Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 12/2010
Dezember 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheimer Kobbs droht das Aus
Bombensache - Eine wahre Geschichte
BBI: Emotionsgeladene Infoveranstaltung
Mit Wowereit im Gespräch
BBI: rund 1000 protestierten
BBI: Plakataktion gegen den Flughafen
Frohe Weihnachten!
Kulturwochende bietet etwas für jeden Geschmack
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
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Polizeibericht
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Serie für den Natur- und Gartenfreund
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Bombensache

Eine wahre Geschichte

von Simone Jacobius

„So‘n Mist, schon wieder eine Klamotte.” Konny gräbt sich in seinem Garten am Müggelheimer Damm ein tiefes Loch. Dabei stößt er immer wieder auf Steine. Nun schon wieder ein großer Brocken.

„Nee”, meint Reik, „das klingt nach Metall. Bestimmt irgendein Schrottteil. Hau doch mal rauf.”

„Hab ihn schon lose, hier, nimm mal ab.”

„Sieht komisch aus, wie ‘ne Bombe”

„Mann, pass bloß auf, wenn das wirklich eine ist und das Ding los geht, kannst Du uns irgendwo abkratzen.”

Konny nimmt nun die vermeintliche Bombe vorsichtig in beide Hände, trägt sie zur Straße und legt sie auf dem Sandhaufen ab, den sie dort schon aufgetürmt hatten. Da kommt Berni um die Ecke. Die beiden zeigen ihm ihren Fund. Berni wird blass, geht sofort in Deckung und schreit hysterisch: „Weg hier, das Ding kann gleich hochgehen.”

Konny und Reik lachen: „Ist ja bis jetzt auch nicht hochgegangen, wird schon nichts passieren.” Aber unsicher geworden, ruft Konny doch die 110 an und meldet sich mit den Worten: „Ich glaube, wir haben eine Bombe gefunden.”

Es ist 11.40 Uhr am 24. November 2010. Am anderen Ende der Leitung, also in der Polizeizentrale, wird man schon etwas nervös. „Gehen Sie weit weg, nichts mehr berühren. Wie ist die Adresse, wir kommen gleich.”

Tatsächlich: Zehn Minuten später kam ein Streifenwagen mit Blaulicht angerast und bremste scharf vor dem Grundstück. Vier Mann springen heraus, machen wichtige Miene und lassen sich die vermeintliche Bombe zeigen. Ein Mann in dunkelblauer Uniform, anscheinend der Munitionssachverständige, wirft nur einen Blick drauf - und macht eine noch ernstere Miene. Er meint, dass es wirklich eine Bombe sei. Er hängt sich sofort an sein Handy und ruft noch wichtigere Leute an. Die anderen Polizisten überlegen nun, was zu tun ist und sperren den Liegeplatz der Bombe mit einem Flatterband ab.

Jetzt dürfen sie noch nicht mal mehr in die Nähe der Bombe und müssen sich von hinten heranschleichen, um weiter zu arbeiten. Nach weiteren 20 Minuten sind die ganz wichtigen Leute da, also die vom Munitionsbergungsdienst. Sie beäugen nun auch sehr interessiert die Bombe. Konny, Reik und Bernie stellen sich dazu. „Alles klar”, meint der „Hauptspezialist”, „das ist eine englische Phosphorbombe aus dem 2. Weltkrieg. Die geht erst hoch, wenn der Metallmantel zerstört wird und der Phosphor mit Luft in Verbindung kommt.”

Konny muss gleich an Napalm denken, so etwas, was in Vietnam eingesetzt wurde. Wenn sie mit einem härteren Gegenstand den verrosteten Mantel durchschlagen hätten, würden sie jetzt nicht mehr so nett mit der Polizei plaudern.

Die beiden Spezialisten nehmen nun die Bombe und schieben sie in eine Transportröhre. Machen noch ein paar Notizen, tauschen ein paar Worte mit ihren Kollegen aus den anderen Streifenwagen (inzwischen sind es vier!) und fahren davon.

Wer hätte gedacht, dass auch in Müggelheim noch solche Munition liegt, wo es hier doch kaum Kampfhandlungen gab. Die Bombe hat bestimmt ein englischer Bomber versehentlich abgeworfen. Wir werden es nie erfahren.

Für ein paar Minuten hat an diesem Novembertag der 2. Weltkrieg erneut seine Schrecken nach Müggelheim gebracht. MK