Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 11/2003
Oktober 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Lösung für die Mountainbiker in Sicht
Der heilige Hubertus wacht über die Jäger
Dieter Hildebrandt strapazierte die Lachmuskeln der Zuschauer
Die "Mügge" findet erste Unterstützung
Dank an die Schulhoffest-Helfer
Von Feiern im Garten tobenden Kindern und bellenden Hunden
"Gosener Bub" veröffentlicht LP
Martinstag: Eine schöne Legende
Sportlergrößen im Müggelheim: Thomas Zweiniger
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbrief
Heimatverein
Kleinanzeigen
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 
Geschichten aus dem Müggelwald

Oskar und der Eichelhäher

Es war Sommer im Müggelwald. Ein schöner Sommer. Ein heißer Sommer. Ein trockener Sommer. Oskar lag im Garten. Er war faul und wollte seine Ruhe haben. Immer dieses Gassi gehen bei dieser Hitze. „Kann mich Herrchen nicht einfach hier im Schatten liegen lassen? Ich werde mir schon nicht in die Fellhose puschen. Und wenn, dann müssen sie eben gewaschen werden.”

Oskar musste lachen. Er stellte sich gerade vor, wie ihm Herrchen und Frauchen die Fellhosen waschen wollten. Vielleicht in der Waschmaschine? Das war noch lustiger und Oskar hörte nicht mehr auf zu lachen. Ein lachendes Gebell tönte durch den Müggelwald. Ein Eichelhäher der gerade vorbeiflog hörte dieses Geräusch. „Was ist denn das? Hört sich an wie ein Hund, aber können Hunde denn lachen?” Der Eichelhäher flog auf das Dach des Hauses in dem Oskar mit Herrchen und Frauchen wohnte. Im Garten an der Hecke lag ein riesengroßer Hund. Er sah wuschelig aus, beinahe wie ein Teddybär. Und dieser wuschelige, riesengroße Hund lachte. So etwas hatte der Eichelhäher noch nie im Müggelwald gesehen und gehört, das ein Wuschelhund lachen konnte. Der Eichelhäher war neugierig. „Du Hund, wie heißt du? Ich möchte gerne mit dir sprechen”, rief der Eichelhäher.

Oskar räkelte sich und guckte neugierig aus dem Gebüsch.

„Ich heiße Oskar, und wer bist du?” „Ich, ich bin ein Vogel, ein Eichelhäher. Ich lebe im Wald und habe keinen Namen.”

Oskar sah sich den Vogel an. Er gefiel ihm. Er war groß. Er war bunt. Und er war neugierig. „Also was willst du mit mir besprechen?”, fragte er den Vogel. „Besprechen gar nichts. Aber ich habe vorhin gehört, wie du gelacht hast. Und das hat mir gefallen. Ich finde lustige Tiere gut. Vielleicht können wir Freunde werden, denn ich bin auch ein lustiger Vogel.”

Oskar überlegte: „Der Vorschlag von diesem Vogel ist gar nicht so schlecht. Warum sollten Hund und Vogel nicht Freunde werden. Es gab doch auch Freundschaften zwischen Hund und Katze, obwohl die Menschen immer sagen, Hunde und Katzen verstehen sich nicht. Ich weiß von Strolch, dass er sich mit seiner Katze auch gut verträgt.”

Oskar war einverstanden und schloss Freundschaft mit dem Eichelhäher aus dem Müggelwald. Von da an kam der Eichelhäher fast jeden Tag zu Oskar auf das Grundstück. Sie hatten nie Langeweile, weil sie sich immer irgend etwas Lustiges ausdachten.

Oskar wollte zum Beispiel fliegen lernen, aber das ging nicht. Der Eichelhäher wollte bellen lernen und mit Herrchen und Frauchen an der Leine Gassi gehen, aber das ging auch nicht. Und so blieb es bei den lustigen Gedankenspielchen.

Dann sah der Eichelhäher eines Tages den Fressnapf von Oskar auf der Terrasse stehen. Es duftete aus diesem Napf. Also kostete der Eichelhäher das Hundefresschen. Es schmeckte herrlich und wenn Oskar nicht gebellt hätte, dann wäre die Schüssel leer gewesen. Der Eichelhäher hätte alles aufgefressen. Aber dann hätte er ja eines Tages wie Oskar ausgesehen, nämlich wie ein wuscheliger Teddyhund. Und das wollte er nicht. Er wollte ein Eichelhäher bleiben und weiter durch den Müggelwald fliegen. Und Oskar sollte der Hund von Herrchen und Frauchen sein.

So blieb alles, wie es war. Nicht ganz, denn ein kleines Geheimnis hatten die beiden noch. Das waren die Tage, an denen sie beide kuschelten. Der Eichelhäher setzte sich auf den großen wuscheligen Hund Oskar, kuschelte sich in das weiche Fell und beide fühlten sich tierisch wohl.

Und das ist eine wahre Geschichte aus dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes. Großes Müggelwald-Ehrenwort. Ingrid Zweiniger