Müggelheimer Bote
18. Jahrgang, Ausgabe 9/2011
September 2011
Müggelheimer Bote

Inhalt
Premiere des Berlin Triathlon XL
Sophie, vom Kanukind zur Weltmeisterin
Direktkandidaten auf dem Prüfstand
Senioren auf den Spuren der Einwanderer
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
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Leserbriefe
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Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Der Wald und seine Tiere, unsere Freude

von Marianne Schäfer

In unserer hektischen Arbeitswelt wird den Menschen manchmal Übermenschliches abverlangt. Deshalb sehnen sich diese Menschen nach Ruhe, Entspannung und Harmonie. All dieses findet der müde Mensch nicht nur in seinen vier Wänden, sondern auch bei einem Spaziergang im Wald. Alte und junge Menschen, Familien mit Kind und Hund, für jeden ist der Wald eine Therapie.

Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2011 zum internationalen Jahr der Wälder erklärt. Wir Müggelheimer haben es gut, weil wir rings von Wald umgeben sind. Kiefernwald dominiert besonders im Nordosten von Deutschland. Die Kiefer ist so anspruchslos und doch ein schneller und begehrter Holzlieferant. Die Förster sagten, sie ist unser Brotbaum.

Weil also hier schon immer Kiefern wuchsen, kennen wir kaum einen lieblichen Buchenwald, der verschiedene Stimmungsbilder zu bieten hat. Auf dem Waldboden können im sonnigen Frühling viele Waldblumen, wie das Buschwindröschen, das Leberblümchen, auch das Maiglöckchen in großen Flächen blühen. Im Sommer ist der Buchenwald voll belaubt, daher ist er dann kühl und schattig. Im Herbst erfreut uns das strahlende goldgelbe Laub.

Eichenwälder sind lichter, weil ihre Kronen nicht so dicht verzweigt sind. Deshalb kommt mehr Licht auf den Waldboden. Aus diesem Grund kann er mehr mit Kräutern und Gräsern begrünt sein. Unser Kiefernwald ist am Beginn einer großen Veränderung. Das Ziel ist ein Mischwald. Ich freue mich für die nächste Generation, denn erst sie wird dann einen artenreichen und interessanten Wald erleben. Weil uns vertraut, erleben wir auch jetzt in unserem Kiefernwald neben der Ruhe die saubere Luft, den Duft der Walderde, besonders nach einem Regen. Es duftet nach Erde und Moos, an sonnigen Tagen auch nach Harz. Wir können mit allen Sinnen vielfältige Eindrücke bewusst erleben. Wir hören manchmal den Specht eifrig an einem Baumstamm hämmern. Wir suchen ihn im Astgewirr und denken unweigerlich: bekommt der keine Kopfschmerzen?

Nicht weit vom Weg an einer besonnten Stelle ist ein Berg aus Kiefernnadeln und kleinen Zweiglein zu entdecken. Im weiten Umfeld kribbeln und krabbeln die Roten Waldameisen. Wenn man einmal kurz mit der flachen Hand leicht auf den nadeligen Berg klopft, kann man sehen, wie die ‚Roten' angeflitzt kommen. Es raschelt und knistert und dann sieht man, dass die Ameisen ihr Hinterteil unter den Beinen nach vorne richten. Sie spritzen beißende Ameisensäure zur Abwehr. Am Stamm eines sterbenden Baumes können an der abgefallenen Borke die Fraßgänge eines Zimmermannbocks zu sehen sein. Die Käfer sind selten zu finden. Auffällig an ihnen sind die langen, gebogenen Fühler. Der mittelgroße Käfer ist unauffällig gefärbt. Beim Weitergehen bemerkt man an einer sonnigen Blöße rot- und weiß-blühenden Fingerhut, auch das zartere Weidenröschen. Hier tanzen viele Schmetterlinge.

Am Abend kann der Wanderer auf einem Gestellweg die lautlos flatternden Fledermäuse beim Insektenfang in der Luft beobachten. Einmal habe ich erlebt, dass ein Rehbock eine Ricke trieb. Im rasanten Tempo preschten sie durch das Gehölz. Sie haben mich gar nicht bemerkt. Es war nur ein kurzer Augenblick, den ich zur Bewunderung der hübschen, rotbraunen Tiere mit den grazilen Beinen hatte. Ähnliche Beobachtungen könnten auch im eigenen Garten gemacht werden. Dazu sind einige Voraussetzungen nötig. Der Garten muss artenreich gestaltet sein. Dichte Gehölzgruppen aus Eibengebüsch, Buxus, große Koniferen, auch alte Obstbäume und eventuell eine Hausbegrünung oder ein romantisch überwucherter Schuppen bieten beste Bedingungen, um im eigenen Garten überraschende Beobachtungen machen zu können. Vor einiger Zeit flog mich ein junges Rotkehlchen an. Es hat wohl die Kurve nicht bekommen, denn es ist bei mir weich gelandet. Es war für uns beide ein einmaliges Erlebnis. Hübsch sah das zarte, junge Vögelchen aus. Es sah mich mit seinen großen Augen verdutzt an. Ein paar Tage später machte ich noch eine Entdeckung. Ich schnippelte an einem Buxusbusch herum, welcher noch von einem Geißblatt überrankt war. Erst einen Tag später sah ich das große Napfnest, in dem zwei schon große Jungamseln saßen. Wochenlang bin ich daran vorbeigegangen und habe es nicht gesehen. Am nächsten Tag saßen sie schon auf dem Nestrand, bereit zum Start ins Leben. Ich hab ihnen noch leise zu geflüstert: "Macht es gut und ein langes Leben" und eine Stunde später waren sie fort. Im Gerank an der Hauswand werden jedes Jahr Nester gebaut. Die Gartengrasmücken haben schon öfter hier erfolgreich ihre Jungen großgezogen. Eine kleine Kröte hopst in den Blumenrabatten herum und manchmal sitzt sie in einer flachen Schale im Wasser und sieht mich fragend an. Ich nehme einen anderen Weg, damit ich sie nicht vertreibe. Ich freue mich, dass Tiere in meinem Garten leben.