Müggelheimer Bote
11. Jahrgang, Ausgabe 6/2005
Juni 2005
Müggelheimer Bote

Inhalt
Amtsschimmel wiehert in Müggelheim
Dickes Dankeschön der Feuerwehr!
Arbeitseinsatz in der Schule sorgt für peppige Farben
Zum 100. Todestag von Curt Grottewitz
BVBB: Weiterhin reges Interesse am Flughafen
Arbeitgeber in Müggelheim: Dienstleistung am Dorfanger
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Gedenkveranstaltung zum 100. Todestag von Curt Grottewitz

von Marianne Schäfer

Der Heimatverein hatte sich diesmal besondere Mühe gegeben um eine umfassende und niveauvolle Gedenkveranstaltung anlässlich des 100. Todestages von Dr. Curt Grottewitz zu bieten. Martin Jahn hatte eine informative Ausstellung in den beiden Räumen gestaltet, so dass die mehr als 60 Gäste am 29. Mai in einer festlichen Atmosphäre den Worten der Redner folgen konnten.

Die erste Begrüßung erfolgte durch Günter Görsdorf. Dann sprach unser Bürgermeister Dr. Klaus Ulbricht. Er sagte unter anderem, dass die Bücher von Grottewitz die meist gelesenen Bücher der Arbeiter, der damaligen Zeit waren und der Begriff der „Nachhaltigkeit“ bis heute, bis zur Klimakonferenz in Rio, seine Auswirkung zeigt. Prof. Dr. Peter Morris-Keitel umriss anschließend den Zeitraum, die politische und kulturelle Situation in die Curt Grottewitz 1866 hinein geboren wurde. Er war der Sohn vom Rittergutsbesitzer Fritz Julius Pfütze und seiner Frau Johanna Bertha, geb. Glauch. Der kleine Geburtsort hieß Grottevitz, er war slavischen Ursprungs und existiert heute nicht mehr. Seine Kindheit war geprägt von dem Leben im Landwirtschaftsbetrieb des Vaters. Er liebte die Natur mit allem was da lebte und zeigte schon früh, dass er einen wachen Geist hatte und den Dingen immer auf den Grund gehen wollte. Er genoss eine gute Schulbildung und ein Studium, verlor aber nie den Kontakt zu seinem Elternhaus. 1890 promovierte Curt Pfütze. Dann begann seine literarische Phase, er lernte seine zukünftige Frau Elisabeth Mahn kennen und heiratete sie.

1892 meinte seine Frau, dass doch der Name „Pfütze“ für das Land tauge, aber nicht für eine Stadt. Ihr Mann gab ihr Recht und so nahm er den Namen seines Heimatortes „Grottewitz“ als Künstlernamen an.Sie führten ein wechselvolles Leben, Paris, Eberswalde, Kagel bei Straußberg und schließlich, 1901 siedelte sich die Familie, welche inzwischen vier Kinder hatte, in Müggelheim an. Grottewitz arbeitete wissenschaftlich, literarisch und war Bauer. Er war Mitglied in der damaligen SPD, allerdings eher passiv. Er muss ansonsten ein sehr aktiver Mensch gewesen sein, der viel wollte. Ein Anliegen war ihm, das der Mensch die Natur besser begreift, lernt, mit und in der Natur zu leben, nicht nur die Natur auszubeuten bis zu deren Vernichtung (der Grundgedanke der Nachhaltigkeit).

Prof. Dr. Keitel stellte den interessanten Gedanken in den Raum: Welcher Partei würde sich Grottewitz, wenn er noch heute leben würde, zugesellen? Den Parteien FDP und CDU würde Grottewitz nicht zustimmen, sie wären ihm zu erfolgsbetont, zu ausbeuterisch auf Kosten der Menschen und der Natur. Die Grünen zu unentschlossen bei der Zukunftsenergie. Ökologie und Ökonomie sollen in der Waage sein, aber was ist mit der Klimaveränderung bei globalem Wettbewerb? Grottewitz würde bei Karl Marx, August Bebel und Rosa Luxemburg nachlesen und resümieren: Da waren wir schon mal weiter! Am ehesten würde er wohl der heutigen PDS zustimmen. Keine Klassengesellschaft, gegen radikale Marktwirtschaft auf Kosten der Umwelt, pro Kopf eine radikale Senkung des Naturausverkaufs. Reduzierung der Produktion unwichtiger Dinge. Grottewitz war bis zu seinem Tod SPD Mitglied.

Der Leiter des Köpenicker Heimatmuseums, Claus-Dieter Sprink stellte Curt Grottewitz als einen aus heutiger Sicht, nicht so bedeutenden Literaten dar. Als Mitglied im Friedrichshagener Literatenkreis, stand er im Schatten von Bölsche und Wille, zumal bei gemeinsamer Arbeit in der Literatur oft Passagen und Zitate nicht exakt zugeordnet werden konnten. Der Gedanke „Mensch in der Natur“ wie der Arbeiterzeltplatz „Kuhle Wampe“ am Großen Müggelsee war ganz in seinem Sinne. Tragisch war sein früher Tod, er ertrank beim Baden in der Großen Krampe am 16. Juli 1905. Grottewitz war kein politischer Mensch. Vom Germanisten zum Bauern, Grottewitz war ein Suchender!

Als einer der letzten Redner berichtete der Bürgermeister aus Nerchau, dass am 1. Mai 1989 eine Gedenktafel an dem Geburtshaus von Grottewitz feierlich enthüllt wurde. Bei der Ehrung waren die 90jährige Tochter und die 78jährige Enkeltochter anwesend. Dann beschloss Erich Hobusch die Veranstaltung mit wenigen Worten, die die Bedeutung der Grottewitz-Hütten am Ende der Großen Krampe darstellte.

Anschließend wurde die Übersichtstafel aller Grottewitz Wanderwege am Klubhaus enthüllt. Vorbei am Wohnhaus von Grottewitz gingen die Gäste zu seiner letzten Ruhestätte auf dem alten Friedhof am Krampenburger Weg. Hier hat Dr. Curt Grottewitz Dauerruherecht. Nachdem der Heimatverein einen Blumenstrauß niedergelegt hatte, teilte sich die Gruppe, in eine große und eine kleine Tour, um sich dann im Lehrkabinett von Arnold Hankel den Begriff der „Nachhaltigkeit“ erklären zu lassen. Alles in Allem eine würdige und gelungene Veranstaltung.