Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 12/2010
Dezember 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheimer Kobbs droht das Aus
Bombensache - Eine wahre Geschichte
BBI: Emotionsgeladene Infoveranstaltung
Mit Wowereit im Gespräch
BBI: rund 1000 protestierten
BBI: Plakataktion gegen den Flughafen
Frohe Weihnachten!
Kulturwochende bietet etwas für jeden Geschmack
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Die schöne Vor-Weihnachtszeit

von Marianne Schäfer

Die düsteren und traurigen Tage des Novembers liegen hinter uns und jetzt wollen wir uns freuen auf die trauten und kuscheligen vier Adventswochen.

Einige Wildtiere suchen jetzt auch bewusst unsere Nähe. Die Vögel kennen ganz genau die Futterstellen. Erstaunt war ich, dass ein hübscher Steinmarder, schon in der Dämmerung, in Richtung meines Gartens flitzte. Es waren die letzten milden Tage, in denen ich die Kellertür zum Lüften, weit geöffnet hatte. Am nächsten Tag vermisste ich die gekauften Meisenknödel, welche im Keller für die Meisen bereit lagen. Alle weg! Erst war ich ärgerlich, aber dann gab es nur eine Erklärung, der Marder. Ich schmunzelte und gönnte ihm die fette Beute.

Die dunklen Tage drücken die Stimmung. Dann der erste, zarte Schnee, zauberhaft waren alle Zweige, Gräser und düsteren Staudenstängel überzuckert. Jetzt liegen die dunkelsten Wochen vor uns. Wie schön ist es, dass es Jahrhunderte alte Traditionen gerade für diese Zeit immer noch gibt. Wir zünden am ersten Adventssonntag das erste Licht am Adventskranz an. Allein der Kranz ist ein Symbol für das Unendliche. Aber der Kranz mit den Lichtern wurde ab dem neunzehnten Jahrhundert zuerst als Holzring mit vierundzwanzig Kerzen, von der Decke hängend, bekannt. Jeden Sonntag wurde eine große Kerze, für die Kinder im Betsaal angezündet und an jedem Wochentag wurde eine kleine Kerze mehr angezündet. Das Tannengrün, ein Symbol für das immer grünende Leben, wurde extra im Raum zum Schmücken angebracht. Aber erst zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde der Adventskranz überall, mit seinen vier Kerzen, für jeden Sonntag eine, zum Symbol.

Ich erinnere mich: unsere Mutter hatte einen roten Holzständer für den Kranz. Ein großer Stern als Fuß, in dessen Mitte ein Stab mit einer gekerbten Kugel gesteckt wurde. Der Tannenkranz wurde mit roten Schleifenbändern umwunden, deren Enden über die Kerben geführt wurden. So hing der Tannenkranz, mit seinen vier Kerzen, in der Mitte des Ständers. Oben, als Krönung, kam der vergoldete Stern.

Für uns Kinder war es eine schöne Zeit, wenn auch die Nachkriegszeit viele große Schwierigkeiten hatte, aber die Eltern haben uns das nicht so spüren lassen. Wir haben jeden Sonntag am Nachmittag Weihnachtslieder gesungen und in die flackernden Lichter gesehen. Natürlich haben wir lange gegrübelt, was wir auf unseren Wunschzettel schreiben sollten, der an den Weihnachtsmann gerichtet war. Am Vorabend des sechsten Dezember, dem Nikolaustag, war das große Schuhe putzen angesagt. Wir Kinder hätten gerne die großen Stiefel von unserem Vater gehabt, weil dann darin viel mehr Platz für die Äpfel, Nüsse, Plätzchen und Schokolade gewesen wäre. Aber es durfte nur der eigene und der linke Schuh sein, der dann in unserer kleinen Stube an die Tür gestellt wurde.

Schon in dieser Zeit gab es wunderhübsche Adventskalender, wo der Schnee mit Glitzer funkelte und die Häuschen, Bäume und Engelchen irgendwie ein Türchen mit dem Tagesdatum hatten und wenn man es öffnete, war ein kleines Bildchen darin. Heute sind hinter dem Türchen Schokolade oder ein Bommi zu finden.

Das Plätzchenbacken in der winzigen Küche, war auch bei uns eine Tradition. Mutti hatte den Teig schon bereitet und wir Kinder stachen mit Feuereifer die Förmchen in den ausgerollten Teig. Herzen, Bäumchen, Sterne, Pilze, die dann auf das Backblech gelegt, in den Backofen kamen. In der DDR-Zeit gab es auf einigen Weihnachtsmärkten für die Kinder Bastelstraßen. Da gab es vorgedrechselte Holzteile, die man mit Plakafarben an Ort und Stelle bunt verzieren konnte. Es waren kleine Kerzenhalter, die wir dann später, jahrelang zum Advent mit den kleinen Kerzen bestückt, auf den Tisch stellten.

Im Erzgebirge gab es schon seit über 300 Jahren andere Traditionen. Die armen, aber sehr fleißigen Bergleute stellten in handwerklicher Arbeit wunderhübsche Holzdinge her, welche zum Schmuck ihrer Stube und zur Freude der Kinder bestimmt waren. Räuchermännchen pafften dann würzigen Weihrauch in die Luft. Er kringelte und waberte über den Tisch und verbreitete Weihnachtsduft. Die zunächst schlichten, aber immer auf das Erzgebirge bezogenen Schwippbögen, waren einst im 18. Jahrhundert aus Metall hergestellt. Heute werden die immer feiner und perfekt hergestellten Schwippbögen in gebirgigen Landschaften mit kleinen Häuschen und Bäumen eigearbeitet. Mit den Schwippbögen, oder mit den Weihnachtspyramiden, ersetzten sie einst den so teuren Tannenbaum. Die Figuren waren früher als Bergleute bei der Arbeit dargestellt. Auch die grimmig dreinschauenden Nussknacker, welche feinsinnig nicht nur als Bergmann angemalt wurden, sondern auch als Soldat in königlicher Uniform und Waffe oder als Jäger mit großem Bart, auch als Polizisten. Allen wird mit der großen Walnuss „das Maul gestopft“.

Es ist schön, wenn die Adventszeit beginnt, die Weihnachtskiste wieder hervor gekramt wird. Für mich ist es immer ein Wiedersehen mit den alten, hübschen Dingen, an denen so viele Erinnerungen hängen. Ganz besonders liebe ich die sehr alten, noch von meiner Großmutter stammenden Glasvögelchen und die aus Bändern gewickelten Sterne, in deren Mitte ein Engelchen aus Glanzpapier schaut.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann langsam die Zeit, dass man einen grünen Tannenbaum in die Stuben stellte. Geschmückt wurde er zunächst mit Essbarem, wie Äpfel, Nüsse, Pfefferkuchen. Daher der Brauch, nach Weihnachten den Baum zu plündern! Später wurde der Baumschmuck handwerklich hergestellt. Es waren aber auch Dinge, die einen Symbolwert hatten. Die aus Spiegelglas hergestellten Glocken sollen an die Verkündigung des Evangeliums erinnern. Die Sterne und besonders der große Stern an der Spitze des Baumes erinnert an den Stern von Bethlehem. Die Engelchen mit ihren Trompeten stehen für die Verbreitung der frohen Botschaft. Aus den einstigen Äpfeln, die an das Paradies erinnern, sind die farbigen Glaskugeln geworden.

Vier Wochen, die wir uns mit hellem Kerzenschein und all den liebgewordenen Dingen verschönern können, liegen jetzt vor uns. Dann kommt das schönste Fest das wir feiern, die Geburt des Jesulein.

Ich wünsche Ihnen allen eine beschauliche Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest.