Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 12/99  
Dezember 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Naturschutz contra Sport: Ärger um Sportplatzsanierung

Schönefeld - der Countdown läuft

Elko plus ist jetzt größter Arbeitgeber in Müggelheim

Wenn am Weihnachtsbaume nicht nur die Lichter brennen...

Dorfkern im Umbruch

Biotope, Wasser und Konsorten: Bericht der 5. Naturschutzkonferenz

Der Weihnachtsmann kam mit dem Landauer

Fröhliche Weihnachten!

Lichter leuchten in die Herzen - Gedanken zur Weihnacht

Einfach mal zusammen weinen...

Zeit für Zeitloses

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Zuletzt aktualisiert am 05.12.1999

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Biotope, Wasser und Konsorten: Bericht der 5. Naturschutzkonferenz

Vom 28. bis 30. Oktober fand im Rathaus Köpenick die „5. Umwelt- und Naturschutzkonferenz” statt. Sie schloss einen Solartag mit ein.
Für Umweltstadtrat Ernst Welters waren drei Schwerpunkte wichtig:
1. Die Einbeziehung der Jugend in alle Belange des Umwelt- und Naturschutzes.
2. Der Bau des Großflughafens Schönefeld, gegen den sich das Bezirksamt nach wie vor ausspricht.
3. Die im Jahre 2001 stattfindende Gebietsreform von Köpenick und Treptow, die eine neue Herausforderung darstellt.

Baustadtrat Oliver Scholz sieht Konfliktfelder durch große Naturschutzgebiete im Bezirks für die Verkehrswegeplanung und den Wohnungsbau. Trotzdem versuche der Bezirk dem Naturschutz Rechnung zu tragen. Er erwartet aber stärkere Rückendeckung durch den Senat. In den Naturschutzverbänden sieht er Partner und keinen Klotz am Bein.
Wichtigstes Thema war der Agenda 21 Prozess. Wie wird er weltweit umgesetzt? Fazit: Sehr unterschiedlich und langsam. Europaweit gehe die Arbeit noch sehr verhalten voran. In Köpenick werde allerdings gute Arbeit geleistet. So sah es auch der Regierungsdirektor im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Das Köpenicker Agendamodell sei in Deutschland richtungsweisend. Das dürfe auch nach der Gebietsreform nicht abbrechen, forderte er. Wenn alles gut geht, wird nach der Vorlage des 3. Arbeitsentwurfs der Lokalen Agenda 21 Köpenick mit deren Umsetzung beginnen. Dann kann alles das, was in diesem Lokalen Agendapapier festgesetzt ist, auch eingefordert werden.
Auch der Bezirk Treptow sieht die Agendaarbeit positiv. Beide Bezirke sollten eine sofortige Zusammenarbeit anstreben.
Ein wichtiger Faktor spielte auf der Konferenz auch die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes. Köpenicker Kindergärten sind auf diesem Gebiet bereits erfolgreich, aber noch mehr sollten zu ökologischen Lernorten werden. Auch das Elternhaus müsse in stärkerem Maße erzieherisch auf die Einstellung und das Verhalten der Kinder und Jugendlichen zu Natur und Umwelt Einfluss nehmen.
Der Abgeordnete Hartwig Berger von Bündnis 90 / Die Grünen sieht große Defizite im Naturschutz aufgrund gekürzter Finanzen. Die Naturschutzgebiete seien innerhalb Berlins um das siebenfache größer geworden. Die Mittel zur Pflege und Erhaltung dagegen von 1,70 DM auf 0,20 DM pro Quadratmeter gesunken. Das Landschaftsprogramm, das 1994 verabschiedet wurde, verschimmele in den Schreibtischen, kritisierte Berger. Außerdem stehe es im Zwiespalt zum Flächennutzungsplan. Eine Bodenversiegelung durch übermäßiges Bauen in naturnahen Gebieten widerspricht dem Landschaftsprogramm. Landschaftsplanung und Begleitplanung sollten koordiniert und rechtlich gleichgestellt werden. Außerdem fordert er, dass die Waldbaurichtlinien in das Landeswaldgesetz übernommen werden. Von der Europäischen Gemeinschaft fordert Berger, Gebiete von seltenen Arten zu schaffen, wie FFH-Biotope und Verbundbiotope.
Grundwasser wird überall geschützt, nicht nur dort, wo Wasser entnommen wird. Alledings haben sich die Grenzen der Schutzgebiete deutlich geändert. So dürfen in Schutzzone 3 jetzt auch Gewerbebauten entstehen, müssen aber vorher auf Umweltverträglichkeit geprüft werden. In der Schutzzone 2 herrscht dagegen genereller Baustopp, selbst Industriedüngung ist dort verboten.
Zur künftigen Bebauung in Köpenick und die damit verbundenen Vorstellungen des Wirtschaftskreises Köpenick, sprach Architekt Ulrich Peickert. Altstadt, Luisenhain und Frauentog müssten sich weiterentwickeln um mehr Wirtschaftskraft in den Bezirk zu bringen. Für Gesellschaftshaus und Riviera in Grünau schwebt dem Kreis ein Ausbau zum Kongresszentrum vor, das durch den geplanten Großflughafen als Tagungsort genutzt werden könnte. Das Müggelareal mit dem Müggelturm solle unter ökologischen Aspekten zu einer Parklandschaft umgestaltet werden. Neben der dringend nötigen Sanierung der Müggelturmgaststätte, könne auch die ehemalige Gaststätte Marienlust umgebaut werden zu einem Landschaftshafen für Wassersport . Auch Windkraftanlagen könne er sich auf den Bergen vorstellen. Als wichtig sieht Peickert neue Wohnungsbaustandorte an. Industriebrachen sollten dafür genutzt werden. Aber auch die Wasserseite Köpenicks solle besser erschlossen werden.
Die Arbeitskreise Umweltschutz und Naturschutz befassten sich mit vielen wichtigen Themen. Herausgegriffen sei hier nur die duale Wertstofferfassung. Ein Vertreter der DASS Berlinbegründete den Abzug der Papiercontainer aus öffentlichem Straßenland. Die Vermüllung des Umfeldes der Container in den Siedlungsgebieten, die häufige Zweckentfremdung und die Frage der Finanzierung hätten dazu geführt.
Das Bezirksamt plante noch im November die Problematik der Altpapiererfassung mit der DASS zu besprechen. Vorschlag des DASS-Vertreters: BSR und Konkurrenzanbieter sollten kostenpflichtige Papiertonnen zur Verfügung stellen. Dabei zeigen die monatlichen Preise gravierende Unterschiede. Im Naturschutz gab es nur ein Thema: das Naturschutzgebiet Gosener Wiesen. Es gibt dort viele Probleme, wie Eigentumsverhältnisse, Landesgrenzen, Schifffahrt, Autoverkehr, Bootsliegeplätze und Vermüllung. Auch der Katalog der Pflegemaßnahmen zum Schutz der Wiesen ist vielfältig - und umstritten.
Zur Zeit wird der Große Strom entschlammt, um das Fließen des Wassers wieder zu ermöglichen. Außerdem soll die Bauruine auf dem ehemaligen Fußballplatz noch in diesem Jahr abgerissen werden.
Wer weitere Informationen haben möchte, kann kostenlos den Tagungsband der Konferenz beim Umweltamt erhalten. Erscheinungstermin ist noch in diesem Jahr. Ingrid Zweiniger

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