Müggelheimer Bote
15. Jahrgang, Ausgabe 9/2009
September 2009
Müggelheimer Bote

Inhalt
36 Ferienhäuser auf Rübezahl-Gelände?
Grottewitzhaus wird zum "Gasthaus Müggelheim"
Die letzten Tage auf dem Zeltplatz
Müggelheimer gewann Bronze bei Kanu-WM
Ausstellung zur "Geburt" Müggelheims
Senioren wollen auch mal Berge sehen ...
Eine Stadt in Berlin wird 800
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Polizeibericht
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbriefe
Kleinanzeigen
Heimatverein
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Müggelheim im Internet
Impressum
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Müggelheimer Bote





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Eine Stadt in Berlin wird 800

Ausgewählte Geschichtsdaten

1890

Im Sommer ziehen der Schriftsteller Wilhelm Bölsche und sein Freund Bruno Wille nach Friedrichshagen und begründen den „Friedrichshagener Dichterkreis”, in dem sich Schriftsteller zusammen fanden wie Gerhart Hauptmann, Peter Hille, die Brüder Kampffmeyer, Bertha von Suttner, Frank Wedekind, Erich Mühsam, August Strindberg u.a. und zu dem auch der Müggelheimer Schriftsteller Curt Grottewitz später gehörte.

Nach Aufhebung des Sozialistengesetzes entwickeln sich Friedrichshagen und Köpenick zu Hochburgen der Sozialdemokratie. 17. April: In den Müggelbergen wird der 31 m hohe Müggelturm eingeweiht. Gespendet wurde er mit 40 000 Reichsmark vom Kommerzienrat Carl Spindler.

1891

Die Deutsche Volksbau-Aktiengesellschaft erwirbt einen Teil des Gutsbezirkes Rahnsdorf und gründet die Villenkolonie Neu-Rahnsdorf, die im Jahre 1902 in “Wilhelmshagen” umbenannt wird.

Im Frühjahr beginnt der Neubau der Dammbrücke, die am 3. Mai 1893 für den Verkehr freigegeben wird.

Als Vorläufer der späteren Stubenrauch-Brücke wird in Oberschöneweide eine Holzbrücke gebaut, die den Fährbetrieb ablöst und für das Industriegebiet nötig war.

Der Schloßplatz erhält eine Kopfsteinpflasterung.

1892

Die Villenkolonie “Hirschgarten” wird an den Vorortverkehr angeschlossen.

1893

Gründung der Biologischen Station des Deutschen Fischereivereins (ab 1906 Preußische Landesanstalt für Fischerei und ab 1951 Institut für Binnenfischerei)

Die am 8.August 1888 gegründete Spree-Havel-Dampfschifffahrtsgesellschaft befährt erstmals die Linie Köpenick - Schmöckwitz.

1894

Eröffnung des Bahnhofs Neu-Rahnsdorf (heute Wilhelmshagen).

15. Juli: die 31 Fischer des Köpenicker Kietzes schließen sich zur „Fischerinnung bei Cöpenick” zusammen. Die Straße im Kietz wird gepflastert.

1895

Eröffnung der Ausflugsgaststätte „Riviera” in Grünau.

1896

Die Stadt erwirbt ein Uferstück in der Gartenstraße und errichtet dort eine öffentliche Badeanstalt.

1897

1. September: Mit der „AEG Drehstrom-Überlandzentrale Oberspree” beginnt die Geschichte der Elektrizitätsversorgung von Köpenick und die von Emil Rathenau geführte AEG schafft die Voraussetzung für die Entwicklung Oberschöneweides zum Industriestandort.

Im Herbst beginnt die AEG mit der Kabelproduktion. Gleichzeitig entsteht mit der „Fabrik für Metallwaren und Beleuchtungskörper Robert Frister AG” die größte Lampenfabrik Europas.

1898

Carl Bolle erwirbt südlich seiner bereits 1872 gekauften Ländereien nochmals 35 000 Quadratmeter und errichtet darauf eine Meierei.

Mit Pferden und einem speziellen Wagenpark beliefert er die Kunden im großen Stil.

12. Juni: Enthüllung des Sportdenkmals in Grünau im Beisein Kaiser Wilhelms II. (abgerissen 1973).

1899

In Oberschöneweide werden die „Deutsche-Werkzeugmaschinenfabrik-Niles Werke” und die „Akkumulatorenwerke Oberspree” gegründet.

Am Müggelsee errichtet die „Rettungsgesellschft der Wassersportvereine Berlins” die erste Wasserrettungsstation Berlins (heute noch an der Landspitze Müggelhort).

Auf dem Schloßplatz wird die erste öffentliche Bedürfnisanstalt aufgestellt.

In Grünau und in Oberschöneweide werden jeweils ein Gaswerk in Betrieb genommen.

1. Oktober: Einweihung des Rathauses in Friedrichshagen.

1903

Die Städtische Sparkasse am Schloßplatz wird eröffnet.

Köpenick wird durch 265 Gaslaternen beleuchtet.

Zwischen Spindlersfeld und Niederschöneweide fährt die erste AEG-Einphasen-Wechselstrombahn Europas.

16. Mai: An dem Streik im Industriegebiet Oberschöneweide um mehr Lohn beteiligen sich 200 Kabelwerker und 160 Arbeiter von dem Autohersteller NAG.

Im Juni beginnen die Bauarbeiten für die Treskow-Brücke.

11. August: Eröffnung der elektrischen Straßenbahnverbindung vom Bahnhof Köpenick zum Schloßplatz.

2. Oktober: Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahnverbindung vom Schloßplatz zum Bahnhof Spindlersfeld und nach Wendenschloß.


Spindler – ein soziales Werk

Die Wäscherei Spindler wurde 1832 von Wilhelm Spindler in Berlin als Seidenfärberei gegründet und später durch seinen Sohn Carl Spindler geleitet. 1873 errichtete er seinen Hauptsitz als „Anstalt zur chemischen Reinigung, Wäscherei und Färberei” in Spindlersfeld. Es war der größte Wäschereibetrieb in Deutschland und Vorreiter in der Technologie der chemischen Reinigung. So reinigte Spindler als erster in Deutschland chemisch mit Benzol ohne den Gebrauch von Wasser. Das schonte die Kleidung und war sehr effektiv. Spindler beschäftigte damals schon Chemiker (z.B. Dr. Adolf von Brüning, dem später Mitbegründer der HÖCHST AG).

Um sich vergrößern zu können, kaufte Spindlers Unternehmen, in dem die beiden Söhne William Spindler und Carl Spindler bereits Teilhaber waren 1871 ca. 50 Hektar auf der „Köpenicker Feldmark”, um dort für die damalige Zeit den modernsten Wäschereibetrieb zu errichten. Spindlers Söhne setzten sich dafür ein, dass dieses Areal den Namen „Spindlersfeld bei Cöpenick” tragen soll, weil der Name Spindler landesweit bekannt sei und sich die Gesamtanlage zu einem Stadtteil entwickeln soll. Am 29. Dezember 1873 bestätigte die Brandenburgische Provinzialregierung den Namen „Spindlersfeld” offiziell.

1920 wurde der Betrieb von der „Schering AG” übernommen und zu DDR-Zeiten war das Unternehmen zunächst VEB Blütenweiß (im Volksmund VEB „Edelgrau”) und später Hauptbetrieb des VEB REWATEX. 1999 hat das Kölner Unternehmen „La Rosier” den Betrieb übernommen und die Produktion auf dem Stammgelände eingestellt.

Köpenick hatte zu der Zeit über 200 Wäschereibetriebe und war als „Waschküche Berlins” bekannt. Spindlers Produktionsanlagen und seine Logistik brachten aber eine neue Dimension nach Köpenick.

1886 beschäftigte das Unternehmen bereits 281 Angestellte und Arbeiter. Es gab eine betriebseigene Gasanstalt für die Beleuchtung der Hallen und der benachbarten Straßen. Alle Räume waren beheizt und die Anzahl der Beschäftigten, die sich maximal in einem Raum aufhalten durften, war aus Arbeitsschutzgründen festgelegt.