Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 10/2008
Oktober 2008
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheim bekommt eine "Dorfkneipe"
Anger bald baumlos?
Qualitätspreis ging an Müggelheimer
Gelungenes Schulhoffest mit großem Sponsorenaufgebot
Schüleraustausch: Eintauchen in eine andere Welt
Abschied von Dr. Herbert Pieper
Weitere Meldungen
NEU: MehrWert für Müggelheim
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Jugendclub Mügge
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim im Internet
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Manchmal kommt es anders

von Marianne Schäfer

Es ist Herbst geworden, viel schneller als wir es gedacht haben. In den Medien wurde sogar von den niedrigsten Tagestemperaturen im September berichtet, seit es Temperaturmessungen gibt. Da man nicht wissen kann wie der Oktober wird, beginne ich schon jetzt mit den ordnenden Herbstarbeiten.

Ich betrachte kritisch meinen Garten. Obwohl einiges schon geändert wurde, der Bambus kam raus, auch einige Gehölze wurden zurückgeschnitten, stelle ich fest, es immer noch zu eng. Die restlichen Gehölze haben an Höhe und Umfang zugelegt. Vielleicht habe ich auch einen Fehler bei der Wahl der Stauden gemacht. Ich liebe besonders Großstauden, wie Phlox, Helenium, hohe Staudenastern. Wenn diese blühen, ist es einfach eine Farbwucht.

Das Problem ist, auch diese Stauden nehmen an Umfang zu. Außerdem stellen sich nach jahrelanger Haltung spezielle Krankheiten und Schädlinge ein. Bei meinem Phlox sind es die Älchen – oder auch Nematoden genannt. Das sind sehr bewegliche, aalförmige kleine, farblose Tierchen. Sie leben im Boden und befallen je nach Art, ihre speziellen Pflanzen. Die befallenen Pflanzen kümmern, weil die aufgenommenen Nährstoffe nicht nach oben weitergeleitet werden können. Bei den Phloxstauden besiedeln die Älchen den unteren Teil, dicht über der Erde. Die Stiele werden dick, quellen auf und dann bilden sich noch Risse. Die Stiele sterben ab, sie brechen um. Sind im Garten mehrere derartig befallen, ist der Boden mit den Älchen derartig besiedelt, heißt es, ich muss mich von den Stauden trennen. Die Pflanzen müssen mit Erdballen ausgehoben und in der Mülltonne entsorgt werden.

Gerade fangen die hohen Rauhblattastern an zu blühen. Ich lasse sie noch stehen. Mit ihrem Rosa, Rot oder Violett geben sie den Herbstfarben im Garten die passende Ergänzung. Ich stehe mit dem Spaten an der Rabatte, versuche mir vorzustellen, wie dieser Teil des Gartens neu gestaltet werden könnte.

Noch etwas gibt es zu bedenken. An den heißen Sommertagen gießt jeder, der seine Pflanzen liebt. Beachten sollte man, das bei abendlichem Gießen dann die Pflanzen nass in die Nacht gehen. Genau da beginnt die Infektion und die weitere Verbreitung von Pilzkrankheiten. Rost und Mehltau, Blattwelke und auch Viruserkrankungen verbreiten sich dann schneller. Besser ist es, morgens zu gießen, weil dann die Pflanzen schneller abtrocknen.

Jetzt ist alles zu spät. Ich habe das gegossen, was trocken war und dabei hat mein Trauerwacholder gelitten. Er wurde beängstigend braun, und noch immer wirft er braune Zweigteile ab. Dabei habe ich es eigentlich gewusst: Wacholder liebt trockenen, durchlässigen Boden. Wenn ich das nun beherzige, darf ich in seinem Wurzelbereich keine Wasser liebenden Pflanzen setzen. Als kleinen Trost habe ich mir ja schon lange gesagt: Der Garten muss vereinfacht werden. Dabei liebe ich die üppige Bepflanzung, welche den Vorteil hat, dass dann das Unkraut keine Chance hat. So viel zu ändern, der Gedanke tut weh. Also mache ich jetzt erst mal den Anfang und dann - mache ich später weiter.

Zur Entspannung setze ich mich auf mein Fahrrad, radle durch die Straßen, sehe in die Gärten. Da steht ein Auto am Straßenrand, mit großen Anhänger. Bis obenhin ist alles voll mit Pflanzenteilen und Koniferenschnitt. Ganz oben prangt eine dicke, rosa Hortensie. Vollbremsung! Ein Mann kam gerade mit einer Schubkarre und weiterem Schnittmaterial heran. Spontan fragte ich ihn: „Soll die Hortensie da oben auf den Müll?“ „Ja“, sagte er, „oder wollen sie die haben?“ Blitzartig rotierten meine Gedanken. Man kann doch eine gesunde Pflanze nicht einfach so auf den Müll werfen? Und schon sage ich lachend: „Ja“. Eine Minute später war die dicke Hortensie in meinem kleinen Fahrradkörbchen. In den Schatten des großen Apfelbaumes will ich sie pflanzen, wenn ich die Frühlingsblüher erst auslese und sie dann, etwas weiter einsetze, müsste es gehen.

Zu Hause angekommen kommt die Hortensie erst einmal in einen großen Eimer mit Wasser. Dann habe ich schon den Spaten in der Hand. Sorgsam sammel ich jedes Zwiebelchen und jedes Knöllchen in einen Topf. Dann das Pflanzloch graben. Hier ist wunderbar leichte, humose Erde, weil ich im Herbst nie die Blätter von dem großen Apfelbaum wegharke. Dann schleppe ich die tropfende Hortensie und platzierte sie zur Sonnenseite. Etwas Erde eingeschippt und dann noch viel Wasser. Wieder Erde und fest treten. Da steht sie nun unter dem Apfelbaum. Im Frühling blüht über ihr der Apfelbaum und vor ihren Wurzeln werden Lerchensporn und Schneeglöckchen den Frühling einläuten.