Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 9/2003
September 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schildbürgerstreich in Müggelheim
Voller Elan in einen neuen Lebensabschnitt
Erntefest mit Parforce-Jagd
Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Sauerei - sus scrofa
Tango-Nacht im Schloss Köpenick
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 
Geschichten aus dem Müggelwald

Vorwort

Diese Geschichte hat Julien (12 Jahre alt), mein (H)Enkel geschrieben. Er verbrachte die letzten zwei Ferienwochen bei uns im Müggelwald.

Die Idee zur Geschichte hatten wir, als sich Onkel Susi, der Kater, auf unseren Kräuterbüchern zur Ruhe legte. Spontan erklärte Julien, „ darüber schreiben wir eine Geschichte”. Nicht wir haben die Geschichte geschrieben, sondern Julien ganz allein. Er legte sie mir am nächsten Tag fix und fertig auf den Schreibtisch.

Und hier ist sie, Juliens Geschichte aus dem Müggelwald.

Ist Frauchen eine Hexe?

Eines Tages wunderte sich Susi, was auf dem Schild am Eingang stand. Sie konnte es nicht lesen, aber oft liefen Leute daran vorbei und wunderten sich über das Schild. Die ganze Nacht konnte Susi nicht schlafen. Was war das für ein Schild? Am nächsten Tag hatte Susi eine Idee, sie würde einfach Strolch fragen, der konnte nämlich sehr gut lesen.

Sie erwischte ihn auf dem Stuhl neben der Küche, wo er gerade Fresschen fraß. „Hey”, rief Susi, „das ist mein Fressen.” Darauf antwortete Strolch: : „Na gut, aber es schmeckt mir doch so gut.” „O.k.”, meinte Susi, „du darfst was haben, aber nur, wenn du mir hilfst das Schild zu lesen, was am Eingang hängt.” „Alles klar”, meinte Strolch, „ich komme.”

Zusammen gingen sie zum Schild. „Na los, lies endlich”, drängelte Susi. „Also auf dem Schild steht: Hexenküche Müggelwald, Heilkräuter aus dem Garten.” „Was hat das zu bedeuten?”, fragte Susi, „eine Küche kenne ich, im Müggelwald leben wir, Heilkräuter kenne ich auch und einen Garten auch. Aber kennst du eine Hexe, Strolch?” Da scherzte Strolch: „Vielleicht unser Frauchen?” Beide lachten sich halbtot: „Haha, unser Frauchen und eine Hexe, da lachen ja die Hunde.” Strolch sagte: „Aber letztes Jahr habe ich Julien (Frauchens Henkel) und Frauchen gesehen, wie sie Salben, Säfte und andere Sachen hergestellt haben.” Nach einer Weile sagte Susi: „ Naja, egal, ich werde der Sache schon auf den Grund gehen. Danke für deine Hilfe.”

Am nächsten Tag legte sich Susi auf seinen Sessel und hörte, wie Frauchen und Julien sich über eine sogenannte Ringelblumensalbe unterhielten. Nach einer halben Stunde stand Julien auf und holte drei Bücher. Nach einer Weile standen beide plötzlich auf und gingen nach draußen. Das war eine Chance. Schnell rannte Susi raus und suchte Strolch. Sie fand ihn auf der Wiese, wo er sich gerade sonnte. „Komm schnell”, rief Susi aufgeregt.

„Was ist denn jetzt schon wieder los?”, fragte Strolch schläfrig.

„Du musst mir helfen die drei Bücher zu lesen die auf meinem Sessel liegen.” Susi wollte schon losrennen, da sagte Strolch plötzlich: „Keine Lust, ich habe die Schnauze voll, lies doch selber.” „Aber ich kann doch gar nicht lesen”, sagte Susi etwas traurig. „Natürlich helfe ich dir, komm mit.” Und nach einigen Tagen konnte auch Susi sehr gut lesen. Doch leider waren die Bücher dann nicht mehr auf ihrem Sessel. Am nächsten Tag hatte sie jedoch Glück. Als sich Julien die Bücher ansah, musste er aus irgendeinem Grund das Haus verlassen. Sofort sprang Susi auf den Sessel und beschlagnahmte die Bücher. Er las ein paar Rezepte und schaute sich die Bilder der Pflanzen an. Ihm fiel auf, dass einige dieser Blumen im Garten standen. Als er fertig gelesen hatte, erzählte sie alles Strolch.

Als sie von den Ringelblumen sprach, meinte Strolch: „Oh ja, die kenn ich. Wenn mir zu heiß wird, dann lege ich mich einfach in das Beet hinein.” Doch nur einige Stunden später kamen Frauchen und Julien mit zwei Scheren und schnitten alle Blumen ab. Nur die mickrigsten ließen sie stehen. Strolch war sehr sauer, es war immer so schön kühl gewesen da zwischen, und nun?

Strolch wollte wenigstens wissen, was Frauchen und Julien mit den Blumen machten. Also ging er ihnen hinterher und schaute zu, wie sie die tollen Ringelblumen zerschnitten und in einen Topf taten. Dann kochten sie die Blumen und am Ende entstand eine Salbe, nämlich die Ringelblumensalbe.

„Ist doch nicht so schlimm”, tröstete ihn Susi, „schließlich ist doch etwas Gutes daraus geworden und außerdem hast du noch viele andere Blumen im Garten.”

„Du hast Recht”, gab Strolch zu, „und außerdem wissen wir nun, dass Frauchen eine Hexe ist.” Lachend gingen sie ins Haus zurück. Julien