Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 9/2003
September 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schildbürgerstreich in Müggelheim
Voller Elan in einen neuen Lebensabschnitt
Erntefest mit Parforce-Jagd
Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Sauerei - sus scrofa
Tango-Nacht im Schloss Köpenick
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Gedanken aus Müggelheim
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Serie für den Natur- und Gartenfreund

Gedanken im Liegestuhl

Nach etwa neun Wochen mit hoch sommerlichen Temperaturen muss einfach mal eine erholsame Pause im Liegestuhl sein. Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass uns nach den verheerenden Hochwasserfluten nun so eine extreme Hitze matt setzt. Dieses ist der wärmste Sommer seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Mir gehen die Informationen von verheerenden Waldbränden, Dürre und Ernteausfällen durch den Kopf. Wassernot statt Hochwasser. Aus Sachsen wird Wasser für die Spree gekauft, andere Flüsse, Seen, Teiche und Bäche haben ebenfalls Wassernotstand. Der Grundwasserspiegel sinkt um etwa drei Zentimeter pro Jahr. Ich habe Angst, ein Waldbrand könnte unsere Landschaft zerstören.

Die verschiedensten Wetterkatastrophen, die sich seit wenigen Jahren immer dramatischer ereignen, zeigen uns den Beginn der von uns Menschen gemachten Klimaveränderung. Frank Wechsung vom Institut für Klimaforschung in Potsdam sagt: „Wir sind gerade zwischen altem und neuen Klima. Es ist geprägt von einer Pendelbewegung zwischen den Extremen.”

Wie kann man verstehen, dass wir Menschen daran Schuld sein sollen?

Unsere Zivilisation hat sich entwickelt, weil wir die Überreste von einstigen Pflanzen und Tieren verbrennen, welche die Erde vor Hunderten von Millionen Jahren bewohnten. Holz, Kohle, Öl und Gas sind fossile Brennstoffe. Erst die Energie daraus hat riesige globale Industrien entstehen lassen, mit immenser finanzieller und politischer Macht. Viele Kriege wurden und werden wegen der Energiequellen geführt.

Kohle, Benzin, Öl und Erdgas enthalten das Element Kohlenstoff (C). Werden diese Stoffe verbrannt, verbindet sich der Kohlenstoff mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff (O2). Diese chemische Reaktion setzt eine Energie frei, die vielleicht 200 Millionen Jahre lang in der Erde verschlossen war. Bei der Verbrennung entsteht u. a. Kohlendioxid (CO), eines der so genannten „Treibhausgase”. Diese verhalten sich ähnlich wie das Glasdach eines Treibhauses: Sie lassen Sonnenlicht passieren, behindern aber gleichzeitig die Abstrahlung der Erde in den Weltraum. Dadurch bewirken sie eine Aufheizung der unteren Luftschichten (Troposphäre).

Die Erwärmung der Troposphäre wird ebenfalls durch die Ausdünnung der Ozonschicht gefördert. Es gelangt nämlich mehr UV-Strahlung zur Erde.

Die Luft um uns herum, der Stoff, den wir atmen, besteht zu etwa 20% aus „normalem” Sauerstoff (O2). Ozon ist eine andere Form der Verbindung von drei Sauerstoffatomen (O) und in größeren Konzentrationen giftig. Es entsteht z.B. beim Schweißen und Kopieren. Die größere Ozongefahr besteht allerdings nicht darin, dass es zu viel von ihm hier unten gibt, sondern zu wenig oben in der Stratosphäre, in einer Höhe von etwa 10-15 Kilometern. In der großen Höhe ist das Ozon, in einer hauchdünnen Schicht von drei Millimetern unser optisches Schutzschild gegen das ultraviolette Licht der Sonne, das es filtert.

FCKW (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe), werden auf der Erde nicht zersetzt und wandern in einer Zeitspanne von 8-10 Jahren in die Stratosphäre. Hier wird durch die Einwirkung der UV-Strahlen das Chlor aus dieser Verbindung abgespalten. Dieses frei werdende Chlor zerlegt das Ozon zu normalem Sauerstoff. Da das Chlor aus dieser chemischen Reaktion nahezu unverbraucht hervorgeht, kann ein einziges mehrere hundertausend Ozonmoleküle zerstören, bis es selbst gebunden wird. Es entsteht das Ozonloch. Gefährlich an der UV-Strahlung soll zunächst der dadurch verstärkt auftretende Hautkrebs, Augenerkrankungen und die Schwächung des Immunsystems sein.

Selbst wenn der FCKW-Ausstoß heute komplett gestoppt würde, wären unsere gestrigen „Überreste” noch bis zu zehn Jahre unterwegs. Da Alternativprodukte in der Herstellung wesentlich teurer sind und auch toxische Zwischenprodukte hinterlassen, wird es besonders in den „Entwicklungsländern” problematisch, sich umzustellen. Durch Wechselwirkungen zwischen Ausdünnung der Ozonschicht und der Erwärmung der Erde kommt es zur lebensfeindlichen Erdsituation.

Sämtliche Hinweise (Rückgang der arktischen Eisschicht seit 1978. Riesige Spalten im Inlandeis der Antarktis. Gletscher ziehen sich rasant zurück. Extreme Wetterlagen nehmen in vielen Teilen der Welt zu. Der Meeresspiegel steigt ständig an.) sind jedoch an sich kein zwingender Beweis dafür, dass die Aktivitäten unserer Zivilisation und nicht natürliche Schwankungen daran Schuld sind. Aber zusammengenommen sind sie sehr besorgniserregend. Immer mehr Klimaspezialisten gelangen nach Abwägung sämtlicher Hinweise zu dem Schluss, dass es einen erkennbaren Einfluss des Menschen auf das Klima gibt. Die Temperaturen die wir in Kürze haben werden, wenn die gegenwärtigen Trends anhalten, sind nicht nur die wärmsten im letzten Jahrhundert, sondern in den letzten 150 000 Jahren!

Die globale Erwärmung sorgt nicht an sich für schlechtes Wetter, aber sie erhöht die Chancen, dass wir „schlechtes“ Wetter bekommen werden. Computermodelle zeigen, dass schwere Dürreperioden im Landesinneren, starke Sturmfronten und Überschwemmungen an den Küsten, viel heißeres, aber auch viel kälteres Wetter in lokal begrenzten Regionen darauf zurückzuführen sind. Wobei für all das nur eine relativ geringe Zunahme der Durchschnittstemperatur unseres Planeten verantwortlich ist.

Die Klimavorhersagen für dieses Jahrhundert hängen davon ab, ob wir Treibhausgase im gegenwärtigen, in einem schnellen oder in einem langsameren Tempo in die Atmosphäre gelangen lassen. Je mehr Treibhausgase – desto wärmer wird es!

Unsere technische Zivilisation stellt heute eine echte Gefahr für sich selbst dar. Auf der ganzen Welt beeinträchtigen die Verbrennungsprodukte der fossilen Brennstoffe gleichzeitig die Gesundheit der Atemwege, das Leben in den Wäldern, Seen, an den Küsten und in den Ozeanen sowie das Weltklima. Wenn wir die schlimmsten Folgen verhindern wollen, werden wir einfach zusammenarbeiten müssen - für lange Zeit! Die AGENDA 21 war nur ein Anfang.

Das Haupthindernis ist der Widerstand gegen jede Veränderung – ein riesiges, weltweites miteinander verflochtenes Establishment von Industrie, Wirtschaft und Politik klammert sich an fossile Brennstoffe. Wir, das heißt die Politiker und die Wirtschaft, aber auch jeder einzelne Mensch sollte in seinen Entscheidungen und Handlungen an die Auswirkungen auf das Welt ma denken. Die CO-Emission muss weltweit reduziert werden. Jeder nicht gefahrene Kilometer mit dem Auto zählt. Jeder nicht gefällte Baum zählt ebenso wie jeder neu gepflanzte. Ziel muss sein: So schnell wie möglich mehr regenerative Energiequellen zu entwickeln, zu produzieren und zu nutzen. Beim heutigen Stand der Technik kommt der Windkraft Energiegewinnung und der Solartechnik eine große Bedeutung zu. Die fossilen Brennstoffe müssen stark reduziert werden.

Wir müssen unsere natürlichen Ressourcen Boden, Luft und Wasser erhalten, damit Kinder und Enkelkinder noch ein lebenswertes Leben führen können. MS/-dt