Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 10/2003
Oktober 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Staustufe rot - geht bald nichts mehr?
Von Parforce-Jagden und satirischen Ergüssen
Der Mügge-Club ist wieder da
Nach der Arbeit kam das Vergnügen
Neues vom geplanten Großflu(ch)hafen Schönefeld
... und der Saal kochte
Der Tag der Geister und Vampire naht: Halloween
Tag der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft
Fontane-Lesung im Müggelheimer Dorfclub
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Gestalten der Bibel: Hosea

von Siegfried Menthel

Hosea gehört zu den Propheten der hebräischen Bibel, des Alten Testaments. Er ist im Inhaltsverzeichnis als erster der zwölf „kleinen Propheten” (klein, weil ihre Bücher kurz sind) zu finden. Hosea ist der erste Prophet, dessen Sprüche (von ihm selbst oder anderen) gesammelt und uns so bis heute überliefert worden sind. In Israel gab es auch schon vorher Propheten wie Nathan oder Elia, von denen wir aber keine Bücher besitzen.

Woran denken Sie, wenn Sie „Prophet” hören? An Voraussagen darüber, was zukünftig geschehen wird? Richtig. Genauso sind die biblischen Propheten aber auch bevollmächtigte Deuter der Vergangenheit. Sie decken am Gewesenen auf, was wesentlich war, im Guten wie im Schlechten. Schließlich sind die Propheten, drittens, Kritiker der Gegenwart. Mit ätzender Schärfe sprechen sie das Fehlverhalten der Machthaber an. So auch Hosea. Über seine Lebensumstände wissen wir wenig. Aus seiner Botschaft ist zu erschließen, dass er 750-720 v. Chr. wirksam war. Das waren äußerst bewegte Zeiten. Innerhalb von 15 Jahren waren sechs Könige in Israel auf dem Thron. Hinterhältigkeit und Gewalt waren an der Tagesordnung. 722 schließlich die Katastrophe: Die Assyrer erobern Samaria und das Nordreich Israel hört auf zu bestehen. Das Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem konnte sich damals noch halten.

„Sie setzen Könige ein, ohne von mir ermächtigt zu sein”, sprach Gott durch Hosea, „und Minister ohne mich zu fragen. (. . .) Wer Wind sät, wird Sturm ernten.” (Kap. 8, V. 4+7).

Hosea bekommt den merkwürdigen Auftrag, eine Prostituierte zu heiraten, um durch die eigene Existenz zu verdeutlichen, was der Inhalt seiner Botschaft ist: Das Volk istmitsamt seinen Eliten von seinem Gott abgefallen wie eine untreue Frau. „Man schwört und lügt, man mordet und stiehlt, man bricht die Ehe und übt Gewalttat, und Blutschuld reiht sich an Blutschuld. Darum wird trauern die Erde, und verschmachten wird alles, was darauf wohnt, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels, ja auch die Fische des Meeres werden dahingerafft.” (Kap. 4 V. 2+3)

Diese Worte wecken die Frage in mir: Erleben wir heute nicht genau das? Wir nennen es ökologische Katastrophe. Der Prophet hat ein deutliches Bewusstsein für das Unheil, das der Mensch anrichtet und das sich bis in die Natur hin auswirkt - wenn er sich vom Gott des Lebens ab- und den selbstgezimmerten Götzen zuwendet.

So groß das Unheil ist, das der Mensch verschuldet und dessen Konsequenzen ihm nicht erspart bleiben - es ist nicht das letzte Wort.

Die unbegreifliche Güte Gottes soll der Prophet wiederum existenziell verdeutlichen. Er soll die weggelaufene Frau wiederum lieben, „gleich wie der Herr die Israeliten liebt, wiewohl sie sich zu fremden Göttern wenden und den Rosinenkuchen des Götzendienstes lieben. (. . .) Hernach werden sie umkehren und werden den Herrn, ihren Gott, (. . .) suchen und sie werden bebend hineilen zu dem Herrn und zu seinem Segen am Ende der Tage.” (Kap. 3, V. 1+5)