Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 12/99  
Dezember 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Naturschutz contra Sport: Ärger um Sportplatzsanierung

Schönefeld - der Countdown läuft

Elko plus ist jetzt größter Arbeitgeber in Müggelheim

Wenn am Weihnachtsbaume nicht nur die Lichter brennen...

Dorfkern im Umbruch

Biotope, Wasser und Konsorten: Bericht der 5. Naturschutzkonferenz

Der Weihnachtsmann kam mit dem Landauer

Fröhliche Weihnachten!

Lichter leuchten in die Herzen - Gedanken zur Weihnacht

Einfach mal zusammen weinen...

Zeit für Zeitloses

Von der Partnergemeinde zur Nachbargemeinde

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Zuletzt aktualisiert am 08.11.1999

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Hü, Schimmel, hü!

Auf weiße Weihnachten brauchen wir wohl nicht zu hoffen, wenn der Weihnachtsmann jetzt schon im Schimmel bespannten Landauer vorfährt. Aber vielleicht war es ja nur mangels Schnee zum Weihnachtsmarkt? Drücken wir die weißen Daumen. Foto: Jacobius



Naturschutz contra Sport: Ärger um Sportplatzsanierung

Die Sanierung des Sportplatzes an der Odernheimer Straße ist wieder mächtig ins Wackeln gekommen. Die am Genehmigungsverfahren beteiligten Naturschutzverbände haben sich gegen eine Bebauung ausgesprochen. Begründung: Ein schützenswertes Magerrasenbiotop hätte sich dort entwickelt. Wie berichtet hatte Sportstadtrat Dirk Retzlaff Bundesmittel aus dem Sondertopf „Goldener Plan Ost” locker gemacht, um mit einem neuen Umkleide-Sanitär-Gebäude einen ersten Schritt zu einem modernen Sportplatz leisten zu können. Das Geld muss aber noch in diesem Jahr ausgegeben werden. Für die Sanierung des Sportplatzes (Kunstrasenplatz und Leichtathletikanlage) sollte im kommenden Jahr das Geld folgen. Retzlaffs Ziel: Bis Mitte 2000 einen modernen, vereinstauglichen Sportplatz für die 5300-Seele-Gemeinde zu schaffen.
Bisher sieht es ganz schlecht aus in Sachen Sportlandschaft in Müggelheim. „Der Platz wird dringend benötigt. Erst haben sie uns den Gosener Fußballplatz aufgrund seltener Pflanzen weggenommen. Nachdem ich drei Jahre darum gestritten habe, wurde ich damit getröstet, dass dafür der Müggelheimer Platz saniert wird. Jetzt zeigt man uns hier auch schon wieder eine lange Nase”, wettert Retzlaff. Auch Steffen Senkbeil, Mitarbeiter des Sportamtes, spricht von einem enormen Aderlass in den letzten Jahren in Köpenick. Retzlaff will auf jeden Fall weiterkämpfen. Für ihn steht fest: die Müggelheimer Schüler, der Jugendclub und die Vereine bekommen ihren lang erwarteten Sportplatz im kommenden Jahr. Es ist sogar wieder ein Hockey-Verein im Gespräch und möglich wäre es dann auch, besonders Müggelheim-starke Kinder- und Jugendgruppen des KSC nach Müggelheim zu verlegen.
Um das zugesagte Geld zu sichern, wurde schon mal vorsorglich der Auftrag für die Umkleide-Container gestellt. Bis die Baugenehmigung da ist, werden die erstmal zwischengelagert. „Es wird noch eine Reihe von Auseinandersetzungen geben. Aber ich bin inzwischen optimistischer, als noch vor zwei Wochen, dass wir es schaffen”, meint der Stadtrat.
Das Sportamt zeigt sich durchaus kompromissbereit, um die ersehnte Baugenehmigung zu bekommen. Dort, wo sich die wirklich seltenen Pflanzen zu einem Magerrasenbiotop ausgebreitet haben, sollte abgesperrt werden. Außerdem legte Retzlaff drei verschiedene jeweils abgespeckte Varianten für die Laufbahnen vor, um den Naturschützern auch so eine Chance zum Schutz der Pflanzen zu geben. Retzlaff: „Ich bin doch kein Naturschänder. Aber das Biotop beschränkt sich nur auf den hinteren Bereich am Wald, etwa ab der hinteren Laufbahnkurve. Wir würden den Sportplatz um die Hälfte vorziehen zur Odernheimer Straße und somit auch kürzere Wege zum Umkleidetrakt schaffen. Der schützenswerte Bereich soll mit einem Zaun abgeteilt werden.” Baustadtrat Oliver Scholz gibt zu dem Thema keinen Kommentar ab: „Ich kann nicht sagen, ob es eine Baugenehmigung geben wird.”
Der angrenzende Tennisverein SV Müggelheim wurde dagegen schon vor vollendete Tatsachen gestellt. „Uns wurde telefonisch mitgeteilt, dass wir eine Baugenehmigung für unser Clubhaus nicht bekommen werden, aufgrund der Einwände der Naturschutzverbände”, erklärt Vereinsvize Jens Palußek. Der Verein plante, nach Absprache mit dem Sportamt, auf dem Sportplatzgelände ein neues Clubhaus zu bauen, da es auf seinem eigenen Grundstück Eigentumsprobleme gab. „Unsere Existenz hängt davon ab. Denn mit unseren auseinanderfallenden Containern können wir an keinen Ligaspielen mehr teilnehmen - das wäre unser Ende”, befürchtet Palußek.
Zwar hat Retzlaff dem Verein schon die Möglichkeit offen gelassen, ihr Clubhaus an den bezirkseigenen Umkleidetrakt zu bauen - doch damit wären die Wege zu weit, eine Matchbeobachtung vom Clubhaus aus unmöglich. Inzwischen prüft das Bezirksamt noch andere Wege, um die Existenz des Vereins nicht aufs Spiel zu setzen. Eventuell kann doch eine Einigung mit dem bisherigen Eigentümer des Teilgrundstückes an der Odernheimer Straße gefunden werden.
Der Sportplatz selber ist zwar zur Zeit stark sanierungsbedürftig, wird aber dennoch rege genutzt. Verschiedene Fußballgruppierungen kicken regelmäßig aufs Tor. Andere klettern, lassen ferngesteuerte Autos flitzen oder joggen eine Runde. Gerüchten, nach denen der Platz nicht mehr genutzt werde und von daher nicht unter den Bestandsschutz falle, widerspricht Retzlaff vehement. „Der Platz wird rege besucht und auch einigermaßen gepflegt. Zum Fußballspielen wird sogar der Schnee weggeschoben”, wundert sich der Stadtrat. sip

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