Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 07/2004
Juli 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Gnadenstoß für die Gaststätte am Teufelssee
Fünf festlich-fetzige Tage sind zu Ende
Musik und Literatur am Abend
Angerfest mit altem Handwerk und Superstimmung auf den Winzerhöfen
Was tut sich beim Großflughafen?
BVBB mobilisierte seine Kräfte: Menschenkette gegen Schönefeld
Fluglärmproblematik: Antwort des Senats
Europawahl: Müggelheimer verweisen SPD auf Rang 3
Eine Bootsfahrt die ist lustig...
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Leserbrief
Kleinanzeigen
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Archiv
Müggelheim im Internet
Impressum
© 2004
Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Gartenfreund

Rosen, Rosen, Rosen

Der Mai war unerwartet kühl, aber es gab endlich Regen. Es ist sicherlich vielen Gartenbesitzern aufgefallen, dass die Natur sich rings umher viel grüner und üppiger präsentiert als vor einem Jahr. Auch die Farben der Blüten sind intensiver.

Meine Rosen blühen seit Ende Mai, doch bald ist es damit vorbei, schwere Regenfälle und Wind sind nicht so ideal für die Blüten. Lieblicher Rosenduft schwebte in der Luft und bezaubernde Blüten in rosa, weiß, bis hin zum dunklen Karmesinrot konnten betrachtet werden. Juni ist der Monat der Rosen und auf diesen freue ich mich jedes Jahr wieder neu.

Meine Rosen haben sich in den Jahren angesammelt, weil ich sie auch gesucht habe. Nicht in den Katalogen, sondern bei Spaziergängen, Radfahrten und auch im Urlaub. Natürlich hatte ich dann kein Schippchen dabei und so habe ich manchmal mit einer Scherbe oder einem alten Blumentopf geschabt und gekratzt, bis ich aus der Erde oder zwischen einer Steinmauer einen kleinen Ausläufer frei gelegt hatte. So ein kleiner Ausläufer braucht Jahre bis er zu dem typischen Habitus heran gewachsen ist. Ja, und dann hat er auch noch keinen Namen. Also wurden Bücher gekauft, darin gelesen und mit ihnen im Garten umher gelaufen und mit den „namenlosen“ verglichen. So ist es bei mir zu einem Hobby geworden, Alten Rosen oder besser „Historischen Rosen“ in meinem Garten ein neues Zuhause zu geben.

Der wunderbare Duft, den moderne Rosen oft nicht mehr haben, ergänzt ihre so vielfältigen Blütenformen auf ideale Weise und lässt jede einzelne Blüte zu einer Kostbarkeit werden. Heute soll es etwa 500 verschiedene Sorten in speziellen Rosenbaumschulen zu kaufen geben, aber in meinem kleinen Garten sind mir ja auch Grenzen gesetzt, leider.

Die Klassifizierung der Gartenrosen hat schon zahlreiche Wissenschaftler beschäftigt und die Ergebnisse waren immer unterschiedlich. Heute ist man sich aber in Fachkreisen einig, dass die Gartenrosen nicht von den Europäischen Wildrosen abstammen, sondern ihren Ursprung in Asien haben. Von dort aus gelangten sie auf den verschiedensten Wegen nach Europa. An der Entwicklung der Gartenrosen waren vor allem vier Rosenarten beteiligt: Rosa gallica, Rosa moschata, Rosa phoenicia und Rosa canina. Bis ins 18. Jahrhundert gab es in Europa außer den Wildrosen vor allem verschiedene Sorten der Gallica-Rosen, Damaszener-Rosen, Alba-Rosen oder der Centifolien. Die unterschiedlichen Sorten entstanden bis dahin durch Mutationen (wie die Moosrosen) oder durch eine Zufallskreuzung. Erst um 1750 begann der züchterische Aufschwung mit den Rosen aus China. Durch Kreuzungen entstanden neue Rosengruppen wie etwa die Portlandrosen, die völlig neue Eigenschaften aufwiesen.

Eine sehr bedeutende Epoche für die Rosenentwicklung war das ausgehende 17. und das beginnende 18. Jahrhundert. Besonders in Holland wurden die Centifolien bis zur Perfektion gezüchtet. An diesen Novitäten zeigte besonders Frankreich, wo am Hofe von König Ludwig XV. die Rosenkultur eine besondere Stellung einnahm, besonderes Interesse. Vor allem Madame Pompadour machte sich um diese Kultur verdient. In ihrer Begeisterung für Rosen wurde Madame Pompadour nur noch von Kaiserin Josephine – mehr als hundert Jahre später – übertroffen. Es entstand eine fürstliche Rosensammlung an Stelle eines aufgelösten Klosters bei Kassel. Durch Wandel im Zeitgeschmack wurde die Anlage verändert, die Rosen verloren an Bedeutung.

Im Rokoko, als sich wiederum der Zeitgeschmack änderte, vom französischen Stil zum englischen Landschaftsgarten wandelte, entdeckte man die Rose als Gartenpflanze wieder. Kaiserin Josephine, die Gemahlin Napoleons, ließ 1796 auf Schloss Malmaison eine sogenannte Rosenpaterre anlegen, es entstand der schönste Rosengarten mit der größten Sammlung jener Epoche. Berühmte französische Züchter wie Descement, Laffay oder Viebert züchteten Tausende neuer Sorten, die Nachfrage war in ganz Europa groß. Anderseits trafen neue Rosen in Frankreich ein und durch Kreuzungen entstanden neue Rosenklassen, wie Noisette-Rosen, Portland-Rosen und Bourbon-Rosen. Eine der schönsten Rosen, die ihr zu Ehren „Souvenir de la Malmaison“ benannt wurde, konnte die Kaiserin nicht mehr kennenlernen. Sie starb bereits 1814.

Meine Rosenfindlinge stammen aus dem Zeitraum von 1750 bis etwa 1860. Ich finde es beachtlich, dass in Europa, noch Nachkommen dieser Züchtungen wachsen und blühen.

Erstmals in den Jahren ab 1970 entstanden aus Kreuzungen zwischen verschiedenen Alten Rosen und modernen Teehybriden und Floribunda-Rosen die sogenannten Englischen Rosen. Die Blütenform der Englischen Rosen ist der Alter Rosen sehr ähnlich. Meistens haben diese Züchtungen schalenförmige und rosettenförmige Blüten, oft mit vielen kleinen Blütenblättern, in feinen Farbabstufungen. Es gibt unzählige Abwandlungen. Zuchtziel bei den Englischen Rosen ist nicht so sehr die Leuchtkraft der Blütenfarbe oder eine übermäßige Blühkraft, sondern der feine Charme und der Duft der einzelnen Blüten. Englische Rosen haben meistens einen strauchförmigen Wuchs. Einige der höheren Sorten bilden ausgezeichnete öfterblühende Kletterrosen. Der Züchter David Austin hat mit diesen Züchtungen der wunderbaren Blumenschönheiten genau den besonderen Geschmack der Rosenliebhaber getroffen.

Unter dem Motto: „Gartenbesitzer öffnen ihre Gartenpforten“ hab ich am 20. Juni die Gelegenheit wahrgenommen und den Rosengarten von Astrid Ramdohr in Berlin-Steglitz besichtigt, einer sehr netten und kompetenten Frau. Sie liebt ebenfalls die alten Sorten, welche etwa 200 Jahre alt sind, besitzt aber auch schon die Englischen Neuzüchtungen. Mir hat es nahezu den Atem verschlagen. Rosen, Rosen, überall. Ich schätze es waren hunderte Garten- oder besser Rosenfreunde da, ein ständiges Kommen und Gehen, von morgens bis nach 19 Uhr. Manche Besucher haben nur gestaunt, die Pracht und den wunderbaren Duft genossen. Andere Gäste hatten viele Fragen, welche die Gartenbesitzerin immer freundlich und fachlich gut beantwortete.

Ihr Garten hat Hanglage, ist gerade deshalb interessant, weil man das ganze Blühwunder von der hohen Terrasse des Hauses aus genießen kann. Kleine, geschwungene Wege, die hübsch gepflastert sind, verbinden verschwiegene Gartenräume. Ein kleines Tischen mit Richelieudeckchen und ein paar weißen Stühlen. In der Nähe ein Steinbecken, in dem eine Rosenblüte schwamm. Hoch aufragende Kletterrosen an der Hauswand, sie fanden Halt am Gerank des selbstklimmenden Weines. An einer etwas der Sonne abgewandten Seite des Hauses blühte ein kräftiger Strauch der Sorte Schneewittchen. Zu ihren Füßen blaue Polsterglockenblumen, welche zart, über die zu einem Rund gestalteten Granitsteine rankten. Dahinter eine hohe Pergola, die von einer knorrigen, cremefarbenen Kletterrose bewachsen war. Für große Rasenflächen ist kein Platz, nur gerade so viel, wie es braucht, um Licht und optischen Anlauf für die sich dahinter bauschenden Rosenbüsche zu lassen. Die rosa blühende Kletterrose der Sorte „Constanze Spry“ eroberten die höchsten Zweige eines Zierapfels. Andere Sorten wie: Fatin Latour, Tour de Malakoff, Königin von Dänemark, Mad. Hardy, Felicite`Parmentier, um nur einige zu nennen, bildeten eine nahezu dichte Wand aus Rosenbergen. In weichen Schwüngen wurden die im Vordergrund stehenden niedrigen Sorten durch blaue Linarien oder Kugelallium farblich gesteigert. Eingefasst von einer dicken Borte aus blühendem Frauenmantel. Hier und da fielen besonders schöne Glaskugeln in hellem Gelb auf, in ihnen spiegelten sich das Blau des Himmels und die Farben der Rosenblüten. Eine Treppe, deren Geländer beiderseits mit verschiedenen Rambler-Kletterrosen berankt und mit dunkelblauer Clematis durchwirkt ist, führt zurück zum Gartentor nach oben und rechts zur Terrasse. Hier stehen ebenfalls weiße Gartenmöbel mit weißen Klöppeldeckchen und Sitzkissen, welche zum Ausruhen einluden. Erst als kaum noch ein Besucher da war, haben wir versucht, meine mitgebrachten Rosenblüten zu bestimmen. Man hat der engagierten Rosenliebhaberin angemerkt, dass sie ihre Liebe zu den Rosen, den Besuchern vermitteln wollte und das ist ihr sicherlich gelungen! Für mich war es sehr beeindruckend und ein unvergesslicher, schöner Tag. MS