Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 11/2003
Oktober 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Lösung für die Mountainbiker in Sicht
Der heilige Hubertus wacht über die Jäger
Dieter Hildebrandt strapazierte die Lachmuskeln der Zuschauer
Die "Mügge" findet erste Unterstützung
Dank an die Schulhoffest-Helfer
Von Feiern im Garten tobenden Kindern und bellenden Hunden
"Gosener Bub" veröffentlicht LP
Martinstag: Eine schöne Legende
Sportlergrößen im Müggelheim: Thomas Zweiniger
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Leserbrief
Heimatverein
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Martinstag: Eine schöne Legende, die jährlich lebendig wird

Wenn um Martini die Nebel kreisen,
im Winter die Winde meist gelinde reisen.
Überzieht mit Wolken sich der Himmel,
im Winter die Winde stürmisch bimmeln.

Schon bei den alten Bauern hatte der 11. November eine besondere Bedeutung. Nach eingebrachter Ernte wurden damals viele Knechte entlassen. Der Martinstag bedeutete den Abschluss eines Wirtschaftsjahres und gleichzeitig war das der Termin, zu dem Zinsen und Pacht bezahlt werden mussten. Da die Bauern ihre Abgaben in Form von Naturalien zahlten, beispielsweise mit einem Schwein oder einer Gans, wurden die Gänse zu diesem Tag geschlachtet - daher der Name Martinsgans. Die entlassenen, oft bitter armen Arbeiter hofften, in der nächsten Saison wieder eingestellt zu werden. Ein Indiz dafür war, wenn die Bauern reiche Ernte voraussagten. Sprüche wie „wenn um St. Martin Regen fällt, ist‘s um den Weizen schlecht bestellt“ sorgten nicht gerade für eine positive Stimmung.

Das Titelblatt eines Mainzer Breviers zeigt Martin bei der Mantelteilung (1509).

Dabei wollte doch gerade der heilige Martin, Martin von Tours, den Armen Gutes tun. Er zählt zu den kirchlichen Persönlichkeiten, die von vielen Konfessionen geehrt werden. Über sein Geburtsjahr gibt es unterschiedliche Aussagen, die einen meinen im Jahr 316, die anderen erst 336. Fest steht dagegen sein Sterbejahr 397. Geboren wurde Martinus im heutigen Szombathèly / Ungarn, aufgewachsen ist er, als Sohn eines römischen Offiziers, in Italien, gestorben in Frankreich.

Mit 15 Jahren wurde Martin gegen seinen Willen zum Militärdienst eingezogen. Die wohl bekannteste Geschiche die man dem heiligen Martin nachsagt ist die vom geteilten Mantel. Nach der Legende begegnete Martin in einer kalten Winternacht einem Bettler, der nur Lumpen auf dem Leib trug und vor Kälte wimmerte. Als Martin ihn sah, nahm er sein Schwert und schnitt seinen eigenen Mantel mitten durch. Die eine Hälfte gab er dem Armen, die andere Hälfte legte er sich selbst wieder um. In der folgenden Nacht soll dem Martin Jesus Christus im Schlaf erschienen sein. Er soll jenes Mantelstück getragen haben, das Martin dem Bettler am Abend gegeben hatte. In seinem Traum sagte Christus zu den Engeln: „Martinus hat mich mit diesem Mantel bekleidet und lässt sich jetzt taufen.” Martin war 18 Jahre alt, als er sich schließlich taufen ließ.

Heute wird diese Szene im Gedenken an die Mildtätigkeit dieses Mannes, in vielen Orten nachgespielt, ist Thema in tausenden von Laternenumzügen.

In den Jahren, in denen Martin noch dem Militär angehörte, tobten in Gallien erbitterte Kämpfe zwischen den Römern und den Alemannen. Wie es Brauch war, verteilte der Kaiser vor der Schlacht Geldsgeschenke an die Soldaten. Doch Martin verweigerte die Annahme und bat stattdessen um die Entlassung aus dem Militärdienst - aus Glaubensgründen. Vorwürfen der Feigheit widerspricht Martin energisch und will, nur mit einem Kreuz bewaffnet, den Feinden gegenübertreten. Doch es kommt nicht zum Kampf, die Alemannen ziehen von dannen und Martin verlässt das Heer.

Stattdessen tritt er in den Dienst der Kirche, übernimmt das Amt des Teufelsbeschwörers, wird Prediger und gründet das erste französische Kloster in Ligugé und wurde schließlich zum Bischof von Tours geweiht. Martin wurde wegen seiner Menschlichkeit bekannt. Er half Notleidenden und Verfolgten. Seine Verehrung begann frühzeitig. Nach seinem Tod 397 wurde sein Grab, über dem im 5. Jahrhundert eine Kapelle gebaut wurde, zum Wallfahrtsort.

Auch in Müggelheim wird der Martinstag wieder auf besondere Weise begangen.

Am 11. November sind alle Kinder mit ihren Eltern um 17 Uhr in die Müggelheimer Dorfkirche eingeladen. Laternen nicht vergessen! Frau Merkel, die Religionslehrerin der Müggelheimer Grundschule, wird mit einigen Kindern ein Martinsspiel aufführen. Anschließend wartet Sankt Martin vor der Kirchentür und geleitet den Laternenumzug zum Martinsfeuer. Bei Martinshörnchen und Gesang am Feuer kann der Martinstag dann gemütlich ausklingen. sip/AG