Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 12/2004
Dezember 2004
Müggelheimer Bote

Inhalt
Feuer und "Verletzte" bei Großübung der Freiwilligen Feuerwehr
Ein Stück Hollywood in Neu-Helgoland
In der Ruhe liegt die Kraft - Die neue Schulordnung
Kiefern und Eichen kränker denn je
Ein schönes Weihnachtsfest und viel Glück im Jahr 2005!
Hotel am Seddinsee wartet auf Investor
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Ein Stück Hollywood in Neu-Helgoland

Krimi-Dreharbeiten mit Ulrike Folkerts und Barbara Rudnik

von Simone Jacobius

Hektisch springt sie auf, rennt, das Wasser im Rücken, auf das Haus zu; ihre Hand schiebt sich in rasender Geschwindigkeit in die Innentasche ihrer Jacke und - Schnitt! „Danke Ulrike, dass war‘s, alles im Kasten!” Die Scheinwerfer gehen aus. Es kehrt wieder Bewegung ein am Restaurant Neu-Helgoland. Rascheln, laute Stimmen. Die Dreharbeiten für den ZDF-Krimi „Die Leibwächterin” bringen ein Wechselbad der Stimmungen mit sich. Am 1. November hatte sich eine etwa 35-köpfige Crew für einen Tag in dem Restaurant eingemietet, um eine Passage des Films von dem Schweizer Regisseur Markus Imboden zu drehen.

Ulrike Folkerts in einer kurzen Drehpause am Steg: Dicke Daunenjacke und ein Tee schützen sie gegen die Kälte. Foto: Jacobius

„Einen ganzen Tag drehen die hier, für dann knapp fünf Minuten im Films“, staunt eine Kellnerin. Denn schon morgens um 8 Uhr begann der Trubel made in Hollywood. Elektriker, Innenausstatter, Maskenbildner, Techniker - alle rückten sie an, um für die eigentlichen Aufgaben alles vorzubereiten. Deckenelemente des Wintergartens wurden rasch herausgenommen um in die entstandenen Lücken Scheinwerfer zu montieren. Eines der Gästezimmer wurde komplett umgeräumt, eine neue Auslegware ausgerollt, Stellwände mit roten Rosen stellten eine neue Tapete dar, sogar eigene - passende - Bettwäsche brachte das Team mit. Denn eine der wichtigsten Szenen des Films spielte sich im Schlafzimmer ab.

Zur Handlung: Die Leibwächterin Mona Dengler (gespielt von Ulrike Folkerts) erhält den Auftrag, die Europapolitikerin Johanna Sieber (Barbara Rudnik) zu schützen. Seit einigen Wochen erhält die engagierte Politikerin Drohbriefe. Sieber steht im Kreuzfeuer wegen ihrer unbequemen und radikalen Haltung gegenüber den EU-Subventionen an die Tabakindustrie. Das BKA tappt im Dunkeln. Und Leibwächterin Mona Dengler hat als ehemalige Kriminalbeamtin eine Vergangenheit, die sie erpressbar macht: Sie hatte beschlagnahmtes Heroin beiseite geschafft, um damit ihren drogensüchtigen Sohn Philip frei zu kaufen. Die Feinde der Politikerin wissen davon und erpressen nun deren Leibwächterin Mona: Umfangreiche Informationen über die Politikerin, oder sie werden Mona verraten und Philip etwas antun. Mona muss auf eigene Faust versuchen, die Hintermänner zu finden. Doch rasch wird ihr klar, wie skrupellos die Erpresser sind. Dass sie sich auch noch zu Johanna hingezogen fühlt, macht es Mona immer schwerer...

Und letzteres ist auch eine der Schlüsselszenen. Die Politikerin gesteht, dass sie lesbisch ist - und zwar in einem der Zimmer von Neu-Helgoland.

Der Film nach einem Drehbuch von Harald Göckeritz sei speziell auf Ulrike Folkerts zugeschnitten. Ob nun, da sie als dienstälteste Kommissarin des deutschen TV-Krimis gilt, unter kriminalistischen Aspekten, oder deswegen, weil sie eine bekennende Homosexuelle ist, bleibt dabei offen. Seit 15 Jahren spielt sie im Tatort die Kommissarin Lena Odenthal. Das Publikum liebt sie. Deswegen wurde sie vor zwei Jahren auch mit dem Publikums-Bambi ausgezeichnet.

Für den 90-minütigen Film der „Colonia Media Filmproduktion GmbH” sind 24 Drehtage veranschlagt - nur einer fand in Müggelheim statt. Eigentlich sollte es eine Pension am Ostseestrand sein, dann entschied man sich fürs Neu-Helgoland - ruhig, abgeschieden und am Wasser gelegen. Hatte Ulrike Folkerts dabei ihre Finger im Spiel? „Nein”, lacht die bekannte Schauspielerin, „das ist reiner Zufall. Aber lustig fand ich es schon, nach so langer Zeit wieder nach Müggelheim zu kommen.” Die hübsche Brünette lebte bis vor zwei Jahren in Müggelheim, „ich glaube es waren insgesamt sechs Jahre.”

Während sie rasch wieder in ihre hellblaue Daunenjacke schlüpft („Eine Erkältung kann ich mir nicht leisten.”), und sich einen heißen Tee genehmigt, steigen drei Männer in ein Ruderboot. Die Kamera wackelt kräftig als ein vorbeikommendes Motorboot für Wellengang sorgt. Am gegenüber liegenden Ufer vom Entenwall steigen sie wohlbehalten ans Ufer, bauen ihre Kamera auf und halten Kontakt über ihre Walkie talkies. Das abendliche Dämmerlicht soll ausgenutzt werden. Im Film wird es dann 6 Uhr in der Früh sein, kurz nach Sonnenaufgang, wenn noch alles schläft. Aus diesem Grund muss Neu-Helgoland auch komplett im Dunkeln liegen - eine Sache, die erst einmal Probleme schafft. Wo macht man nur die automatischen Lichter aus? Doch der Hausmeister kann helfen, das Restaurant liegt im Stockdunkeln.

Ulrike Folkerts gibt ihre Jacke der Assistentin, setzt sich auf den Steg. „Bitte!” Die Stimme von Starregisseur Markus Imboden (u.a. „Frau Rettich, die Czernie und ich” dt. Filmpreis 1998; „Heidi” Kinderpreis 2002; „Bella Block“) schallt über das Wasser. „Bitte!” ruft die Regieassistentin noch hinterher. Jetzt stehen alle mucksmäuschen still hinter einer Hecke verborgen. Bloß nicht die Füße bewegen, sonst knirscht der Kies - und das Mikro läuft. Alle Handys sind ausgestellt - fast. Das des Regisseurs klingelt. Der Dreh wird wiederholt. Auf Miniaturbildschirmen können der Regisseur und die Aufnahmeleitung das Geschehen vor der Kamera verfolgen ohne aus ihrer Deckung hervortreten zu müssen. Endlich ist alles im Kasten, mit verschiedenen Einstellungen gedreht. Nun geht es drinnen weiter. Während der Bettszene im Schlafzimmer sind Zuschauer nicht erlaubt. Erst unten im Restaurant darf dann wieder zugeschaut werden.

Vorher wird groß umgeräumt. Dreckige, verschmierte Teller müssen her - in einem Restaurant, das schon komplett aufgeräumt ist, ist solcher Situation Improvisationstalent angesagt. Bis spät in den Abend dauern die Dreharbeiten, dann müssen die Techniker wieder alles wegräumen. Am nächsten Tag geht es weiter, an einer anderen Stelle in Berlin, mit anderen Menschen . . .