Müggelheimer Bote
16. Jahrgang, Ausgabe 4/2010
April 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Großer Frühjahrsputz in Müggelheim
Staugefahr im Sommer
Zeltplatz "Kuhle Wampe": Mitglieder investieren
Lehrkabinett Teufelssee unter neuer Leitung
Wie wird auf der Welt Ostern gefeiert?
Sozialbündnis: Kinder, wie die Zeit vergeht...
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Polizeibericht
Neues aus Treptow-Köpenick
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Kinder, wie die Zeit vergeht...

Sozialbündnis Müggelheim feiert 20. Bestehen

von Irene Kruschke

Geht es Ihnen eigentlich auch so, je älter sie werden, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen? 20 Jahre gibt es das Sozialbündnis jetzt schon. Zeit, mal wieder einen kleinen Blick zurück zu wagen.

Die sogenannte Wendezeit war wirklich aufregend. Es war auch die Zeit, in der wir in den Zeitungen jedes Wort regelrecht verschlungen haben, um ja nichts zu verpassen. Und wir überlegten, selbst etwas zur Neugestaltung beizutragen, ganz und gar freiwillig, ehrenamtlich.

Ich erinnere mich noch genau an das Wochenende im Februar 1990: Eine kleine Runde aktiver Müggelheimer saß in der gemütlichen Bauernstube der Gaststätte „Krampenmühle” beisammen, u.a. Vertreter des Wohnbezirksausschusses (WBA) Müggelheim - Herr Dr. Schwandt, Herr Zablewski, Herr Jahn usw. waren anwesend. Alle am Tisch machten sich Gedanken, wie es in unserem Heimatort weitergehen wird ohne staatliche Anordnungen, aber auch ohne staatliche Hilfe.

Der WBA beendete seine Tätigkeit und wollte die noch vorhandenen Geldmittel in Projekte geben, die den Menschen in Müggelheim, also der Allgemeinheit nützten. Martin Jahn, besonders kulturell interessiert, schlug einen Heimatverein vor, der die Tradition in Müggelheim bewahrt, weiter in der Geschichte forscht und Kontakt zum Herkunftsgebiet der Siedler in der Pfalz (Odernheim) aufnehmen sollte.

Lustige Faschingsparty: Frau Liesfeld, hier als Cowgirl vrkleidet, wird mit einem Orden geehrt.

Ich wünschte, dass die soziale Komponente im Zusammenleben der Menschen mehr beachtet wird, da zu befürchten war, dass bisher engagierte Gruppen nicht mehr weiter bestehen könnten. Im neuen Verein sollten soziales Engagement und gegenseitige Hilfe oberstes Gebot sein. Mir ging es besonders um die Unterstützung älterer, alleinlebender aber auch kranker und behinderter Menschen und um mehr Einbeziehung jüngerer Leute in solche Betreuungstätigkeit. Der Name „Sozialbündnis Müggelheim” fiel mir dazu passend ein.

Zu unserer Freude fanden die Projektideen beim WBA großen Anklang und mit den später übertragenden finanziellen Mitteln, zwei Drittel für den Heimatverein, ein Drittel fürs Sozialbündnis, fiel sozusagen der Startschuss zur Verwirklichung unserer Pläne. Uns war damals schon bewusst, dass ganz ohne Geld im „neuen Zeitalter” sicherlich nichts zu bewegen ist.

Dann hieß es für mich von Haus zu Haus zu laufen, meine Idee vorzutragen, Mitstreiter zu finden. Parallel dazu wälzte ich Gesetzesbücher um mich schlau zu machen, wie man einen Verein gründet. Viele Menschen waren sofort begeistert. Renate Oginski erklärte sich damals auch spontan bereit, meine Stellvertreterin zu werden.

Bei der Erarbeitung der Vereinssatzung überlegten wir jedes einzelne Wort. Auch die Gemeinnützigkeit wollten wir zuerkannt bekommen. Kein Problem, denn wir wollten nichts verdienen, sondern jede einzelne Mark wieder in Unternehmungen mit den Menschen stecken.17 Gründungsmitglieder wurden am 30. März 1990 notiert - neun von ihnen sind immer noch dabei. Auch unsere erste „Schatzmeisterin”, Gerda Steingroß, wurde von der ersten Wahl an bis 2007 Jahr für Jahr wieder bestätigt.

Unser großes Ziel, je zur Hälfte jüngere und ältere Mitglieder zu gewinnen, haben wir leider nicht erreicht - es überwiegen die Älteren, aber für die sind wir ja schließlich auch da.

Im Januar 1991 stand ein Aufruf in der Zeitung, dass das Bezirksamt engagierte Menschen für die neu zu bildenden Sozialkommissionen sucht. Mir kam die Idee, unsere Arbeit damit zu kombinieren, der Personenkreis war derselbe. Wir werden von der BVV gewählt, bekommen Dienstausweise und Weiterbildungsangebote und tauschen uns regelmäßig mit den Sozialkommissionen der anderen Ortsteile aus. Ab dem 80. Geburtstag gratulieren wir den Jubilaren im Auftrag des Bezirksamtes zu den runden Geburtstagen. Wir unterbreiten Hilfsangebot, sind Ansprechpartner in schwierigen Situationen wie Krankheit oder Pflege, bei geplantem Wohnungswechsel oder auch im „Behördendschungel”.

Eine öffentliche Sprechstunde im Dorfklub ist inzwischen einer täglichen Telefon-Sprechstunde gewichen. Das Leitungsteam bestand all die Jahre aus sechs bis sieben engagierten Frauen. Es gab kaum Wechsel, weil allen die Arbeit Spaß machte.

Arbeitsgrundlage ist der Jahresplan. Im Vorfeld werden die Senioren nach ihren Wünschen gefragt, welche Themennachmittage, welche Ausflüge? Seit acht Jahren sind auch Mehrtagesfahrten im Angebot. Jeden Monat gibt es einen Kaffee-Kuchen-Nachmittag bei schöner Musik im Dorfklub, aber auch Lesungen und Filmnachmittage. Frühlings- und Herbstfest, Fasching und Weihnachtsfeier haben Tradition, ebenso wie die zwei Geburtstagsfeiern jeweils für ein Halbjahr. Da darf ich dann meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen und Rosenkavalier spielen.

Zur körperlichen „Runderneuerung” geht es alle zwei Monate nach Bad Saarow. Durch das Zusammensein in froher Runde haben wir dazu beigetragen, Berührungsängste zwischen Alt- und Neu-Müggelheimern zu überwinden.

Auch unsere Freizeitgruppen sind inzwischen fest etabliert. Seniorensport hatten wir uns schon früh auf die Fahnen geschrieben. Die Gruppe bildete sich 1998. Zuerst wurde im Klubhaus trainiert, dann in der Physiotherapie Michel und jetzt - ganz komfortabel - im Fitnessstudio Michel.

Fast alle Senioren singen gerne und ein Chor fehlte sehr. Da hatte ich ein Problem, denn zur Chorleiterin tauge ich wirklich nicht. Als ich Frau Hensel kennenlernte, eine Fachfrau im Ruhestand, konnte der Traum eines Chores verwirklicht werden.Als im September 1999 sieben Sängerinnen ihre Stimmen ertönen ließen, war noch nicht zu ahnen, dass die Zahl auf heute fast 40 Leute anwachsen würde. Auch kräftige Männerstimmen sind inzwischen dabei. Sie erfreuen die Müggelheimer, vor allem zu rWeihnachtsfeier, treten aber auch in Seniorenfreizeitstätten auf.

Sportlich geht es bei unserer Senioren-Bowling-Liga in Müggelhort zu. Seit Januar 1999 schieben wir dort jeweils am 1. und 3. Montag die Kugel. Zum Saisonende gibt ein Fest mit Auszeichnungen, also nicht nur Spaß, sondern auch „Kampf” um gute Platzierungen sind angesagt.

Unser jüngstes „Kind” ist die Qigong-Gruppe, die sich im Februar gründete und immer Freitag vormittags übt.

Gelacht haben wir bei all unseren Veranstaltungen immer viel. Und viele Senioren bestätigen: „Mal den Alltag vergessen, das ist so wichtig.”Allen fleißigen Frauen unseres Leitungsteams geht es ebenso: Man vergisst den oft enormen Zeitaufwand der ehrenamtlichen Arbeit, wenn uns eine Seniorin beim Abschied die Hand drückt und sagt: „Ach, war das heute wieder schön. Sonst hätte ich alleine zu Hause gesessen.” Oder wenn uns eine andere bittet, „legt doch die Weihnachtsfeier recht nah an das eigentliche Fest im Dezember - es ist doch meine einzige Weihnachtsfeier, die mit euch.”

Wenn man so ins Sinnieren kommt, fallen einem noch viele Anekdoten ein - aber das würde den Rahmen sprengen. Wenn Sie Näheres wissen möchten oder gerne Mitglied werden wollen, suchen Sie mit uns das Gespräch (Tel.: 659 55 53).