Müggelheimer Bote
13. Jahrgang, Ausgabe 02/2007
Februar 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
"Kyrill" und seine Folgen
260 Jahre Müggelheim: Geburtstag soll groß gefeiert werden
Schönefeld: Wie geht es weiter?
Umfrage: Ausbildung vor Ort
Rückblick: Von brennenden Kerzen und schleichenden Blitzen
Werden Wölfe und Co. bei uns wieder heimisch?
Echter Hopfen: Arzneipflanze des Jahres
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
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Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Ausbildung vor Ort

Umfrage bei Müggelheimer Betrieben

Von Petra Zoepf

Es gibt immer weniger Lehrstellen. Lehrlinge auszubilden ist teuer und kostet zu viel Zeit. Den jungen Menschen fehlt die Einstellung zur Arbeit. Diese und ähnliche Aussagen sind entmutigend. Sie haben nicht zuletzt dazu geführt, dass immer mehr Schulabgänger sich mit der „Ich find‘ doch sowieso nichts“-Einstellung auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz machen. Viel Motivation seitens Schule und Elternhaus ist da nötig, das vorschnelle (oft falsche) Urteil ins rechte Licht zu rücken. Unsere Umfrage in Müggelheim zeigt, dass die Lage nicht aussichtslos ist. Für die Recherche konnten aus Zeit- und Platzgründen aber leider nicht alle Gewerbetreibenden angesprochen werden. Wir bitten um Verständnis.

Im klassischen Handwerksbereich ist die Situation sehr unterschiedlich. Die Tischlerei Rogge beschäftigt augenblicklich einen Lehrling, der im Sommer fertig wird. Chef Bernd Rogge will auch wieder einen neuen Auszubildenden einstellen, beklagt aber, dass „den jungen Leuten heute oftmals der Biss fehlt“. Er bietet ebenso wie Tischler Axel Hembt auch Schülerpraktika an. Hembt plant 2008 einen Lehrling einzustellen, macht das aber von der betrieblichen Situation abhängig.

Elke Kasten vom ABK Autohaus Müggelheim hat nicht vor, im Sommer einen Ausbildungsplatz bereit zu stellen. „Wir haben schon Azubis gehabt, bieten derzeit nur Praktika an“, sagt Frau Kasten.

Im Pflanzenmarkt Müggelheim hat im Sommer eine Floristin ihre Lehre abgeschlossen. Chef Karsten Knobloch würde auch wieder ausbilden, wenn die wirtschaftliche Situation sich verbessert, denn er hat bislang gute Erfahrungen mit „den jungen Leuten“ gemacht. Das kann Malermeister Frank Blume nicht bestätigen und bietet deshalb keine Lehrstelle mehr an.

Ronald Bartz von HIB-Heizung/Bäder plant einen Versorgungstechniker Richtung Heizungsbau auszubilden, „aber der Zeitpunkt steht noch nicht fest“. In seiner Firma können sich Schüler auch für ein Praktikum bewerben. Das gilt auch für Gas-, Heizungs- und Sanitärinstallation Einecke.

Eine Ausbildung zum Bäcker, Konditor oder Fleischer ist in Müggelheim nicht möglich, da die Betriebe vor Ort nur Verkaufsstellen haben.

Eine Ausbildung zur zahnmedizischen Fachangestellten haben die Praxen Klotz und Schümberg zu vergeben. „Voraussetzung dafür ist ein Realschulabschluss oder das Abitur“ erklärt Zahnärztin Ursula Klotz. In beiden Praxen können Schüler auch ein Praktikum absolvieren. In der Müggel-Apotheke von Christa Mika ist schon zur Pharmazeutisch-Kaufmännischen-Angestellten ausgebildet worden, doch augenblicklich sei der Bedarf gedeckt. Es gibt aber Praktikumsstellen für Schüler und angehende Pharmazeutisch-Technische- Assistenten (PTA).

Praktikumsplätze für Schüler bietet auch die Allianz Generalvertretung Viola Kowalschek an. Oder auch für Leute, die einfach mal in den Beruf hineinschnuppern wollen. Ausbilden tun sie hingegen nicht. Eine Ausbildung nicht im klassischen Sinn hat dagegen die Allianz Hauptvertretung anzubieten. Dazu Dietmar Feldner: „Jungen Menschen mit einem handwerklichen, technischen oder kaufmännischen Abschluss bieten wir eine Weiterbildung für den Außendienst an.“

Vier Lehrstellen zur Restaurantfachkraft hat Dagmar Tabbert im Restaurant Neu- Helgoland zu vergeben. „Für diesen Bereich setzen wir einen Realschulabschluss voraus. Zum Reinschnuppern wird ein bezahltes Praktikum gemacht und wenn dann beide Seiten zufrieden sind, steht einem Lehrvertrag nichts mehr im Weg“, umreißt Frau Tabbert die Bedingungen. Zur Zeit hat sie zwölf Azubis, acht davon wollen Koch werden.

Lutz Böhm vom Hotel-Waldrestaurant Müggelhort bildet seit zwei Jahren nicht mehr aus, da er die Lehrlinge augenblicklich nicht übernehmen kann. Pro Jahr können zwei Schüler bei ihm ein mindestens dreiwöchiges Praktikum ableisten und durchlaufen dabei alle Abteilungen des Hauses.

Im Edeka-Markt von Patrick Leher lernen derzeit sechs Jugendliche, fünf werden Einzelhandelskaufmann/frau, einer Fleischerei-Fachverkäufer/in. Etliche seiner Auszubildenden hat er übernommen. Im Sommer hat Leher wieder ein oder zwei Plätze zu vergeben. Seine Erfahrungen: „Leider schaffen nicht alle ihren Abschluss und es kommt schon mal vor, dass ein Lehrling einfach nicht mehr auftaucht, aber es waren auch richtig gute dabei.“ Praktika im Bereich Einzelhandel und Bürokommunikation bietet Leher ebenfalls an.

Das Umfrageergebnis spiegelt den Landes- und Bundestrend wider. Das Handwerk ist immer noch eine Domäne für die Ausbildung junger Menschen, aber der Dienstleistungsbereich holt kräftig auf. Die Erfahrungen der Ausbilder sind vielschichtig und verdeutlichen, dass Maßnahmen der Industrie- und Handelskammer und der Agentur für Arbeit, in der die „Einstiegsqualifikationen“ (Pünktlichkeit, Respekt, Teamfähigkeit, Motivation) vermittelt werden, notwendig sind.