Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 11/2003
Oktober 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Lösung für die Mountainbiker in Sicht
Der heilige Hubertus wacht über die Jäger
Dieter Hildebrandt strapazierte die Lachmuskeln der Zuschauer
Die "Mügge" findet erste Unterstützung
Dank an die Schulhoffest-Helfer
Von Feiern im Garten tobenden Kindern und bellenden Hunden
"Gosener Bub" veröffentlicht LP
Martinstag: Eine schöne Legende
Sportlergrößen im Müggelheim: Thomas Zweiniger
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Gedanken aus Müggelheim
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Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 
Serie für den Natur- und Garetnfreund

Goldener Oktober

In den heißen Sommermonaten haben einige Blühpflanzen so gelitten, dass sie kaum blühen wollten. Dieses holten sie aber meistens im September nach. Besonders die Engelstrompeten und einige Sommerblumen versöhnten uns mit verspäteter Blütenpracht. Dann wurde es kühler.

Die ersten Nachtfröste zauberten glitzernde Kristalle auf Blüten und Stengel. Beim morgendlichen Gartenrundgang, in eine warme Jacke gehüllt, empfand ich schon Abschiedsschmerz vom Gartenjahr. Nachdem sich der Morgendunst verzogen hatte, strahlte tagsüber beinahe der halbe Oktober im Sonnenschein. Täglich mehr und mehr färbten sich die Blätter an den Bäumen, eine wahre Farbsinfonie in Gelb, Orange, Rot und Ocker. Bei all der herbstlichen Pracht fiel es schwer die notwendigen Gartenarbeiten zu erledigen. Beim gründlichen Wässern der immergrünen Gehölze duftete es im Garten nach Laub, Erde und etwas nach Pilzen. Noch blühten Staudenastern in den Farben Violett, Rosa, Weiß und in verschiedenen Blautönen. Die letzten Dahlienblüten und auch noch ein paar Sommerblumen wurden für die Vasen geschnitten. Wurzelknollen ausgegraben und wie die Kübelpflanzen alles in den Keller geräumt. Der Garten wurde leerer.

Schade wäre es gewesen, wenn man keinen Herbstspaziergang gemacht hätte. Unsere Müggellandschaft war wie verzaubert, vergoldet. Nicht nur Kinder schlurften in den bunten Blättermengen. Stand man still ergriffen ob der Schönheit, hörte man ab und zu ein Prasseln und ein Plopp. Immer noch fallen Eicheln auf die Erde. Sehr viele dieses Jahr, gibt es da wirklich wieder einen strengen Winter? So manch einer fragt sich, wie kommt es, dass sich im Herbst die Blätter so herrlich färben? Es ist eine Schutzmaßnahme für die Laubbäume in den Gegenden wo frostige Winter zu erwarten sind. Sobald die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, ist das in unseren Breiten das Signal für viele Gehölze, sich von ihrem grünen Blätterkleid zu verabschieden. Behielten sie die Blätter im Winter, sie würden verdursten. Sie gehen also in eine “ Winterruhe”.

An den Blattunterseiten befinden sich Spaltöffnungen. Aus diesen scheiden sie überflüssiges Wasser aus. Da die Wurzeln bei gefrorenem Boden kein Wasser aufnehmen können, käme es zu Wasserverlusten. Außerdem haben die Laubbäume keinen Schutzstoff in ihren Blättern, der eine Zellzerstörung bei Frost verhindern könnte. Das haben nur Nadelbäume und einige immergrüne Laubgehölze. Dauert aber eine Frostperiode zu lange, wie im vergangenen Jahr, vertrocknen auch viele dieser Immergrünen, wenn sie nicht genug Wasser einlagern konnten. Bevor die Laubbäume ihre Blätter fallen lassen, wird die Photosynthese gedrosselt, dann ganz eingestellt. Die Blätter können nun nicht mehr aus Licht und Wasser in ihren grünen Blättern die wertvollen Bausteinen für das Wachstum des Baumes herstellen. Der grüne Farbstoff, das Chlorophyll weicht und andere Farbstoffe, die im Sommer verdeckt waren, meist die gelblichen Xanthophylle und die orangefarbenen Carotine treten nun hervor. Außerdem gibt es noch die roten oder blauen Anthocyane und je nach Mischungsverhältnis leuchten bei den jeweiligen Gehölzen das Laub also entweder in hellem Gelb, in kräftigem Rot oder in vielen Zwischentönen.

Wenn im Garten alle Laubbäume und Sträucher ihre Blätter fallen gelassen haben, sind sie für viele Gartenbesitzer nur noch ein Ärgernis. Mürrisch wird es zusammen geharkt und in Säcke gestopft. Ab damit an den Straßenrand und weg. Falsch!

Was wäre der Wald, oder auch der Urwald ohne das abgestorbene Laub, abgebrochene Äste, ja ganzer gestürzter, toter Bäume? Milliarden von winzigen Bodenlebewesen leben von diesem toten Material. Bakterien, Pilze, Einzeller, Fadenwürmer, Rädertierchen, Bärtierchen, Milben, Urinsekten, Enchyträen, Tausendfüßler, Fliegenlarven, Regenwürmer, Käferlarven, Asseln, Spinnen und noch andere Gliederfüßler. Diese Vielfalt der Lebewesen vermischt die organischen Bestandteile des Laubhumus mit den Mineralien des Bodens und macht diese so den Wurzeln der Bäume und anderer Pflanzen wieder zugänglich. Ohne diesen Kreislauf könnte der Wald, könnte auch die Pflanzenvielfalt im Garten nicht leben!

Wenn man das Laub als Bodenbedeckung unter Bäumen, Sträuchern, auch unter immergrüne Gehölze, Koniferen und Rhododendren ausbringt, verhindert man damit ein zu frühes Durchfrosten und Austrocknen des Bodens. Auch das Lockern des Bodens und das lästige Unkraut jäten kann man sich dann sparen. (Die Laubschicht soll nicht stärker als etwa fünf Zentimeter sein.) Falls das Laub von Winden fort geweht wird, kann man es mit einigen, breitwürfig ausgebrachten Schaufeln Komposterde festigen. Auch auf Staudenrabatten kann man Laub aufstreuen. Das restliche Laub kann man extra als reine Lauberde kompostieren. Auch wenn zuerst der Haufen riesig erscheint, nach einigen Wochen ist er schon beinahe um die Hälfte kleiner geworden und im Frühjahr ist es nur noch ein kleiner Haufen. Da das Laub so gut wie keinen Stickstoff enthält, muss er in ausreichender Menge in Form von Hornmehl oder Hornspäne zwischen den Schichten des Laubes ausgebracht werden. Als mineralische Anreicherung kann man Betonit oder Urgesteinsmehl einmischen. Nach etwa anderthalb Jahren ist die gewonnene wertvolle Erde für ihren Garten gebrauchsfertig.

Wenn die Kompostanlage nicht windgeschützt liegt, können die frischen Haufen mit ein paar alten Brettern oder auch etwas Wellpappe abgedeckt werden. Darüber hinaus ist so ein Laubhaufen eine ideale Überwinterungsmöglichkeit für Kröten, Molche, Frösche, Käfer und andere Insekten.

An dieser Stelle möchte ich noch mal erinnern: Wer eine Kastanie auf seinem Grundstück hat, sollte doch bitte schnell alles Laub sorgsam zusammenharken und getrennt entsorgen. Wir wollen doch diese herrlichen Bäume erhalten und gegen die Miniermotte gibt es noch kein anderes Mittel als die totale Laubbeseitigung mit anschließender fachgerechter Vernichtung des befallenen Laubes. MS