Müggelheimer Bote
10. Jahrgang, Ausgabe 06/2004
Juni 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Zukunft der Campingplätze vorerst gesichert
Müggelheimer Kirche feiert ihren 200. Geburtstag
"Bilder unserer Kirche" - Ausstellung zum Jubiläumsfest
Mit Opas Flugboot einmal um die Welt
Krumme-Lake-Moor bleibt ein Sensibelchen
Äthiopien - eine Jugendreise
Mit Glitzerpuscheln und Grandezza durch die Turnshow
Ein Monat der Verbrechen liegt hinter uns
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Siegfried Menthel


„Unsere Kirche hat Geburtstag“. Diese Formulierung gefällt mir. Sie klingt so freundlich, so menschlich. Sie spricht mein Herz an.

Das Herz weiß mehr als der Verstand, der mir sagt, dass die Kirche nicht Geburtstag haben kann, weil sie nicht geboren worden ist. Sie wurde für die Menschen gebaut, die vor 200 Jahren hier lebten. Die Nachfolgenden haben daran weiter gebaut, haben ihre Kirche erhalten, verschönert, damit die Menschen, die sie besuchen, zur Ruhe kommen können. Zur Sammlung. Zur stillen Zwiesprache mit Gott. Aber nicht nur das. Gleichzeitig ist die Kirche ein öffentlicher Ort, wo laut für den Frieden gebetet und die Botschaft verkündet wird, dass wir geliebter sind, als wir wissen.
Die Spannung ist gelegentlich schwer zu ertragen: zwischen dieser Botschaft, die aufs Ganze geht, die die ganze Welt meint, alle Menschen, unser ganzes Leben - und den wenigen Menschen, die kommen, um sich davon beschenken und aufrichten zu lassen.

Sind die Gottesdienste langweilig, ohne Bezug zur Wirklichkeit und darum entbehrlich?
Für mich ist das Gegenteil wahr. Ich könnte nicht leben, ohne Gott für mein Leben zu danken.
Ich könnte nicht Christ sein, ohne die Gewissheit, dass Gott aus den Fragmenten, die ich nur anzubieten habe, etwas Ganzes macht.

Ich weiß, dass mir das nicht allein geschenkt wird, sondern allen.

Ich weiß, dass der Glaube in der Gemeinschaft der Glaubenden wurzelt, in ihr wächst und reift. Ich weiß, dass Glauben von Anfang an heißt, zusammen mit anderen zu glauben.

Dieses Wissen bestätigt sich mir in unserer Gemeinde. Vor allem im Gottesdienst. Die aufrichtende Botschaft ist stärker, als Niedergeschlagenheit. Das gemeinsame Singen und Beten hilft uns zur Verwurzelung im unsichtbaren aber uns tragenden Grund.

Die Kirche ist für sich gesehen ein totes Gebäude. Aber wenn die Glocken läuten, wenn die Menschen hier zusammenkommen, wenn die Orgel erklingt, wenn wir singen, beten, hören - dann lebt die Kirche. In unserer Sprache bezeichnet das Wort Kirche ja beides: Das Gebäude und die Menschen darin.

Ich finde, die Kirche auf dem Anger ist die Seele unseres Ortes. Sie ist uns anvertraut als ein kostbares Geschenk von den Menschen, die vor uns in Müggelheim lebten. Heute sind wir für sie verantwortlich. Um unsertwillen. Und für unsere Kinder. Ich mag mir eine Zukunft nicht vorstellen, in denen Menschen leben, ohne Gott zu danken, ohne die Gewissheit, grundsätzlich geliebt zu sein und darum lebenslang zur Liebe und Barmherzigkeit ermutigt zu sein, ohne Zugang zur Vergebung.
Ich freue mich, dass es in unserer Gemeinde eine Gruppe jüngerer Frauen gibt, die engagiert und sehr geduldig mit Zuversicht und viel Fantasie daran arbeitet, den Kindern unseres Ortes Türen zum Glauben zu öffnen. Aus ihrer Runde stammt auch der Slogan „Unsere Kirche hat Geburtstag“, mit dem sie anlässlich unseres Kirchenjubiläums zu einem Kinderfest am 19. Juni in unsere Kirche einlädt.