Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 5/2005
Mai 2005
Müggelheimer Bote

Aktuell: Kanuverein - Meldeschluss für Floßregatta verlängert
Inhalt
Spreeheim Schönhorst - ohne Zukunft ?
Krötenzaun am Müggelheimer Damm
"Ruderfähre ist ein wahres Schmuckstück"
Was Sie schon immer über Fluglärm wissen wollten, ...
100. Todestag von curt Grottewitz
Neue Serie: Arbeitgeber in Müggelheim - Neu Helgoland
Programm zu Angerfest und Winzerhof
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100. Todestag von Curt Grottewitz

Schriftsteller, Naturforscher und Müggelheimer

von Simone Jacobius


Er liebte die Natur. Und die Natur wurde ihm zum Verhängnis. Curt Grottewitz, Naturforscher, Dichter und Schriftsteller, lebte in Müggelheim und starb in Müggelheim. Am 16. Juli 1905 wurden ihm Schlingpflanzen in der Großen Krampe zum Verhängnis, er ertrank. Anlässlich seines 100. Todestages hat der Heimatverein dieses Jahr einen Schwerpunkt auf den Wegbereiter der Arbeiterwanderbewegung gelegt. Mit einer Festveranstaltung, einer Ausstellung und einem neu ausgeschilderten Wanderweg wird er entsprechend gewürdigt.

Grottewitz war kein Müggelheimer von Geburt. Er wurde am 22. Februar 1866 in der Umgebung von Leipzig geboren, erhielt Hausunterricht, ging aufs Progymnasium und schließlich auf die Fürstenschule zu Grimma. Schon früh regte sich sein großes Verlangen nach Naturkenntnissen – doch die Lehrer konnten mit dem wissbegierigen Knaben nichts anfangen. Das Verlangen wurde in kontrollierbare Bahnen gelenkt.

Nun trat das Dichterische stärker in den Vordergrund, stieß aber ebenso wenig auf die Anerkennung seiner Lehrer. Sie brachten ihn auf eine andere Bahn: Literaturhistoriker sollte er werden. Mit diesem Ziel studierte er Germanistik, Literaturgeschichte und Philosophie in Leipzig und Berlin, schloss sogar mit einem Doktortitel ab. Doch seine Dissertation ist so ziemlich das Einzige, was vom Studium übrig blieb. Denn der Poet meldete sich in dem jugendlichen Geiste so stark zurück, dass der Germanist unterlag.

Berlin galt damals als Hochburg der modernen Literatur. Hier glaubte Grottewitz sich in seinem Element und stürzte sich voller Elan in den Strudel des Lebens. 1890 erschien sein erstes Werk, gemeinsam mit Alexander Tille, „Sonnenaufgang. Die Zukunftsbahnen der neuen Dichtung“. Dann folgten Schlag auf Schlag seine Romane „Neues Leben“, „Eine Siegernatur“, und „Jugendstürme“. Letzterer war 1894 der letzte Roman des Dichters Grottewitz. Denn 1893 trat ein entscheidender Wandel im Leben des 27-Jährigen ein: Seine naturwissenschaftlichen Neigungen kamen endgültig zum Durchbruch.

Im gleichen Jahr heiratete er Elisabeth Mahn, ging mit seiner jungen Frau nach Paris und besuchte dort an der Sorbonne und im Jardin des Plantes ausschließlich Vorlesungen über Naturwissenschaften. Mit entsprechenden Grundkenntnissen ausgestattet, kehrten beide nach Berlin zurück, erwarben in Eberswalde ein Grundstück um Landwirtschaft zu betreiben. Kurz darauf zog es sie schon nach Hennikendorf bei Strausberg, dann nach Kagel . Vier Kinder hatten sich inzwischen eingestellt, da hieß es fleißig sein als Landwirt und Schriftsteller. Jede verbleibende Zeit nutzte Grottewitz noch für seine wissenschaftlichen Arbeiten und die Betreuung seiner Versuchsfelder.

Doch er strebte nach Größerem. 1901 kaufte Curt Grottewitz sich eine noch ausgedehntere Wirtschaft in Müggelheim, die nun noch stärker seine ganze Kraft verlangte. Seine wissenschaftlichen Studien, die erst nur in Fachliteratur erschienen, machte er nach und nach einer größeren Leserschaft zugängig. So entstand eine große Zahl von Aufsätzen in Tageszeitungen. Nach seinem Tod erschien eine Sammlung von zwölf Ausflügen in Buchform. Die „Sonntage eines Großstädters in der Natur“ haben viele Menschen erfreut. Grottewitz hat die schlichten Bilder der heimatlichen landschaft im wahrsten Sinne des Wortes in die Volksmasse getragen.

Curt Grottewitz starb am 16. Juli 1905. „Aquis submersus“ steht auf seinem Denkmal, das noch immer auf dem alten Friedhof am Krampenburger Weg erhalten ist.


Festveranstaltung zum 100. Todestag von Curt Grottewitz

Anlässlich des 100. Todestages von Dr. Curt Grottewitz findet am Sonntag den 29. Mai eine Gedenkveranstaltung statt. Diese Veranstaltung ist der Auftakt einer Festwoche unter dem Motto „Globalisierung ökologisch gerecht gestalten“, die mit dem Internationalen Welt-Umwelttag 2005 am 5. Juni endet.

Sonntag, den 29. Mai, 10.30 Uhr

Ort: Dorfklub Müggelheim (Alte Schule), Alt-Müggelheim 21

- Begrüßung der Gäste und Eröffnung der Sonderausstellung „Curt Grottewitz in Müggelheim“

Festvortrag: „Anders wirtschaften, anders leben“ und „ Curt Grottewitz und die ökologische Nachhaltigkeit“ von Prof. Dr. Peter Morris-Keitel, Germanist an der Bucknell Universität, Pennsylvania (U.S.A.)

anschließend Buchpräsentation: „Curt Grottewitz: Sonntage eines großstädtischen Arbeiters in der Natur“, Herausgegeben von Erich Hobusch und Peter Morris-Keitel (Bücher mit Signierung sind vor Ort erhältlich)

Lesung: „Dr. Curt Grottewitz, ein Akademiker in Müggelheim“ von Claus-Dieter Sprink, Museumsleiter Heimatmuseum Köpenick

ca. 12.30 Uhr: Der Müggelheimer Heimatverein hält einen kleinen Imbiss bereit.

13 Uhr: Treffpunkt an der Kirche in Müggelheim zur traditionellen „Curt-Grottewitz-Gedenkwanderung“ vorbei an seinem Grab entlang des Grottewitz-Wanderweges zum Teufelssee

15 Uhr: der Leiter des Forstamtes Köpenick eröffnet im Lehrkabinett am Teufelssee die Sonderausstellung „Unser Wald Curt-Grottewitz“. Die Ausstellung ist von Dienstag – Freitag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr geöffnet.