Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 10/2007
Oktober 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Steganlage lässt auf sich warten
Gelungenes Jugendkonzert als "Geschenk" für die Müggelheimer
EU-Gelder: Wie ein warmer Regen
Müggelheimer Damm soll sicherer werden
BVBB bereitet neue Einwendungen vor
Schulhoffest ein voller Erfolg!
Kultur: Von Chaosmenschen und "Rockchansongs"
Wettergott im Clinch mit dem Erntefest
Künstler im Porträt: Melt
Probleme mit dem Körpergewicht (III)
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Verjüngen wir den Garten

Von Marianne Schäfer

Wer in und mit seinem Garten alt – bzw. älter“ - geworden ist, wird erkennen, dass die Gartenarbeit eine immer schwerer zu leistende Arbeit ist. Dabei tröstet uns gar nicht, dass die Bäume und Sträucher, die Stauden, ja sogar der Rasen auch altern. Man sagt sogar: „Der Garten vergreist“. Keiner will, wenn man älter wird, als „Greis“ bezeichnet werden. Also kämpft man dagegen an, so gut man kann, für den Garten und letzten Endes auch für sich selbst.

Der Oktober ist die richtige Jahreszeit, in der man noch Gehölze umsetzen kann, oder doch lieber gleich ganz raus? Alles will gut überlegt sein. Gehen wir in aller Ruhe, aber mit kritischen Augen durch den Garten. Ich denke an die mir vertrauten Gärten. Auch sie sind nie gleich geblieben. Es könnte sein, dass etwa alle zwanzig Jahre in einem Garten ein größerer Eingriff erfolgen muss. Eine Verjüngung!

Wie erkennt man in seinem Garten, dass Bäume, Stauden und Rasen alt sind? Obstbäume entwickeln kaum noch neue Triebe, daher auch kein neues Fruchtholz mit Blütenknospen. Dem zu Folge auch keine Ernte. Der Schädlingsbefall, auch der Schadpilze ist erhöht. Ähnlich ist es bei Ziersträuchern, Koniferen und Stauden.

Andere Gründe für eine Neugestaltung sind Schattenbildung und Verarmung der Böden. Zum Beispiel: Rabatten hatten einst um diese Jahreszeit prächtige Astern. Jetzt quälen sich nur noch ein paar Stängelchen, die kaum noch blühen. Der Weg liegt nun größtenteils im Schatten. Im Winter ist hier oft Glatteis. Ursachen sind oft stark gewachsene Koniferen. Alle Pflanzen drum herum kümmern oder sind schon eingegangen. Bei den Beerensträuchern sind die Stachelbeer-Stämmchen immer stark von Mehltau befallen. Die müssten auch raus. Die Johannesbeeren müssten stark ausgelichtet werden. Wenn sich die stark und rasant verbreitende Buxbaumkrankheit auch in den Gärten ausbreitet, dann müssten auch die Hecke und diverse Buxusbüsche raus. Es würde sich viel im Garten ändern. Licht, Luft und Sonne und ein neues Blühen würde wieder einkehren. Aber soviel schwere Arbeit! Vor der Problematik kann man schon resignieren.

Ich sitze auf meinem kleinen Bänkchen und grüble: Wie fange ich es an? Aber ich freue mich auch über die feuerroten Weinblätter im Wacholder. Da kommt eine Amsel angeflogen, schwirrt wie ein Kolibri in der Luft und zupft dabei die blauen Beeren des wilden Weins ab und schluckt sie gierig. Also, vom in der Sonne sitzen werden die Dinge nicht erledigt. Bei den schweren Arbeiten, die man selber nicht bewältigen kann, muss jemand helfen. Söhne, Töchter und sicherlich finden sich Freunde oder Nachbarn, welche mal tatkräftig helfen. Innerhalb von einigen Tagen ist dann der Garten nicht mehr der alte.

Mit einem Schredder werden die Äste und Zweige zu Schnipseln. Für mich bleibt dann die Arbeit den Boden von Wurzeln zu säubern. Kleine Pausen einlegen, etwas erholen und die kleinen Begebenheiten drum herum beobachten. Dicht bei mir zirpt in scharfen, gepressten Lauten ein Rotkehlchen. Es neigt das Köpfchen, fliegt kurz, hat ein winziges Würmchen gefunden und fliegt etwas zurück. Es knickst zweimal und schwirrt schon wieder, um ein kleines Insekt aufzupicken. Ein kleiner Gartenfreund – ich bin nicht allein.

Die Herausforderung, den Garten neu zu gestalten ist reizvoll. Sogar nachts kommt man nicht zur Ruhe und morgens nicht so einfach aus dem Bett! Rückenschmerzen und Muskelkater, aber das ist doch nicht neu! Zweckmäßig und warm anziehen und dann raus in die Sonne und an die Arbeit. An der frei gewordenen Stelle erkennt man, das die Erde ausgezehrt ist. Mit dem Spaten die Erde lockern und dunkle Komposterde im Korb heran tragen, besser mit einer kleinen Karre heran fahren und verteilen. Aufrichten – und die wunderschöne Rosenblüte bewundern. Sie duftet, wonach? Zimt oder Vanille mit Apfel? Beim leichten Einarbeiten der Erde finde ich kleine Blumenzwiebelchen. Die dunklen sind Skilla, die hellen werden Schneeglöckchen sein. Sie kommen in ein Töpfchen mit Deckel, damit sie nicht austrocknen und später, wenn die neue Rabatte fertig ist, an einen neuen Platz. So arbeitet man sich langsam durch den Garten. Nicht zu lange arbeiten, vielleicht nur zwei bis drei Stunden. Pause einlegen und entspannen. Dann fahre ich mit dem Fahrrad, denn diese entspannende Bewegung lockert die Muskeln.

Jetzt führt mich mein Weg in den Pflanzen-Markt. In aller Ruhe gehe ich durch die Wege. Sehe mir die Rosen an. Welche spricht mich an? Ja, es ist so. Ich sehe mir die Blüten an. Sind sie schön geformt, edel in der Haltung, duftet sie lieblich? Ist die Farbe genau so wie ich sie mag? Ist der Wuchs kräftig, ihr Blattwerk gesund? Entscheide ich mich für eine Englische oder lieber für eine Deutsche?

Eine hat die Wertung schon bestanden und sie steht schon in der neuen Rabatte.

Ich bin froh wenn es dann mal regnet, das bedeutet „Pause“. Wenn die Herbstsonne wieder lacht kann es weiter gehen. Zuerst sind die Bewegungen noch steif und es fällt schwer flüssig und auch mal schwungvoll den Spaten in die Erde zu treiben. Aber das wird schon und es macht mehr und mehr Spaß. Das Ziel, den Garten wieder neu zu gestalten, treibt. Man darf es nur nicht zu verbissen sehen. Im Frühjahr ist ja auch noch Zeit. Aber noch ist das Wetter gut. Ich überlege, Gräser wären eine schöne Ergänzung für Stauden. Im Angebot sind blühende Stauden wie Astern in allen Farben und die Eriken gleichermaßen. Viele Bienen summen und tanzen auf den Blüten und auch mich lockt der zarte Honigduft, einmal die Nase in die blühende Heide zu stecken. Letzten Endes kaufte ich niedrige Blauschwingel Gräser und ein paar Gewürzpflanzen. So werde ich noch etliche Arbeitsstunden benötigen und einige Pflanzen müssen wandern, von einem Beet in das neue Beet.

Am Ende eines solchen Garten Arbeitstages ging ich mit dem Abendfutter zu meinen Kaninchen. Auf einmal raschelte es in dem großen Apfelbaum und direkt neben mir, in die dunkle, weiche Erde, plumpste ein dicker, gelber Apfel. Ich hob ihn auf. Er war ganz ohne Makel und offensichtlich der einzige Apfel von diesem Baum. Ich kam mir vor wie „Goldmarie.“ Ich fühlte mich beschenkt!