Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 12/2010
Dezember 2010
Müggelheimer Bote

Inhalt
Müggelheimer Kobbs droht das Aus
Bombensache - Eine wahre Geschichte
BBI: Emotionsgeladene Infoveranstaltung
Mit Wowereit im Gespräch
BBI: rund 1000 protestierten
BBI: Plakataktion gegen den Flughafen
Frohe Weihnachten!
Kulturwochende bietet etwas für jeden Geschmack
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Kommentar
Aus der BVV
Polizeibericht
Leserbriefe
Kleinanzeigen
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Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Emotionsgeladene Infoveranstaltung zu BBI-Flugrouten

von Simone Jacobius

Die Wogen schwappten hoch. Unmut, Enttäuschung und Entrüstung waren fast zum Greifen deutlich. Die Info-Veranstaltung zu den Flugrouten des BBI am 16. November war ein Wechselbad der Gefühle. Aufgrund der zu erwartenden Massen wurde der Veranstaltungsort spontan umgewählt. Statt im Dorfklub traf man sich nun in der Grundschule. Und auch dort mussten viele Menschen stehen. Mehr als 150 waren gekommen, um sich die neuesten Entwicklungen anzuhören und zu erfahren, was man eigentlich tun kann. Auch aus anderen Ortsteilen waren Gäste dabei, ebenso wie verschiedene Bezirkspolitiker.

Zu Beginn verlas Moderator Christian Schild die „Müggelheimer Resolution“, die den Start einer Unterschriftenaktion bildete. Bis zum 10. Dezember haben noch alle die Möglichkeit, auf diese Weise gegen den Flughafen zu protestieren. Die Resolution nebst Unterschriftenliste ist im Internet auf der Homepage des Müggelheimer Boten (www.mueggelheimer-bote.de über dem Inhaltskasten) zu lesen und herunterzuladen.

Karl-Georg Maucher, Vorstandsmitglied im VUV und Mitglied der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, erläuterte anschaulich die Situation mit den durch die Deutsche Flugsicherung (DFS) vorgeschlagenen Flugrouten und mögliche Alternativen dazu, die weniger Menschen in Mitleidenschaft ziehen würden. Der bisher vorgelegte DFS-Entwurf würde keinerlei Entlastung für Müggelheim bringen, aber eine neue Belastung für Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen. Entlastungen könnten beispielsweise nach dem sogenannten Fuld-Gutachten bei Starts von der Südbahn und teilweise auch von der Nordbahn durch ein Abknicken vor Schulzendorf für Bohnsdorf und Müggelheim, sowie für Schulzendorf, Schmöckwitz-Siedlung, Eichwalde und Zeuthen erreicht werden. Weiterhin wäre ein Abknicken der Routen über dem Langen See möglich, so dass die Flugrouten zwischen Müggelheim und Gosen über die Gosener Wiesen führen würden.

Die vorgeschlagenen Entlastungen sind aber größtenteils nur durch Verzicht auf einen parallelen unabhängigen Betrieb durch den Flughafen möglich. Die Fachleute erklären übereinstimmend, dass dieser Betrieb die geplante Kapazität nicht beeinträchtigt. Er ermöglicht aber dem Flughafen, die Kapazität von 360.000 auf 540.000 Flugbewegungen pro Jahr zu erhöhen.

1/3 aller Starts (30.000 p.a.) in Richtung Osten gehen über Müggelheim. Aber 2/3 aller Landungen (60.000 p.a.) führen über Müggelheim. So ist eine Lärmentlastung bei den Landungen besonders wichtig – eine Verlagerung der Routen ist aber nicht möglich. Eine Lärmentlastung wäre allerdings durch eine Veränderung des Landewinkels um mindestens 3,2° und durch eine Verschiebung des Aufsetzpunktes um 1500 Meter zu erreichen. Die Flugzeuge überfliegen dann die Ortslage in einer größeren Höhe. Weiterhin muss der Einsatz neuester Landeverfahren, z.B. GPS, gefordert werden, die wesentlich zur Lärmminderung bei den Landungen beitragen.

Ulrich Geske, Leiter der AG Lärm im Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) hat das Konstrukt an Lügen und Falschauslegungen aufgezeigt, dass die Vorstellung der Flugrouten und vor allem auch das Lärmschutzprogramm begleitet. So steht beispielsweise in letzterem, das die „angeordneten Schallschutzvorrichtungen sicher stellen, dass gesundheitliche Risiken nicht zu erwarten sind.“ Doch in Wirklichkeit baut die FBS die Vorrichtungen gar nicht selber ein, noch werden die nachgewiesenen Kosten erstattet – nur die vorgegebene Minimalvariante. Er appellierte noch einmal an alle, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und überstürzt einen Antrag auf Lärmschutz zu unterschreiben. Betroffenen haben bis fünf Jahre nach Inbetriebnahme des BBI, nach bisherigen Planungen also 2017, Zeit, Lärmschutzmaßnahmen zu beantragen. „Gerade jetzt, wo niemand weiß, wer wirklich betroffen ist, sollte man nicht vorschnell handeln“, so Geske. Der VDGN fordert: Nachtflugverbot, einen Schallschutz, der komplett von der FBS übernommen wird, einen abhängigen Flugbetrieb und Mindestflughöhen.

Dem Appell, nichts zu unterschreiben, schloss sich auch Rudi Volz von der neutralen Beratungsstelle für passiven Lärmschutz an. Er bietet jeden Donnerstag von 14 bis 19 Uhr eine Beratung im Bürgeramt an der Wassersportallee an. Während seines Vortrages kochten die Gemüter hoch und nur mit Mühe war Ruhe in die Menge zu bringen. „Was soll dieses dröge Gelaber, wir wollen den Flughafen nicht – da brauchen wir uns das gar nicht anzuhören“, empörten sich einige Zuhörer. „Wir wissen alle, dass der BBI dort am falschen Standort entsteht und möchten das gerne abwenden. Trotzdem sollten wir informiert und gut vorbereitet sein, um einen effektiven Schallschutz zu erkämpfen, wenn er doch kommt. Deswegen diese Infoveranstaltung“, beschwichtigte Karl-Georg Maucher die Gemüter.

Harald Kampffmeyer, Ortsgruppensprecher des BVBB sagte: „Der BVBB hat 2,5 Millionen Euro aufgebracht im Kampf gegen den BBI. Der einzige Weg, neben der politischen Revolte, ist, den Gegner mit fachlichen Argumenten zu schlagen. Wir fordern, dass eine politische Willkürentscheidung durch eine politische Entscheidung wieder rückgängig gemacht wird.“ Und der Umweltkreis lieferte dafür gleich die passende Idee: Er fordert einen anderen Standort für den BBI und stattdessen eine Umnutzung des Geländes beispielsweise zu einem Messegelände.

Sichtlich aufgewühlt und angesichts der vielen Informationen ziemlich ratlos verließen die Besucher dann die Veranstaltung.