Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 10/2003
Oktober 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Staustufe rot - geht bald nichts mehr?
Von Parforce-Jagden und satirischen Ergüssen
Der Mügge-Club ist wieder da
Nach der Arbeit kam das Vergnügen
Neues vom geplanten Großflu(ch)hafen Schönefeld
... und der Saal kochte
Der Tag der Geister und Vampire naht: Halloween
Tag der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft
Fontane-Lesung im Müggelheimer Dorfclub
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2003
Müggelheimer Bote
 

Neues vom geplanten Großflu(g)chhafen Schönefeld

Wenn diese Ausgabe des Müggelheimer Boten erscheint, liebe Leserinnen und Leser, dann halten Sie sicher schon das neueste INFO-Faltblatt Nr. 30 des Bürgervereins Brandenburg-Berlin e.V. (BVBB) in den Händen. Ich empfehle Ihnen die Lektüre dieses Faltblattes wärmstens. Sie finden darin höchst brisante Fakten und Aussagen, die Sie so sonst nirgendwo lesen werden.

Da sind beispielsweise erneut 126.000 Einwendungen, an denen auch Müggelheim seinen Anteil hat, als Folge der ohne jede Vorankündigung nachgeschobenen Auslegung von Planungsunterlagen zusammengekommen. Der angebliche Schwerpunkt: „Diskussion von Standorten“ geriet dabei in dieser Darstellung allerdings zur kümmerlichen Farce. Nach den bereits 133.000 Einwendungen des Jahres 2000 ist das eine geradezu unglaubliche Menge von Willensbekundungen betroffener Bürger. Man darf gespannt sein, ob die Planfeststellungsbehörde darauf wenigstens noch einmal mit einer Anhörung reagiert.

Dies ist die größte Einwendungsaktion, die Deutschland je gesehen hat. Die Anzahl an Einwendungen ist insbesondere deshalb so bemerkenswert, weil die Aktion offenbar mit Absicht von den Antragstellern und der Planfeststellungsbehörde in die Hauptreisezeit gelegt wurde.

Auf dieses Ergebnis können wir mit Recht alle stolz sein, denn es macht deutlich, dass die Front der vom Großprojekt in ihrer Lebensqualität empfindlich beeinträchtigten Bürger ungebrochen steht und dass wir es nicht hinnehmen werden, wenn unser persönliches Umfeld mit den einmaligen Schönheiten des südöstlichen Berliner Raumes politischen Machtinteressen geopfert werden soll. Schönefeld ist und bleibt als Standort für einen Großflughafen völlig ungeeignet, es sind wirkliche Standortalternativuntersuchungen und intelligente Verkehrsanbindungsstrategien gefragt und wir verlangen von der Politik, dass sie am Bürgerwohl orientiert ihre Hausaufgaben macht.

Allerdings, so vermittelt das INFO-Blatt weiter, sind die politischen Ziehväter des Single-Airport-Projektes am Bürgerwohl ganz offensichtlich gar nicht interessiert. Weder Lärmdiskussion noch Umweltbelastung (man denke etwa an die Dioxinverseuchung des Selchower Flutgrabens) und schon gar nicht die unglaubliche und nun schon mehr als zehn Jahre währende Verschwendung von Steuermitteln (bisher mehr als 1,65 Milliarden Euro, ohne das mit dem „Ausbau“ des Flughafens auch nur begonnen wurde; was hätte man mit dem vielen Geld angesichts der leeren Kassen in Deutschland alles an Vernünftigem machen können!) sind Anlass, dem unseligen Tun Einhalt zu bieten. Es könnte ja der eine oder andere Elitepolitiker einen Gesichtsverlust erleiden. Schreckliche Vorstellung . . .! Da nimmt man doch lieber in Kauf, dass viele Zehntausende von Bürgern Opfer eines sinnlosen Großprojektes werden – und zwar ohne Notwendigkeit, denn wie gesagt, passende und ganz gewiss signifikant kostengünstigere Standorte gäbe es schon.

Die Berlin/Brandenburger Medienwelt schweigt zu alledem vornehm. Sie nimmt die Fakten einfach nicht wahr. Schließlich stehen jede (selbstverständlich „unabhängig-überparteiliche“) Zeitung und jeder Sender irgendeiner politischen Strömung nahe, und unsere politischen „Repräsentanten“ haben sich in schöner Einmütigkeit darauf verständigt, dass Schönefeld der Standort sein müsse.

Der vom Flughafen nicht betroffene und aufgrund der Medienzurückhaltung uninformierte Bürger antwortet in einer repräsentativen Umfrage auf die Frage: „Sind Sie für den Standort Schönefeld als künftigem Berlin/Brandenburger Großflughafen?“ dann selbstverständlich zeitgemäß unbedacht mit einem überzeugten „Ja“! Soviel zur Informationspflicht und Meinungsausgewogenheit unserer Medien, für die eine Story über die neueste Silikonbrusterweiterung irgendeines Pop-Sternchens allemal interessanter und quotenträchtiger ist, als die ausgewogene Berichterstattung über ein ernsthaftes Problem für zahllose Betroffene.

Angesichts dieser Konstellation des willfährigen Zusammentuns von Politik und Medienwelt bleibt uns, den unmittelbar Betroffenen, nur die Chance, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Eine vorzügliche Gelegenheit dazu bietet sich im Oktober mit einer Protestdemonstration des BVBB:


Protestmarsch mit Kundgebung des BVBB
Sonnabend, 18. Oktober 2003
Treffpunkt: 1300 Uhr, S-Bhf. Friedrichstraße

Die Demonstration wird vom S-Bahnhof aus durch die Friedrichstraße und Unter den Linden zum Brandenburger Tor verlaufen. Sie alle sind herzlich gebeten, an diesem wichtigen Ereignis teilzunehmen und ihre Solidarität zu den Zielen des BVBB zu bekunden. Kommen Sie zahlreich – hier haben Sie die Möglichkeit, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. Zeigen Sie, wo Müggelheim in seiner übergroßen Mehrheit steht! Dr. Dietrich Werner BVBB Müggelheim (Tel.: 659 70 31)