Äthiopien - eine Jugendreise, die an den Rand der mentalen Fähigkeiten ging
von Franziska Novak
Äthiopien - das war vor der Reise für mich ganz weit
weg. Trotz der ganzen Vorbereitungen hatte ich bis zuletzt keine
konkrete Vorstellung von dem, was mich erwarten würde. Natürlich
wusste ich, dass ich dort Menschen aus der Partnergemeinde Chanka
treffen würde und auch, dass wir ein Video über Aids und
Aidswaisen drehen würden, aber trotzdem blieb in meinem Kopf
ein Fragezeichen, wenn ich an Äthiopien dachte. Den anderen
aus unserer Gruppe ging es da aber auch nicht anders als mir. „Die
Gruppe“, dass sind Stefan, Peter, Björn, Caroline, Ricarda,
ich und unser Pfarrer Siegfried Menthel sowie Timotheus.
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Jugendliche aus Müggelheim und Schmöckwitz gemeinsam mit Jugendlichen aus Chanka und Pfarrer Menthel in geschenkten T-Shirts der Mekane Jesus Kirche.
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Stefan, Peter, Björn, Caroline, Ricarda, ich sind Jugendliche,
die im Raum der Gemeinde Müggelheim/Schmöckwitz leben
oder lebten und die sich aus den unterschiedlichsten Gründen
für diese Reise entschieden hatten. Timotheus ist in Äthiopien
aufgewachsen, hat in Deutschland studiert und lebt nun seit mittlerweile
etwa 20 Jahren hier in Berlin.
Am 27. März flogen wir dann alle nach Addis Abeba. In der
Hauptstadt angekommen, verbrachten wir erst einmal einen Tag in
unserer Unterkunft, welche wie eine ruhige Insel in dieser unbekannten
Umgebung war. Sobald man hinausging fiel man auf, egal ob es an
der hellen Haut oder am Verhalten lag. Ich wurde angesprochen, angebettelt
und lief wie in Trance durch diese fremde Stadt. Nach den ersten
Tagen der Eingewöhnung fuhren wir los in Richtung Chanka. Zu
uns gesellte sich noch Qumadu, die Nichte von Timotheus. Wir freundeten
uns sehr schnell an und verbrachten während der gesamten Reise
eine wunderbare Zeit, auch half sie uns - genauso wie Timotheus
- das Land, die Menschen besser zu verstehen wenn wir mental an
Grenzen stießen.
Nach 3-tägiger Jeepfahrt kamen wir schließlich staubbedeckt
in Chanka an. Dort erwartete uns schon das gesamte Dorf und insbesondere
sechs Jugendliche, welche wir in den nächsten Tagen näher
kennen lernen wollten. Das gemeinsame Projekt mit den Jugendlichen
aus Chanka bestand darin, die Schule zu streichen. So schwangen
wir in den kommenden fünf Tagen auch fleißig die Pinsel
und verpassten der Schule gemeinsam einen gelb-braunen Anstrich.
Gemeinsam fuhren wir auch weiter nach Dembi Dollo, einer Kleinstadt.
Die Kommunikation fand auf Englisch statt, sowie mit Händen
und Füßen. Aber es waren nicht nur die sprachlichen Barrieren,
die diesen Austausch so ungewöhnlich machten. Ich wurde für
die Probleme dieses Landes, dieser Menschen sensibilisiert und nehme
unheimlich viel aus dieser Zeit mit. Nach dem 6-tägigen Aufenthalt
in Dembi verabschiedeten wir uns von den Jugendlichen und begannen
unsere Rückreise nach Addis Abeba.
Während der gesamten Zeit, die wir nun schon in Äthiopien
waren, hatten wir immer wieder Menschen getroffen, die in Anti-Aids-Organisationen
tätig waren, selbst infiziert waren oder uns in einer anderen
Form einen Einblick in diese Thematik geben konnten. Diese Eindrücke
und Informationen haben wir immer wieder mit der Kamera festgehalten.
Heute sind wir nun beim Bearbeiten des Materials und hoffen, dass
ihr auch bald den Film schauen könnt.
1. Die Reise bedeutet für mich . . .
. . . eine Begegnung die mich nicht mehr loslässt. (Stefan)
Ich verbinde mit Äthiopien: „13 months of sunshine“,
wunderschöne Natur, faszinierende Kultur (Peter)
Äthiopien ist für mich ein Land das trotz seiner großen
Armut auf eine beeindruckende Kultur und Geschichte zurückblicken
kann. Gastfreundschaft wird dort sehr groß geschrieben. (Björn)
2. Unsere Partnergemeinde in Chanka ist . . .
. . . ein Tor zu einem neuen Verständnis auf die Welt und eine
echte Horizonterweiterung (Ricarda)
. . . groß und wächst stetig; ist sehr charismatisch
(Peter)
. . . leider sehr weit entfernt - und das nicht nur örtlich.
(Stefan)
3. Mein bedeutendstes / interessantestes Erlebnis war . .
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Besonders beeindruckt haben mich die Gespräche mit Deutschen,
die sich dazu entschlossen haben, in Äthiopien zu leben und
zu arbeiten. Ihre Erfahrungen waren sehr interessant. Am meisten
fasziniert hat mich der Tag, an dem ich mit dem Entwicklungshelfer
Michel Mazylis unterwegs war und so das Leben in Dembi Dollo ein
wenig kennen gelernt habe. (Björn)
. . . die Erkenntnis, die ich bei den Karaio-Oromos machen durfte,
dass jeder von dem Menschen am besten lernt, dem er am meisten vertraut.
(Ricarda)
. . . Besuch bei Familien -> Frage nach finanzieller Unterstützung
von Waituu’s (Anm.: Jugendliche aus Chanka) Ausbildung->
zeigte mir ganz deutlich, wie schwierig es ist eine Partnerschaft
aufzubauen, die nicht auf finanzieller Grundlage beruht. (Peter)
4. Das Aids-Video wird . . .
. . . sehr interessant werden, weil es uns gelungen ist, viele verschiedene
Menschen mit unterschiedlichen Berufen und verschiedenen Alters
über AIDS zu befragen, welche hervorragende Interviews mit
vielen wichtigen Informationen geliefert haben und wir zusätzlich
dazu unsere eigenen Erfahrungen und Erlebnisse haben einfließen
lassen (Peter)
. . . hoffentlich nicht nur uns „Machern“ eine Horizonterweiterung
ermöglichen. Ich denke jedoch, dass sich nur der tatsächlich
in die Lage der Aidswaisen versetzen kann, der mit ihnen persönlichen
Kontakt hatte. Diesen Eindruck aber so getreu wie möglich abzubilden
war unser Anliegen. Wir werden sehen . . . (Ricarda)
. . . hoffentlich bald fertig sein! (Stefan)
5. Der Kulturaustausch hat funktioniert weil . . .
. . . jeder Anfang schwer ist, eine fremde Kultur kennen- und begreifen
zu lernen (sowohl für uns Berliner, als auch für die Menschen
aus Chanka). Aber der Anfang wurde gemacht. Nun müssen auf
beiden Seiten viele weitere kleine und größere Schritte
folgen. (Björn)
. . . wir alle Menschen sind und wir uns bemüht haben, Gemeinsamkeiten,
die allen Menschen gleich sind aufzuspüren: was haben wir gefunden?
Die Liebe zur Musik und den Hang zur Suche nach etwas Höherem,
das unser Leben bestimmt. Das hat uns einander näher gebracht.
(Ricarda)
. . . alle ihn wollten und sich Mühe gegeben haben die Gemeinsamkeiten
zu suchen. (Stefan)
6. Der Kulturaustausch hat nicht geklappt weil . . .
Für mich hat der Austausch geklappt, auch wenn ich mit einigen
Problemen vor unserer Reise nicht gerechnet hatte. (Björn)
Der Kulturaustausch wurde sehr erschwert weil wir uns diesen Luxus
mehr leisten können als unsere Austauschpartner, die neben
dem Kulturaustausch immer noch die Absicherung der eigenen Existenz
berücksichtigen mussten. Als wir in Äthiopien waren, dachte
ich, dass wir Deutschen riesige Schritte auf die sich kaum bewegenden
Chanka-Jugendlichen gemacht haben. Inzwischen habe ich fast den
Eindruck, sie haben den größeren Weg zu uns zurückgelegt,
da sie über Hindernisse steigen mussten, von denen wir nie
geahnt haben. (Ricarda)
. . . die Verschiedenheit nicht immer überwunden werden kann.
(Stefan)
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