Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 9/2003
September 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Schildbürgerstreich in Müggelheim
Voller Elan in einen neuen Lebensabschnitt
Erntefest mit Parforce-Jagd
Wie gut kennen Sie Müggelheim?
Sauerei - sus scrofa
Tango-Nacht im Schloss Köpenick
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Wildsau Borstl


Grunz, grunz. Falls Sie mich nicht kennen, mein Name ist „Borstl“, Wildsau aus Passion. Ich wohne in Müggelheim, na, eigentlich in den Wäldern drum herum. In diesem Ort wohnen viele nette Wesen, die komischerweise auf zwei Beinen laufen können. Sie nennen sich Menschen. Manche bezeichnen sich auch untereinander als Schweine, doch das sehe ich persönlich ja als Beleidigung für uns Borstenviecher. Denn das, was die Menschen mit ihren „Wohnungen“ so anstellen, würden wir mit unserem Wald nie machen. Sie schmeißen einfach die Sachen, die sie nicht mehr benötigen, zu uns in den Wald. Schon so mancher meiner Freunde hat sich den Rüssel an herumliegenden Glasscherben geratscht, und andere Waldbewohner haben sich schon ganz schlimm die Pfoten verletzt. Eigentlich ist es kein Wunder, dass dann immer mehr meiner Artgenossen in den Ort flüchten. Dort ist die Verletzungsgefahr jedenfalls geringer.

Beruhigend ist, dass uns die Menschen so lieben, sie sorgen jedenfalls immer für einen ausgewogenen Speiseplan für uns. Da finden wir Äpfel und Pflaumen, die einfach so auf den Straßen liegen, komische Haufen wo die wunderbarsten Würmer und Engerlinge drin zu finden sind oder auch manchmal komische Tonnen mit leckeren Fleisch- und Wurstresten drin. Manche Zweibeiner sind sogar so nett, dass sie uns ihr Obst extra auf einen großen Haufen in die Waldecken im Ort bringen. Deswegen fühlen wir uns hier in Müggelheim so richtig wohl und wollen eigentlich gar nicht mehr in den großen Wald zurück. Meine Kleinen sind sogar gebürtige Müggelheimer. Ich habe ihnen auf einem verwilderten Grundstück eine wunderschöne Kuhle gebaut und die Menschen haben „Wildschwein-Tourismus“ betrieben, sind mit ihren Kameras ganz dicht an mich und meine Kleinen herangekommen. Das hat mir gar nicht gut gefallen. Denn auf meine Lütten passe ich auf. Und der, dessen Nase mir zu nahe kommt, den verjage ich - notfalls auch mit meinen Hauern. In diesem Jahr waren die Menschen besonders vorwitzig. Vielleicht ist ihnen die Sonne zu Kopf gestiegen. Aber ich habe wirklich ein paarmal zugebissen. Was ich überhaupt nicht leiden kann sind diese kläffenden vierbeinigen Menschenfreunde. Von ihnen fühle ich mich richtig bedroht. Da stellen sich mir alle Borsten in die Höhe und ich versuche sie zu verjagen.

Aber glücklicherweise sind solche Zwischenfälle recht selten, so dass ich weiterhin ein gemütliches und sorgenfreies Leben in Müggelheim führen werde. Ich denke, wenn die Menschen weiter so gut für uns sorgen, werde ich immer mehr meiner Freunde zu uns holen. Dann wird es doch gleich viel lustiger.