Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 9/2003
September 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schildbürgerstreich in Müggelheim
Voller Elan in einen neuen Lebensabschnitt
Erntefest mit Parforce-Jagd
Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Sauerei - sus scrofa
Tango-Nacht im Schloss Köpenick
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Wasser satt für die Anger-Bäume

„Wasser marsch!” hieß es am 6. August auf dem Dorfanger. Gleich zwei Feuerwehren waren dort im Einsatz. Allerdings ein Einsatz aus Barmherzigkeit. Nach wochenlanger Trockenheit sahen die Bäume und vor allem das Gras auf dem Anger doch zu traurig aus. Da fassten sich die Männer unserer Freiwilligen Feuerwehr bei ihrem wöchentlichen Übungsabend ein Herz und gaben ihnen Wasser satt. Von Baum zu Baum fuhren sie und spendierten einen Riesen-Schluck aus dem Löschschlauch.

Und zu guter Letzt kam dann noch die Wasserkanone auf dem Dach der Feuerwehr zum Einsatz. Mit einem gewaltigen Druck spritzte das Wasser von der einen Seite des Angers bis hinüber auf die andere Seite. Wenn sich Kabrios näherten wurde der Kanone rasch das Wasser abgedreht, aber so manch jugendlicher Fahrer genoss es, ganz langsam mit geöffnetem Fenster durch die spritzenden Fontänen zu fahren. Na, bei über 30 Grad haben nicht nur die Bäume Durst.

Also: Unseren Pflanzenfreunden bei der Feuerwehr sei herzlich gedankt. Solche „spontanen Übungsabende” lassen wir uns gerne gefallen. sip


Schildbürgerstreich in Müggelheim

Gefährliche Straßenabschnitt wieder für Verkehr freigegeben

Aus allen Wolken fielen die Anwohner des Erlenbacher Steiges Mitte August. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde die bisherige Sperre beseitigt und die Straße zwischen Rinntaler- und Hallgarter Steig wieder für den Durchgangsverkehr freigegeben. Nun laufen die Anwohner Sturm. Denn sie fürchten um die Sicherheit ihrer Grundstücke und die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. In einem Brief an Bürgermeister Klaus Ulbricht baten sie diesen um Hilfe.

„Die Straße ist sehr steil, sehr schmal und zudem nur unzureichend befestigt. Wenn hier schwere Fahrzeuge entlang fahren, sackt die Befestigung zu den tiefer liegenden Grundstücken ab“, moniert Anwohnerin Evamaria Pinkpank. Und Nachbarin Annemarie Vollbrecht ergänzt, dass der etwa 20 Meter lange Straßenabschnitt bereits seit mindestens 60 Jahren für den Durchgangsverkehr gesperrt gewesen sei. „So lange wohnt mein Mann schon hier und in der Zeit fuhr hier noch nie ein Auto entlang“, sagt sie. Die ersten Holzbarrieren seien irgendwann einmal vom Amt gesetzt worden. Und weil Holz mit den Jahren verrottet, haben die Anwohner dann selbst Metallstangen in die Erde gesetzt - quasi als Ersatz. Doch Houssein Abo-Bakr, Leiter des Tiefbauamtes, ist die Sperrung ein Dorn im Auge. „Wir sind dabei alte Sonderregelungen die ungesetzlich sind aufzuheben“, begründet er. Normalerweise würde eine Sperrung auf Anordnung der Straßenverkehrsbehörde erfolgen. Doch die läge in diesem Fall nicht vor. „Also muss die Straße den Nutzern freigegeben werden“, schlussfolgert der Bezirksamtsmitarbeiter. Die Straße, um die es geht, ist etwa drei Meter breit und hat ein etwa 16-prozentiges Gefälle. Zwei Autos kommen nicht aneinander vorbei und auch Fußgänger oder Radfahrer gemeinsam mit einem Auto birgt Gefahren. „Vor allem im Winter ist es hier richtig rutschig. Selbst wenn ich einen Fußweg fege und streue kommen doch die Autos ins Rutschen und fahren womöglich die Fußgänger an“, befürchtet Frau Pinkpank.

Evamaria Pinkpank (links) und Annemarie Vollbrecht zeigen, wo früher diese alte Sperre stand. Foto: Jacobius

Außerdem liegen alle wichtigen Versorgungsleitungen wie Gas und Wasser nur in 80 Zentimeter Tiefe - vorgeschrieben sind 1,20 Meter. Auch hier sehen die Anwohner eine Gefahr: Leitungsschäden. „Dieser weiche Untergrund, die Pflastersteine sind nur in den losen Sand gelegt, halten nichts ab“, meinen die Nachbarn unisono.

Sie fordern, dass wenigstens ein Lkw-Verbotsschild aufgestellt wird und die Geschwindigkeit reduziert werden muss. Doch am liebsten hätten sie, nach alter Tradition, eine Straße ohne Durchgangsverkehr.

„Ich kann da nichts machen. Die Verkehrsbehörde ist nicht nur für die Sperrung, sondern auch für die Sicherung der Straße zuständig, also Verkehrsschilder und ähnliches“, argumentiert Abo-Bakr. Wenn die Straßenverkehrsbehörde die Anordnung treffe, könne das Tiefbauamt die Arbeiten ausführen.

Das sieht Sachbearbeiter Karl-Heinz Nave von der Verkehrsbehörde etwas anders: „Wenn beispielsweise bauliche Mängel bestehen, die Straße abzurutschen droht, darf und muss das Tiefbauamt handeln und darf auch beispielsweise Lkw-Verbotsschilde aufstellen.” Allerdings seien Mitarbeiter seienr Behörde bereits an der Straße gewesen und hätten eine Begehung gemacht. Aus deren Sicht seien keine Maßnahmen erforderlich. „Für eine Sperrung muss es eine Begründung geben, sonst ist es ein Akt der Willkür”, meint Nave. Er hält sich strikt an die Verwaltungsvorschriften und sagt: „Wir sind kein Wohltätigkeitsverein, der einfach 10 kmh-Schilder verschenkt.”

Damit zieht Nave am selben Strang wie Abo-Bakr. Denn auch der sieht die Straße nicht als gefährlich an, hat daher der zuständigen Behörde auch keinen Hinweis gegeben. Und im Winter sei die Berliner Stadtreinigung verpflichtet, gefährliche Stellen zu streuen. Das sollte dann auch am Erlenbacher Steig geschehen, hofft Abo-Bakr.

Übrig bleiben die Anwohner, die nun mit einer Straße leben müssen, die aus ihrer Sicht ein erhebliches Risiko birgt. Wer weiß, vielleicht schätzen die Behörden die Situation ja anders ein, wenn erst der Winter angebrochen ist - und nicht erst, wenn etwas passieren ist. sip