Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 05/2000  
April 2000 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Jetzt werden die Weichen für die Zukunft Müggelheims Gestellt!

Tipps für Einwendungen

Protestkundgebung gegen den Ausbau des Flughafens Schönefeld

Neue Erkenntnisse zur Beeinflussung unserer Gesundheit durch Flugverkehr

Flughafenausbau: Weitere Meldungen

Aufgespießt: Eine Flughafenveranstaltung der anderen Art

Oldtimer, Christoffels-Trunk und Festumzug laden zum Feiern ein

Aufgepasst: Die Seifenkisten rollen wieder

Winzer-Nächte mit Wein und Musik diesmal auf zwei Höfen

Ausstellung zum 100. Geburtstag der Wasserrettungsstation

"Bofi"-Ausstellung mit herzhaftem Lachen eröffnet

Rat, Tat und viel Spaß für die Senioren

Kippe wernsdorf endgültig dicht

Riesen-Zulauf: Chaos rund ums Recycling-Mobil

Mitraten erlaubt!

Weitere Meldungen
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© 2000 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 06.05.2000

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Aufgespießt von Ingrid Zweiniger

Eine Flughafenveranstaltung der anderen Art

Schutzgut Mensch - Schutzgut Natur - Agenda 21! Wann werden Menschen, die das große Geld verdienen wollen und Politiker begreifen, dass es bestimmte Dinge auf der Erde gibt, die man nachfolgenden Generationen erhalten muss. Selbst unter dem Aspekt des Verlustes an Geld, an Zeit und an Bequemlichkeit.

Der Wirtschaftskreis Köpenick e.V. (WKK) mit seinem Vorsitzenden Prof. Dr. Wolfgang Lausch hatte am 30. März kleine und mittlere Unternehmer zur Veranstaltung „Wirtschaftsinitiative Pro Flughafen BBi” ins Hotel Courtyard by Mariott eingeladen. Die Teilnahme war groß. Auch Gäste aus der Kommunalpolitik und der Regierung waren anwesend.

Das Ziel war, Mitglieder für die Wirtschaftsinitiative „Pro Flughafen BBi” zu gewinnen, damit auch kleinere Betriebe etwas von dem großen Flughafenkuchen abbekommen. Dieser Flughafenkuchen wird als das bedeutendste Investitionsvorhaben des nächsten Jahrzehnts ausgewiesen. Es umfasst ein Volumen von zweifacher Milliardenhöhe. Das Ziel des WKK ist es, Aufträge für die kleineren Betriebe an Land zu ziehen. Die Beitrittsgebühr richtet sich nach dem jährlichen Umsatz des jeweiligen Unternehmens und ist in einer Höhe von 250 bis 5000,- DM plus Mehrwertsteuer angesiedelt. Sie ist rückwirkend vom 1. Januar 2000 an zu zahlen.

So, nun wissen wir worum es geht. Abzocke vom Feinsten oder, wie der Veranstalter sagt, Arbeitsplätze schaffen und richtig Kohle verdienen.

Da mutet es schon etwas komisch an, wenn die Befürworter des Flughafens folgende Statements abgeben. Diese Sätze könnten gut und gerne einer satirischen Zeitung entnommen sein.

- „Für meine Bohnsdorfer brauche ich Schallschutzfenster, aber fliegen von Schönefeld nach Amerika ist auch nicht schlecht.” (so Treptows Bürgermeister Siegfried Stock)

- Der stellvertretende Landrat Klinkmüller vom Landkreis Dahmespree geht sogar so weit, dass er den Menschen, die im Umfeld des zu bauenden Flughafens leben, Hilfe geben will. „Diese Menschen sprechen vom Sterben und von vergifteten Erdbeeren, wenn er denn kommt, der Großflughafen. Das ist übertrieben. Ich werde mich mit den Tegelern in Verbindung setzen, um den Menschen hier die Angst zu nehmen und werde sie aufklären, dass Flughäfen gar nicht so mensch- und umweltfeindlich sind.”

- Ein Unternehmer aus Tegel behauptet, dass er mit seinen Kindern drei Jahre am Flughafen Tegel gewohnt habe. Es wäre kein Problem gewesen. Man könne damit leben, Flugzeuge seien leise. Wichtig sei, dass man sehr viel verdienen könne.

Auf meine Frage, wie die Umsetzung der Agenda 21 in diesem Zusammenhang zu sehen sei und mit dem Hinweis auf Europa, wieviel Großflughäfen in diesem Raum überhaupt gebraucht würden, antwortete er: „Dabei handelt es sich um einen Eingriff in die demokratischen Rechte eines jeden Menschen. Der Mensch muss die Möglichkeit haben, seine Flüge nach Amerika aus nächster Nähe machen zu können.”

- Siegfried Scheffler, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sieht in dem Flughafenausbau einen enormen Wirtschaftsaufschwung für dieses Region. Im Jahre 2002 sei das Planfeststellungsverfahren beendet. Nachtflugverbot oder Nachtflugeinschränkungen könnten möglich sein. Dennoch ermunterte er den WKK weiter zu machen in seinem Bestreben, etwas vom dicken Auftragskuchen für die Betriebe im Südosten Berlins abzubekommen. Die Bundesregierung würde ihre Unterstützung geben.

- Zum Abschluss der Veranstaltung bedankt sich Lausch bei allen Anwesenden mit den Worten: „Wenn der Flughafen nicht kommt, dann müssen wir uns eben um andere Projekte kümmern.”

So einfach ist das also. Wie gesagt: Abzocke vom Feinsten. Nachdenken und Handeln ist angesagt.

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