Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 04/2004
April 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Chance für den Müggelturm
Leichte Veränderungen im Bustakt
Frohe Ostern!
Frühlingswanderung am Großen Müggelsee
Gastronomie-Achse von Rübezahl bis Marienlust geplant
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Heimatverein
Leserbriefe
Aus der BVV
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2004
Müggelheimer Bote
 
Kirchenseite

Ostern

Assoziationen von Pfarrerin Regina Schulz

Überall sprießt neues Leben: Märzenbecher, Krokusse, Narzissen, die Knospen springen auf an Sträuchern und Bäumen. In der Natur beginnt etwas Neues, sehr Kraftvolles, nicht Vorstellbares. Die Natur liefert uns ein starkes Bild für Ostern: Gott, der die Quelle allen Lebens ist, verwandelt den Tod in ein Neues hinein, in einen neuen Anfang. Ostern möchte vom Leben sprechen. Leben, das den Tod besiegt hat. Das klingt gewaltig und ist es auch. Jeder von uns trägt ein Bild seines Lebens in sich, einen Traum, eine Vision, wie es sein könnte, wie es sein sollte. Wie stark wir in unseren Träumen leben, zeigt sich immer dann, wenn sie zerbrechen.

Ich denke an einen Freund, der in seinem Arbeitsbereich neue Projekte tüchtig vorangebracht hat, der in seiner Arbeit lebte und in ihr aufblühte, der finanzielle Sicherheit und Selbstachtung aus ihr gewann. Von heute auf morgen ist er arbeitslos geworden. Die Zeit geht schnell darüber hin. Schon haben die ehemaligen Kollegen die Lücke geschlossen. Er steht draußen und muss nun sehen, wie er dem Bild, der Vision seines Lebensentwurfs gerecht werden kann. Ostern bedeutet für ihn, sich nicht aufzugeben, Neues zu versuchen, Anderes zu entdecken. Ostern möchte vom Leben sprechen, Leben, das den Tod besiegt hat.

In meinem Berufsalltag als Krankenhausseelsorgerin begegnen mir immer wieder Menschen, die sehr tapfer bemüht sind, ihr Leben zu leben zwischen Krankheit und Gesundheit, die auch einmal große Träume hatten und die jetzt ihre ganze Kraft dafür brauchen, die Nacht zu überstehen. Sie besiegen den Tod jeden Tag neu. Und ich denke zu Ostern an Jesus von Nazareth, der mit seinem Tod das Antlitz der Erde verändert hat. Auch er sprach von einer großen Vision, vom Reich Gottes, das mit ihm gekommen sei, ein Reich der Freiheit, des Friedens, der Liebe - die Vollendung der Schöpfung Gottes. Wir erinnern uns, wie Jesus von Menschen gesprochen hat: Er verglich sie mit einem verirrten Schaf oder mit einer verlorenen Drachme, er sprach vom verlorenen Sohn, von all denen, die verloren gehen, die nicht mehr zählen, „Aus den Augen, aus dem Sinn”, die kleinen Leute, die Armen, die Kranken, die Verzagten, die der Tröstung und Stärkung bedürfen. Wir erinnern uns, dass er auf die Suche nach all diesen Verlorenen ging, zu denen, die bedeutungslos geworden sind - unbekannt, ungeliebt, verwirrt und verirrt.

Und wir erinnern uns, dass dieser Mann vor seinem Tod das Brot in seine Hände nahm, es brach und segnete und teilte am Tisch mit seinen Freunden: „ Das ist mein Leib für euch”. Und was er tat, erfüllte ihm das Herz. Und er nahm auch den Becher Wein am Tisch und sagte: „Trinkt diesen Becher mit mir, das ist mein Liebesbund mit euch.” Und immer, wo Menschen zusammenkommen, das Brot brechen und vom Kelch trinken, wird etwas wahr von der Osterhoffnung.

Daran will ich festhalten: Wir sehen Menschen, die zum Verstummen gebracht wurden. Sie werden wieder reden. Und Freude spüren.

Wir sehen Millionen von Flüchtlingen, die durch Kriege, Hunger und Krankheiten aus ihren Heimatländern vertrieben wurden. Sie werden heimkehren auf Flügeln der Gerechtigkeit.

Wir sehen Menschen, die vergessen haben, wie man für die eigene Würde streitet. Sie werden wieder Mut fassen.

Wir sehen Menschen, die viel Leid und Schmerz erdulden mussten. Gott wird ihre Tränen abwischen. Wir sehen viele Terroropfer in unserer Welt. Gott wird sie bergen.

Ostern möchte vom Leben sprechen. Leben, das den Tod besiegt hat. Daran müssen wir festhalten - gegen alle Kräfte der Zerstörung, gegen die eigene Mutlosigkeit und die Bequemlichkeit.

Christus ist auferstanden! Unser kleinster Beweis des Mutes, der Liebe, des Friedens und der Hoffnung wird nicht vergeblich sein.


Serie zum Kirchweih-Jubiläum

Exkursion zu den Kirchen der Kolonistendörfer um den Müggelsee

von Dr. Bärbel Kovalevski

Kommen Sie mit auf eine Reise durch die Kirchen der uns umgebenden Kolonistendörfer. Damit wollen wir Sie einstimmen auf das Jubiläum, das unsere Dorfkirche in diesem Jahr feiert: 200 Jahre Kirchweih.

Unschwer ist die Herkunft der ehemaligen Kolonisten aus dem Namen des Ortes Neu-Zittau zu entnehmen. Auch diese Kolonisten, die des Spinnen und Webens kundig sein sollten, rief einst Friedrich II. durch seine Anwerber nach Brandenburg. Den Auftrag als Spinner zu arbeiten, legten die Kolonisten recht großzügig aus, denn die günstige Lage an der Spree verlockte zur rentableren Arbeit als Schiffer, dem zweiten Erwerbszweig der Neu-Zittauer. Im Jahre 1768 begannen die ersten sechs Schiffer mit Lastkähnen Güter von Berlin nach Breslau zu transportieren, im Jahre 1906 waren es schon 130 Schiffseigner, die 1889 sogar eine Schifferinnung gegründet hatten. Für 100 Familien, die vorwiegend aus Sachsen kamen, wurden 1753 einstöckige Doppelhäuser erbaut. Vier Jahre später, 1757, wurde offiziell die Schule in Neu-Zittau eröffnet, um den Kindern die gesetzlich vorgeschriebene Schulpflicht zu ermöglichen. Die Gottesdienste der Gemeinde fanden in den Gründungsjahren noch im Dorfkrug statt, was nicht immer zur Andacht beitrug. Von der Gemeinde wurde daher der Bau der Kirche so bald als möglich beschlossen und konnte 1767 mit der Einweihung gefeiert werden. Damit ist die Kirche von Neu Zittau die älteste der vier hier besprochenen Kirchen der ehemaligen Kolonisten. Am Anfang fehlte auch, wie in den meisten neu gebauten Dorfkirchen, der Glockenturm. Man muss bedenken, dass Brandenburg in dieser Zeit ein sehr armes Land war. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges mit seinem enormen Verlusten an Menschen und Gütern waren noch nicht beseitigt worden, als der schlesische und dann der Siebenjährige Krieg ausbrachen und das mühsam Aufgebaute wieder zunichte machten. Die Kolonisten selbst brachten auch keine Vermögen mit, waren sie doch in die neue Heimat gezogen, um den schlechten Verhältnissen in ihrer alten Heimat zu entgehen.

Heute sehen wir die Kirche von Neu-Zittau am Ende der langen Ortsstraße mit ihrem imponierenden Turm mit barocker welscher Haube als Dachform, der vor der Südwand des rechteckigen Kirchenraumes steht, aber erst 1907 erbaut worden war. Man betritt von Westen das Innere der Kirche, die durch eine Empore gegliedert ist, die an beiden Seitenwänden bis zum Altarraum reicht. Die sonst schmucklose Kirche hat im Jahre 2003 einen neogotischen Altar erhalten, der zum Blickfang im Gottesdienst und für die Besucher geworden ist, obwohl er stilistisch nicht zu dem viel älteren Gebäude gehört. Traditionell ist aber die Innenausstattung von Kirchen seit dem Mittelalter immer wieder modernisiert und durch Spenden von Gemälden, Plastiken, Gedenktafeln in späteren Stilarten erweitert worden. War doch die Kirche als repräsentativer Raum der Gemeinden Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. Der jetzt aufgestellte Altar aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt aus der ehemaligen Friedenskirche in Berlin-Wedding und war dort auseinandergenommen und eingelagert worden. In Neu-Zittau hat er nun eine neue Heimstatt gefunden. Die Friedenskirche in der Ruppiner Straße und ihre Innenausstattung wurde vom Architekten August Friedrich Orth (1828-1901) entworfen und von 1888 bis 1891 erbaut. Orth hatte außer dieser Kirche unter anderem auch die Zionskirche, die Gethsemanekirche, die Eisenbahnbrücke Landwehrkanal und den Görlitzer Bahnhof entworfen. Nach seinem Entwurf wurde auch der Altar in Neu-Zittau in einer bisher unbekannten Werkstatt ausgeführt. Dieser dunkelbraune hölzerne Altar besteht aus der Chorschranke, dem Altartisch und dem Retabel, der Altarwand. Diese fast bis zur Decke reichende Wand ist gegliedert in drei Felder, jedes mit einem spitzen Giebel, dem Wimperg, bekrönt. Die Giebel tragen an den Längsseiten sogenannte Krabben, kleine Kriechblumen, wie sie an den mittelalterlichen gotischen Kirchen an Strebepfeilern typisch sind. Der mittlere größere Giebel ist von einer dekorativen Kreuzblume bekrönt. Die Felder bilden den Rahmen für drei große plastische Figuren. Im Mittelfeld ist das Kruzifix, Christus am Kreuz, zu sehen, ein Motiv das in vielen evangelischen Kirchen des 19. Jahrhunderts im Zentrum der künstlerischen Gestaltung von Altären stand.

Im Berliner Kunstblatt von 1828 werden in einer Rezension zu dem Buch von Carl Friedrich von Rumohr, Italienische Forschungen (Berlin 1826-27), Betrachtungen über den Ursprung der Kunst mit der Vorbildlichkeit älterer christlicher Darstellungen verbunden. „Welcher von unsern Malern wird der erste sein, den Heiland als guten Hirten, oder als Lehrer, oder als Herr des Paradieses in altchristlicher Art uns vor Augen zu stellen“, fragt der Rezensent E.H.T. Er empfahl dem protestantischen Künstler die Rückkehr zu jener älteren, durchgängig so tiefen, einfachen Darstellungsweise vieler christlicher Gegenstände. In den Werken der christlichen Künstler des 19. Jahrhunderts, besonders in denen der Künstlergruppe der „Nazarener“ kommt eine tiefe Frömmigkeit in dem seelischer Ausdruck, die mit der Schönheit der Formen verbunden wurde, zum Ausdruck. Realistische Darstellungen von Schmerz und Pein wurden vermieden. Auch in den Figuren des Altars in Neu-Zittau ist von dieser Auffassung noch etwas zu spüren. Christus ist als Leidender nicht vom Schmerz entstellt, sondern eher von Trauer erfüllt. Die Begleitfiguren Maria und Johannes sind ebenso mitleidend und mitfühlend gestaltet, ohne ihre menschliche Würde in der Trauer zu verlieren. Ihre künstlerische Gestaltung erinnert an die Plastiken in der Kunst des frühen 16. Jahrhunderts, der Renaissance.

Beim Verlassen der Kirche fällt der Blick noch einmal auf die Empore, vor der eine Votivgabe der Schiffer von Neu-Zittau aufgehängt ist. Es ist das Modell eines Schiffes, welches hier wohl stellvertretend für die vielen Kähne der Schiffseigner den Segen für eine glückliche und erfolgreiche Fahrt entgegen nehmen sollte. Ob es einen konkreten Anlass für die Stiftung des Schiffsmodells gab, ist mir nicht bekannt geworden.

Ein Besuch bei den Mitgliedern des Heimatvereins Neu-Zittau in der schmucken Heimatstube gegenüber der Kirche, die hier viele Schätze aus der Vergangenheit des Ortes, die von der Arbeit und vom Leben in der Gemeinde zeugen, liebevoll betreuen, bringt viel Wissenswertes über Neu-Zittau. Von hier erhält auch der Besucher die Möglichkeit, die Kirche und ihren Altar zu besichtigen.

Literatur: Amt Spreenhagen auf dem Sprung ins 21. Jahrhundert. / 250 Jahre Neu Zittau. Eine Zeitreise durch die Heimatgeschichte der brandenburgischen Gemeinde 1753-2003. Gemeinde Neu Zittau 2003 / Evang. Kirchengemeinde Neu Zittau-Wernsdorf-Gosen. Gemeindebrief August/September 2003 / Ich danke der Pfarrerin Friederike Winter herzlich für ihre Auskünfte./ Heimatverein Neu Zittau, Unsere Kirche (Ms)


Kirchentermine im April

Gottesdienste
Sonntag, 4.4., 10 Uhr: Gottesdienst - Vikarin Schwedusch-Bishara
Karfeitag, 9.4., 10 Uhr: Abendmahlsgottesdienst - Pfarrer Winter
Ostersonntag, 11.4., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfarrer Decke
Ostermontag, 12.4., 10 Uhr: Gottesdienst - Pfarrer Heyroth
Sonntag, 18.4., 10 Uhr: Gottesdienst - Herr Siebenhüner
Sonntag, 25.4., 17 Uhr: Musikalischer Abendgottesdienst - Predigt Pfarrer Menthel

Junge Gemeinde: montags 19 Uhr, Kirchstraße 4 in Köpenick (außer Ferien)
Treff der älteren Generation: Mittwoch 14.4. jeweils um 14 Uhr bei Frau Damm,
Konfirmandenkurs: 23.-25.4. Thema „Taufe” in Alt-Buchhorst
Umweltkreis: Dienstag, 20.4., 20 Uhr bei Familie König, Darsteiner Weg 38
Bibelgesprächskreis: Dienstag, 27.4., 20 Uhr, Kirche Müggelheim