Geschichten aus dem Müggelwald |
Die Suche nach dem Haus
(zum Weltumwelttag am 5. Juni)
Wenn der Winter zu Ende geht und der Frühling durch den Müggelwald
zieht, dann sind die Vögel auf der Suche nach einem ruhigen,
sicheren Haus. Kein Vogelhaus, wo sie im Winter ihr Futter finden.
Nein, ein anderes Haus, eben ein Haus für Vögel. Gibt
es nicht? Gibt es doch!
Wieder waren viele Vögel in diesem Frühjahr auf der Suche
nach diesem Haus. Sie brauchten es, um ihre Nester zu bauen. Die
Eier mussten gelegt werden und dann hatten die Vogeleltern die Aufgabe,
sich auf die Eier zu setzen und sie auszubrüten. Das ist eine
schwere Arbeit, denn die Eier müssen immer schön warm
gehalten werden, damit sich aus dem schlüpfrigen Inhalt im
Ei ein kleiner Vogel entwickeln kann.
Weil es aber viele Tiere gibt, die gerne einmal ein kleines Vögelchen
fressen oder ein Ei aus dem Nest klauen, haben es die Vögel
im Frühjahr, wenn sie brüten, besonders schwer. Also muss
ein sicherer Platz gesucht werden.
Nun sind einige Vogelhäuser im Angebot: Baumhäuser, Briefkästen,
Nistkästen, dichte Hecken, Menschenwohnhäuser und -Schuppen.
Es gibt bestimmt noch mehr, aber im Moment fallen mir keine weiteren
Nistplätze mehr ein.
Die Vögel brauchen also einen sicheren und ruhigen Platz. Und
das ist manchmal nicht einfach, solch einen Platz zu finden.
Gut, Briefkästen gibt es an jedem Gartenzaun, aber sie sind
meistens aus Metall. Metall ist kalt und auf den Straßen herrscht
außerdem Lärm durch den Autoverkehr. Außerdem sind
bei den meisten die Eingänge verschlossen. Also ein Platz mit
der Note „ausreichend”. Die dichten Hecken, die Dächer
an Menschenwohnhäusern oder Schuppen sind auch nicht so sicher.
Erstens mögen viele Menschen nicht, wenn sie ihr Eigentum mit
Tieren teilen sollen. Aber das Wichtigste ist, dass die Nistplätze
sehr unsicher sind. Sie können zu schnell von den Räubern
überfallen werden. Die Räuber sind beispielsweise große
Vögel, Katzen, Marder und Eichhörnchen.
Also bleiben uns jetzt noch die Nistkästen aus Holz, die die
Menschen bauen und an Bäumen befestigen. Auch im Winter gibt
es Nistkästen. Sie werden vom Förster aufgehängt
und nach der Brutzeit wieder gereinigt, damit sie im nächsten
Frühjahr wieder sauber sind.
Muss ja wohl auch sein, denn die kleinen Vogelbabys haben keine
Windeln um. Alles klar?
Und zum Schluss will ich euch noch etwas über die Baumhäuser
sagen. Es sind die schönsten und sichersten Vogelhäuser:
Alte Bäume mit großen Löchern.
So etwas habt ihr bestimmt schon einmal in unserem Müggelwald
gesehen. Diese Baumhäuser werden von vielen Tieren benutzt.
Auch Fledermäuse halten sich darin auf. Und da kann es schon
mal passieren, dass die Fledermäuse im Frühjahr ihre Baumhöhle
verlassen und die Vögel dann dort einziehen. Es war der Winterschlafplatz
für die Fledermäuse. Und nun wird diese Baumhöhle
von den Vögeln als Nistplatz genutzt.
Der Specht hatte zum Beispiel viele Jahre in einem alten Baum seine
Vogelbabys großgezogen. In diesem Jahr hat sich ein Kleiber
diese Baumhöhle zum Brüten ausgesucht.
Es ist also wichtig, dass wir den kleinen und großen Piepmätzen
helfen, ihre Vogelbabys groß zu ziehen. Ruhe und Verständnis
für die Tiere, die in unserer Umwelt leben sind wichtig, damit
wir noch lange unsere Freude an diesen Tieren haben. Ingrid
Zweiniger
|