Müggelheimer Bote
16. Jahrgang, Ausgabe 7/2010
Juli 2010
Müggelheimer Bote

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Der Himmel auf Erden

von Marianne Schäfer

Ganz unverhofft wurde mir eine Einladung zu einer Gartenbesichtigung angeboten. Ich habe gerne zugesagt, denn in andere Gärten zu sehen ist für mich immer eine Freude. Es war ein großer Garten, der aus zwei verschiedenen Teilen bestand. Das Haus stand absolut in der Mitte und in gerader Linie führte einst eine Autoeinfahrt in die Garage. Aber das Auto gab es schon lange nicht mehr und so war aus der Einfahrt eine grüne Rasenfläche geworden.

An beiden Grundstücksseiten und an der Front zur Straße dominierten breite Blumenrabatten. Das Besondere war, dass sie in bestimmten Abständen mit kleinen Obstbäumchen bepflanzt waren. In diesem Garten war die Frau diejenige, welche gerne im Garten arbeitete, das ist durchaus nicht immer so. Die Süßkirschenblüte war schon vorbei, ich sah schon die kleinen, grünen Kirschen an den Stielchen. Jetzt blühten die Apfelbäume mit ihren rosa angehauchten, großen Blüten. Die Obstbäumchen überragten die Frühlingsblumen.

Im Hintergrund sah ich Stauden wie Astern, Phlox und die gelbe Helenium, die Müggelheimblume. Weiter vorne hatten die Akelei schon farbige Knospen. Aber überall und auf allen Rabatten blühten Hunderte von Schlüsselblumen in ihren verschiedenen Blütenformen, am langen Stiel im leuchtenden Gelb. Diese waren massenhaft umschmeichelt von dem strahlensten Hellblau der Vergissmeinicht. So ein klares, zartes Himmelsblau in so üppiger Menge, das beeindruckte mich. Ich sah hoch in den Himmel, der gerade auch so ein reines Hellblau mit nur einem kleinen Wölkchen zeigte. Mein Gedanke war gleich: „Hier ist der Himmel auf Erden.“

Mit so einer positiven Einstellung gingen wir nach hinten in den Garten. Hatte vorne die Sonne dominiert, so war hinten eher Halbschatten, zumal das Grundstück an den Wald angrenzte. Überrascht hat mich, das hier sauber und klar ein richtiger Bauerngarten angelegt war. Zwei Beete in Hausnähe waren mit vielen Kräutern bestückt, dabei waren auch ganz alte Kräuter, die ich noch nie gesehen hatte. Aber auch dekorative Kräuter, wie der rot/grüne Sauerampfer stand neben dem Schnittlauch. Prächtiger Rhabarber machte sich mit seinen Großen Blättern breit und jede Staude hatte auch einen blühenden Stiel mit weißen Blütchen, die aber noch fest geschlossen, wie zu einer Faust geballt waren. Auffällig waren die vielen Johannisbeersträucher. Die fleißige Gärtnersfrau sagte mir, dass durch den vielen Regen in diesem Mai, der Jungtrieb der Johannisbeeren so üppig war, dass sie gerade einen Tag zuvor fasst alle Neutriebe abgeschnitten hatte. Die Zweige bogen sich, weil auch der Fruchtbehang in diesem Jahr besonders reichlich ist. Da hat sie die Zweige mit Stäben abstützen müssen.

In der sonnigen Mitte des Gartenteils hatte sie ein Beet mit Buschbohnen schon gesteckt. Die wollen noch nicht kommen, sie brauchen etwas mehr Wärme zum Keimen. Daneben war ein Beet mit in Reih und Glied stehenden Steckzwiebeln. Die kleinen Wege waren mit Rasen begrünt. Sie waren genau so breit, wie eine Spur vom Rasenmäher. Alles sah sauber und freundlich aus.

Ganz hinten, wo schon die Schatten vom Wald nahe waren, standen Rhododendron und andere Ziersträucher. Hier hatte sie gerade eine Clematis zu einem grau/gelben Buxus gepflanzt. Er soll mit seinen späteren dunkelblauen Blüten den Buxus dekorieren. „Einen Wunsch will ich mir noch erfüllen“, sagte sie zu mir, „ich möchte für die sonnige Mitte ein Beet mit echten Walderdbeeren bepflanzen. Die muss ich mir aber von einer Spezialfirma bestellen.“ Es gibt Monatserdbeeren, auch Ausläufer lose und dann auch rankende Walderdbeeren. Man kann sie je nach Wunsch bestellen. „Es geht mir nicht um eine Massenernte“, sagt sie mir, „sondern einzig und allein um den besonderen Geschmack.“ Früher konnte man auch im Wald die echten Walderdbeeren finden. Dann gab es verschiedene gezüchtete Sorten, wie die „Ruhm von Machern“. Später war besonders beliebt die gezüchtete Erdbeersorte „Rügen“, welche etwa um 1920 gezüchtet wurde. Die Gärtnersfrau erzählte mir noch, wie sie früher so eine kleine Hand voll, mit den kleinen, rundlichen, roten Beeren genossen hat. Ja, das ist bei den heute beinahe geschmacklosen Erdbeeren schon etwas Besonderes!

Wir verabschiedeten uns und ich hatte wirklich viel Freude an dem so liebevoll gepflegten Garten und wünschte ihr weiterhin gutes Gelingen und Wachsen in ihrem Garten.

Wieder in meinem Garten, dachte ich: Ich hatte doch auch schon mal ein paar Walderdbeerpflanzen. Wohin haben die sich verkrümelt? Ich musste etwas suchen und fand sie zwischen den blau blühenden Steinsamen und dem Farnkraut, dicht an ein paar Steine geschmiegt. Die werde ich mal hervorholen und an einem besseren Platz neu einpflanzen.