der Bevölkerung auf die verantwortlich Handelnden in den Landesregierungen von Berlin und Potsdam muss anhalten, damit diese erkennen, dass Kompromisse gefunden werden müssen, wenn die Folgen des Flughafens für die Bevölkerung überhaupt erträglich sein sollen.

Wir setzen uns für die Etablierung eines echten, ehrlichen Bürgerdialogs zum Thema Fluglärm ein. Darüber hinaus fordern wir zum Wohle der Betroffenen die Einführung einer Gebührenordnung, die laute Maschinen bestraft, einen angemessenen Schallschutz mit freiwilligen finanziellen Entschädigungen - die über das gesetzliche Minimum hinausgehen - sowie kürzere Startbahnen. Diese wären für die Menschen im Umfeld günstiger, weil viele Flugzeuge dann vor den Siedlungsgebieten, über dem Flughafengelände selbst, in die Kurve gehen könnten. Eine Befriedung der Region wird in der Flughafenfrage nicht möglich sein, wenn nicht durch ein konsequentes Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr sowie durch den dem Verzicht auf zeitgleiche parallele Starts und Landungen, Bedingungen geschaffen werden, die es den von Fluglärm Betroffenen ermöglicht, mit dem Flughafen in ihrer Nähe zu leben.

Wie wollen Sie den Menschen das Vertrauen in die Politik zurückgeben?

Als Bürgerin habe ich beherzt die Instrumente der bürgerschaftlichen Partizipation genutzt und auch in Zusammenarbeit mit Initiativen und Institutionen vielfältige Aktivitäten gestaltet und Erfolge erzielt. Ich rutsche also direkt vom bürgerschaftlichen Engagement in die Bezirkspolitik. Daher werde ich hier bürgernah agieren und hoffe, somit das Vertrauen der Treptow-Köpenickerinnen und Treptow-Köpenicker zu gewinnen.

An welchem Ressort hätten Sie neben dem Bürgermeisterposten noch Interesse?

Nicht nur die Probleme vor meiner Haustür bewegen mich, als Berlinerin liegt mir das Wohlergehen meiner Stadt am Herzen. Der Schutz von Stadtgrün und damit einhergehende Themengebiete wie Stadtplanung, Verkehr, Klima- und Tierschutz sind mir eine Herzensangelegenheit! Ich freue mich, dass ich mein Engagement nun auf die Kommunalpolitik ausdehnen kann, um in unserer neuen, hoffentlich gestärkten, grünen BVV-Fraktion in diesen Themenbereichen Konflikte und Missstände anzugehen.