Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 01/2005
Januar 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Entscheidung über Müggelturm gefallen
Müggelheim im Visier einer Einbrecherbande
Weihnachtskonzert zum 5. Geburtstag der Musikschule Merz
Kirchengemeinde klagt gegen Flughafen-Ausbau
Qualitätsorientiertes Lernen an der Volkshochschule
Neues Hundegesetz sieht umfangreiche Änderungen vor
Dorfclub bietet auch 2005 wieder ein buntes Kultur-Programm
Müggelheims Sternwarte lädt zum Blick durch seine Teleskope
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
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Jugendclub Mügge
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Horst König und Ingrid Zweiniger


„Manches Herrliche der Welt
Ist in Krieg und Streit zerronnen;
Wer beschützet und erhält,
Hat das schönste Los gewonnen.“

Manch einer kennt diese Verse, die Johann Wolfgang von Goethe 1826 aufgeschrieben hat, oder er erinnert sich doch beim Lesen wieder an sie. Streit oder gar Krieg – und nicht nur der mit Waffen – sind zerstörerische Elemente im Zusammenleben der Menschen in dieser Welt. Dagegen wird das Beschützen und Erhalten als eine der vornehmlichsten Aufgaben menschlichen Handelns bezeichnet. Dass damit keine Fortschritts- und Entwicklungsfeindlichkeit gemeint ist, versteht sich von selbst; Beschützen und Erhalten sollte aber eine wesentliche Motivation allen Tuns sein.

Nicht zu leugnen ist jedoch, „dass das Eigeninteresse bei allem menschlichen Streben unerlässlich ist, dass es der universelle Motor des Menschen ist und ... mit seinem Selbstverständnis zusammenhängt“, wie es James Baldwin in einem seiner Romane formuliert. Das klingt sehr verständlich; es ist aber die Frage, was in positivem Sinne unter Eigeninteresse zu verstehen sei. Da kann wieder einmal Gotthold Ephraim Lessing weiterhelfen: In seinem Drama „Nathan der Weise“ gibt es einen – hier leicht gekürzten – Dialog zwischen dem Sultan Saladin und Nathan:

„- Du nennst dich Nathan? - Ja. - Den weisen Nathan? - Nein. - Wohl! Nennst du dich nicht, nennt dich das Volk. ... - Wenn dem Volke weise nichts weiter wär‘ als klug? Und klug nur der, der sich auf seinen Vorteil gut versteht? - Auf seinen wahren Vorteil meinst du doch? - Dann freilich wär‘ der Eigennützigste der Klügste. Dann wär‘ freilich klug und weise nur eins.“

Der wahre Vorteil, das wahre Eigeninteresse ist gewiss nicht ein Vorteil ohne Rücksicht oder gar auf Kosten anderer, sondern ist eingebunden in das Wohl der Gesamtheit. „Suchet der Stadt Bestes, ... denn wenn’s ihr wohlgeht, so geht’s auch euch wohl“, kann man schon beim Propheten Jeremia (29;7) lesen. Und natürlich kann besonders in der jetzigen Zeit nicht nur das Wohl in der Gegenwart, sondern auch das in der Zukunft, der zukünftigen Generationen als das wahre Eigeninteresse bezeichnet werden. Dieses Anliegen ist sowohl im Konziliaren Prozess der christlichen Kirchen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung formuliert als auch im Agendaprozess mit dem Begriff der Nachhaltigkeit des gegenwärtigen Handelns gemeint. Nachhaltig ist eine Entwicklung dann, das sei noch einmal aus dem Brundtland-Report zitiert, „wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ Unser Bezirk Treptow-Köpenick ist einer der wenigen Orte in Deutschland, die bereits über eine sowohl vom Bezirksamt als auch von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossenen Lokalen Agenda 21 verfügen. Es sollte im eigenen Interesse aller Menschen auch hier in Müggelheim liegen – zumal aus Müggelheim auch wesentliche Zuarbeiten zur Agenda geleistet wurden - , sich mit diesem Dokument vertraut zu machen, um das eigene Denken und Handeln daran auszurichten und dann auch von der Verwaltung erwarten und verlangen zu können, dass sie diese Agenda zum Maßstab ihres Handelns macht.

Charles Dickens fordert uns auf: „Das Elend auf unserer Erde ist grausam. Beseitige es, wo du kannst! Hilf lindern und bessern! Dann wird dir ein glückliches neues Jahr beschieden sein, und mit dir vielen, deren Glück du mehrst. Und jedes neue Jahr wird uns reicher bescheren als das alte und den ärmsten unserer Brüder und Schwestern an Glück nicht vorenthalten, was ihnen zukommt und was der Schöpfer zu ihrer Freude bereit hat.“