Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 11/99  
November 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Gewerbetreibende erbost: Ausbau der Straße 635 ist wichtig

9. November: Erinnerungen und Emotionen

10 Jahre Ökumenische Versammlungen - ihre Bedeutung damals und heute

Der staubige Weg vom Schandfleck zur Grünanlage

Ein Jahr: Wirtschaftskreis zieht Bilanz

Traditioneller Weihnachtsmarkt diesmal an zwei Tagen

Sammelaktion für neue Rettungsstation war illegal

Parkplatzmangel am Friedhof

Vorsicht: Schwarzwild auf Achse

Wahlen '99 - wie wählte Müggelheim?

Neue Infos: wie heht es weiter mit Schönefeld?

Starke Männer lassen Bäume purzeln

Den Straßennamen auf der Spur (Teil III)

Eltern schwangen Pinsel in der Schule

Weitere Meldungen
Rubriken

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Kleinanzeigen

Aus unserer Nachbarschaft

Mügge

Serie für den Natur- und Gartenfreund

Kirchentermine

Geschichten aus dem Müggelwald

Aus den Vereinen

© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 08.11.1999

webredaktion@mueggelheimer-bote.de

Geschichten aus dem Müggelwald

Das verlorene Kuschelbett

„Mama, Mama, unser kuschliges Heiabett ist weg.” Flori und Franzi, die beiden Igelkinder, rannten schreiend durch den Garten. Jede Ecke wurde durchstöbert, es war nichts mehr da. Kein Laubhaufen, kein Nadelhaufen, kein Totholzhaufen. Alles war kahl, reinlich und sogar aufgeräumt. Es war, als hätten die Menschen den Garten im Kochwaschgang durch die Waschmaschine gejagt.

„Mama, Mama, was sollen wir denn nun machen? Wo können wir schlafen und müssen wir jetzt heute Nacht erfrieren?” Die Igelmutter nahm ihre beiden Kinder, drückte sie ganz fest an sich und war selber ratlos. Wie sollte sie nun so schnell ein neues Zuhause für alle finden, zumal der Winter vor der Tür stand. Winter bedeutete für die Igelfamilie, dass sie in den Winterschlaf gehen musste, um zu überleben. Aber wie sollte man seinen Winterschlaf machen, ohne ein kuscheliges, warmes Bett in einem Laubhaufen oder einem anderen Versteck?

„Passt auf”, sagte die Igelmama, „wir werden jetzt durch die Gärten ziehen und uns ein neues Zuhause suchen.”

Flori und Franzi waren zwar nicht einverstanden, aber was sollten sie machen. Maulend liefen sie der Mutter hinterher.

Eins - zwei - drei Gärten hatten sie schon besucht. Nichts! Überall sah es aus, wie in ihrem „Zuhausegarten”. Die Grashalme kurzgeschoren und gebohnert. Die Hecken geschnitten. Die Sommerblumen verblüht und rausgerissen. Laub und Nadeln zusammengefegt und fortgebracht.

Wo und wie sollte da ein Kleintier überwintern?

Die Ratlosigkeit der Igelmama nahm zu. Sie war für ihre Kinder verantwortlich, sie musste sich um sie kümmern. Aber wenn die Menschen ihr dabei nicht halfen, dann hatte sie nur eine klitzekleine Chance das Leben ihrer Kinder und ihr eigenes zu erhalten.

Während Flori und Franzi müde auf der Wiese hockten, überlegte die Igelmama was sie nun tun sollte.

„Ich werde euch erst einmal nach Hause bringen. Dort setzt ihr euch unter den großen Tannenbaum und wartete auf mich. Ihr könnt aber auch spielen, wenn ihr wollt. Aber lauft nicht weg, es wird etwas länger dauern, bis ich wieder da bin.”

Flori und Franzi tummelten sich also in ihrem „Zuhausegarten” und die Igelmama machte sich auf den Weg.

„Wo soll ich suchen? Wen kann ich fragen? Wer wird mir helfen?” Alles Fragen, auf die sie keine Antwort fand. Nachdenklich lief die Igelmama in Richtung Müggelwald. Plötzlich kamen ihr zwei Tiere entgegen, ein Hund und eine Katze. Sie wollte sich verstecken oder weglaufen, aber sie hatte keine Kraft mehr. Sie blieb mitten auf dem Weg stehen. Hund und Katze kamen näher. Sie sahen, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Du siehst so traurig aus”, sagte der Hund, „können wir dir helfen? Übrigens, ich bin Whisky und das ist der Kater Pfefferkuchen.”

„Freut mich, ich bin die Igelmama und meine Kinder Flori und Franzi warten auf mich in unserem Zuhausegarten. Wenn ihr mir helfen könntet, wäre das wunderbar. Hört euch aber erst einmal meine Geschichte an.”

Die Geschichte war schnell erzählt. Während des Erzählens fingen Whisky und Pfefferkuchen an zu lachen. Sie wurden immer fröhlicher. Die Igelmama war verwundert.

„Wenn du weiter kein Problem hast”, sagte der Hund, „in unserem Garten kannst du mit deinen Kindern überwintern.” „Wir haben alles, was du brauchst”, rief Pfefferkuchen und lachte, „Laubhaufen, Nadelhaufen, Totholzhaufen, Komposthaufen - unser Grundstück besteht nur aus Haufen und unser Herrchen und Frauchen wohnen in einem Holzhaufen mit einem Dach drauf, ha, ha, ha.”

„Ihr wollt mich doch nicht veräppeln, oder?”

„Nein”, sagten Hund und Katze, „nimm deine Kinder und schau dir unseren Garten an.” Und die Igelmama schaute sich den Garten an. Er war prima. Hier würde sie mit ihren Kindern überwintern und wenn alles gut ging, würde sie auch im Sommer bleiben. Vielleicht hatten sie ja einen neuen „Zuhausegarten” gefunden.

Wir würden es ihnen wünschen, oder? Ingrid Zweiniger

Seitenanfang