Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 12/2004
Dezember 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Feuer und "Verletzte" bei Großübung der Freiwilligen Feuerwehr
Ein Stück Hollywood in Neu-Helgoland
In der Ruhe liegt die Kraft - Die neue Schulordnung
Kiefern und Eichen kränker denn je
Ein schönes Weihnachtsfest und viel Glück im Jahr 2005!
Hotel am Seddinsee wartet auf Investor
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Was sind uns unsere Bäume wert?

von Marianne Schäfer

Bäume sind weltweit Wegbegleiter der Menschheit. Urbilder und Mythos, je nach Erdteil oder Land, wurden vor Jahrtausenden unterschiedliche Baumarten verehrt. Der Weltenbaum – der Baum, der tief in der Erde wurzelt und mit seinen Zweigen dem Himmel zustrebt, wurde zum Sinnbild des Menschen.

Mit viel Fantasie könnte man sich heute noch vorstellen, wie es vor Tausenden von Jahren dazu kommen konnte. Riesige Urwälder, mit sehr alten, knorrigen Baumriesen, deren Stamm und die dicken Äste mit wulstig-grünen Moospolstern bewachsen waren. Uralte, mächtige Stämme, aus einander gebrochen oder mit Höhlen. In halb abgestorbenen Baumriesen hat man Wesen erkennen können. Knorrige Wurzeln, in Farn und Laub wirkten wie ein Bannkreis. Die Menschen deuteten gute Geister, sie konnten Schutz in der Baumhöhlung finden. Andere Bäume erschreckten die Menschen mit herabbrechenden Ästen oder undurchdringlichem Astgewirr. Man vermutete dann einen bösen Geist dahinter.

Der Weltenbaum stellt das Universum sowie den Sitz der Götter und der Menschen dar. Er ist der Quell allen Lebens, in ihm regeneriert sich der Kosmos ständig.

Die knorrige Maulbeerfeige mit dem sehr harten Holz, auch ein alter Maulbeerbaum, eine kapitale Esche, oder ein Lorbeerbaum waren typische Götterbäume in den verschiedensten Erdteilen. Die Germanen verehrten Götter in den Eichenbäumen. Später beendeten christliche Missionare den Baumkult. Die Vorstellung von der Verwandtschaft zwischen Mensch und Baum lebte jedoch auch nach der Christianisierung weiter. Bäume galten häufig als beseelt - von einem Naturgeist oder von der Seele eines Toten. Mancherorts glaubten die Menschen, dass verstorbene Angehörige wie Eltern und Großeltern in Hofbäume einziehen und über das Wohl des Hauses wachen, sowie die darin Wohnenden beschützen.

Dem heute wieder belebten Brauch, bei der Geburt eines Kindes einen Baum zu pflanzen, liegt die Vorstellung zugrunde, dass der Baum eng mit dem Schicksal des Kindes verbunden ist.

Die einstigen riesigen Urwälder sind verschwunden. Es entstanden Äcker und Wiesen, Dörfer und Städte. Der heutige Mensch lebt meistens in riesigen Ballungszentren, fern von der Natur. Der Wald wird bewirtschaftet. Wir erleben jetzt den Beginn des Klimawandels, der eindeutig durch uns Menschen forciert, deutliche Spuren zeigt. Noch nie sind in den Wäldern des wieder vereinigten Berlins solch große Baumschäden festgestellt worden wie in diesem Jahr. Das geht aus dem Waldzustandsbericht 2004 hervor. Während in Brandenburg nur 13 % des Waldes deutliche Schäden aufweisen, sind es in der Metropole Berlin schon 40 % des Waldes. Die Schadenszunahme in Berlin ist insgesamt fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

Meiner Meinung nach verschärft sich in Müggelheims Siedlungsgebiet, durch die veränderte Baumschutzverordnung noch die Situation. Geschützt sind alle Laubbäume, die Waldkiefer, die Walnuss und der türkische Baumhasel. Außerdem mehrstämmige Baumgruppen, wenn einer der Stämme einen Mindestumfang von 0,50 m, in einer Höhe von 1,30m über Erdboden, aufweist. Naturdenkmale sind ebenfalls geschützt.

Seit diesem Herbst hört man sehr oft das Gekreische der Kettensägen. Auffällig viele Bäume wurden gefällt. Manche Gärten sind nun völlig baumlos. Fachleute, welche mit diesen Arbeiten betraut wurden, sind ihrerseits entsetzt. Was ist uns ein Baum wert? Besser gesagt, was ist uns heute ein Baum wert? Ist uns die Bedeutung des Baumes völlig verloren gegangen? Ein schöner Baum ist das schmückende Beiwerk des Hauses. Im Schatten eines Baumes zu sitzen ist viel angenehmer als unter einem Sonnenschirm in dumpfiger Luft. Wo sollen die Vögel sitzen um zu singen? Wo finden Frosch und Kröte eine schattige Behausung?

Zum Vergleich habe ich in den Villengegenden in Dahlem, Zehlendorf und Wannsee reichlichen und sehr kapitalen Baumbestand gesehen. Hier ist ein schönes Wohnen. Der Osten macht Kahlschlag! (Bloß gut, dass es Ausnahmen gibt.) Allerdings bietet ein beräumter Garten die Chance einer persönlichen, neuen Gartengestaltung. Neu gepflanzte Bäume sollten dabei das Grundgerüst bilden. Seien Sie kreativ und haben Sie Freude an der gartenarbeit.

Der Begriff der „Nachhaltigkeit“ wurde von einem Förster geprägt. Inzwischen haben sogar die Politiker begriffen, dass bei ihren Entscheidungen auch die Nachhaltigkeit eine Rolle spielen muss. Ein Gartenbesitzer sollte für seine Kinder und Enkelkinder Bäume schonen oder pflanzen und nicht nur fällen.

Jetzt beginnt die schöne Adventszeit. Bei der vielen Dunkelheit freuen wir uns auf den heimeligen Kerzenschein auf dem Adventskranz. Die Sitte mit dem Adventskranz ist noch gar nicht so alt. 1925 wurde erstmals in einer katholischen Kirche ein Tannenkranz mit vier Kerzen auf gehangen. Zehn Jahre später wurden die gebundenen Adventskränze in den Geschäften zum Kauf angeboten. Ich kann mich noch an den rot gelackten Kranzständer erinnern. Ein großer Stern als Fuß. Dort hinein kam der Stab an dessen Ende eine kleine Kugel mit kreuz Einschnitten befestigt war. Rote Bänder wurden dadurch gezogen und um den Kranz aus Tannengrün gewunden. Ein goldener Stern krönte den Ständer. Vier rote Kerzen, für jede Woche, bis zum Weihnachtsfest, wurde eine Kerze mehr angezündet. Heute wird eine große Vielfalt von unterschiedlichsten Gestecken mit unterschiedlichsten Materialien und Beiwerk angeboten. Tannengrün ist aber immer dabei, als Symbol des immer Grünen, des immer wiederkehrenden Lebens.

Dann kommt das Weihnachtsfest. Eine Tanne, die im Gegensatz zur Fichte nicht nadelt und würzigen Duft verströmt, wird gekauft. Viele Bräuche um den grünen Baum haben ihren Ursprung in der vorchristlichen Zeit. Mythos und Sagen, ähnlich wie bei der Baumverehrung. Beim altgermanischen Julfest dienten Tannen und andere Immergrüne als Symbol für die Unsterblichkeit des Lebens und für die kommende Wiedergeburt der Natur. Schon damals schmückte man die Tanne mit Fruchtbarkeitssymbolen wie Äpfeln und Nüssen. Viele Jahrhunderte lang hatten die Menschen auf Geheiß der Kirche diese Bräuche ablegen müssen. Im Elsaß kam die heidnische Sitte im 17. Jahrhundert trotz Widerstands der Kirche wieder in Mode. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich der Weihnachtsbaum in ganz Deutschland durch. Nun schmücken wir den Weihnachtsbaum und am Heiligabend erstrahlt er im Lichterglanz.

Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit und frohe und friedliche Weihnachten. Für das neue Jahr wünsche ich uns allen, dass der Wert eines Baumes wieder mehr geachtet wird. Er bringt uns nicht nur Schatten bei großer Hitze, sondern er sorgt für saubere Luft, produziert Sauerstoff, dämpft die Geräusche, ziert jeden Garten und sorgt für eine angenehme Athmosphäre.