Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 10/99  
Oktober 1999 Home  |  Archiv  |  Impressum


Inhalt

Startschuss für neuen Sportplatz fällt noch in diesem Jahr

Neubau der Russenbrücke nach Hessenwinkel liegt im Zeitplan

Die "Fluchhafen"-Katastrophe. Meinung von Ferdi Breidbach

Kritischer Rückblick auf ein sogenanntes Erntefest

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen

Berlin wählt am 10. Oktober!

Happy birthday, Müggelheimer Bote!

Zehn Jahre danach...

Blutspender retten Leben: DRK braucht mehr roten Lebenssaft

Überlebenshilfe für Igel

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© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 02.10.1999

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Geschichten aus dem Müggelwald

Wie Strolch zum Schauspieler wurde

Ich muss mich wieder einmal bei euch melden. Strolch, ihr wisst doch, der Hund aus dem kleinen Holzhaus am Rande des Müggelwaldes.
Seit ein paar Jahren lebe ich mit Onkel Susi, dem Kater, unter einem Dach. Es geht ganz gut. Wir vertragen uns und ich fühle mich auch für ihn verantwortlich, weil er kleiner und jünger ist als ich. Er hat ab und zu mit anderen Katzen Ärger. Dann geht es hoch her. Schreien, beißen und kratzen sind dann angesagt. Onkel Susi nennt das „sein Revier verteidigen”. Na schön, soll er es so nennen. Für mich ist das einfach eine Keilerei.
"Er sieht doch aus wie ein Schauspieler, warum muss er da erst auf 3 Beinen laufen."
Onkel Susi darf nachts immer draußen bleiben, wenn er möchte. Ich sage dann, er hat Nachtschicht. Er erzählt mir, dass er im Wald herumrennt und mit den Tieren quatscht, die nachts auch nicht schlafen. Wildschweine, Füchse, Hasen, na, und was es sonst noch alles so gibt in unserem Müggelwald. Ich finde das toll und beneide ihn auch ein bisschen. Aber bis jetzt ist es mir noch nicht gelungen, diesen Nachtausgang auch für mich bei Herrchen und Frauchen durchzusetzen. Und nun kommt das, wovon ich euch erzählen wollte.
Also, eines Morgens kommt Onkel Susi von seiner Nachtschicht nach Hause. Er legt sich sofort hin, um zu schlafen. Als er aufwacht, hat er einen dicken Kopf. Das eine Auge ist nicht mehr zu sehen. Er erzählt mir, dass er sich mit einem anderen Kater gehauen hat. Herrchen und Frauchen wissen das natürlich nicht. Sie sehen die Wunde über dem Auge und gehen mit ihm am nächsten Tag zum Tierarzt. Dort bekommt er eine Narkosespritze und wird operiert.
Als Herrchen und Frauchen mit ihm nach Hause kommen, kann er sich nicht bewegen. Er ist nicht ansprechbar, er pennt. Und ich bin so neugierig. Er liegt in meinem Hundekorb und schläft dort seinen Narkoserausch aus. Es dauert sehr lange, bis er wieder zu sich kommt und wir über alles reden können, was er beim Arzt erlebt hat.
Nichts hat er erlebt, sagt er mir. Komisch! Und was nun beginnt, ist noch komischer. Er kann nicht mehr richtig laufen. Er humpelt. Der Tierarzt hat mit der Narkosespritze eines seiner Beine lahm gelegt. Herrchen und Frauchen sind sauer. Ich könnte mich totlachen. Der stolze Kater Susi kraucht wie ein uraltes Wrack durch Haus und Garten.
Die Wunde heilt schnell zu. Zu schnell. Der Kopf wird wieder dick. Der Kater muss wieder zum Tierarzt. Dort wird er zum hundersten Mal behandelt. Vielleicht war es auch ein paar Mal weniger.
Herrchen und Frauchen sind nur noch mit ihm unterwegs. Mal kommt er nach Hause und hat einen weißen Turban um den Kopf gebunden. Er sieht zum Fürchten aus. Dann kommt er wieder an und aus den zwei Löchern, die er in seinem Kopf hat, hängen weiße Mullbindenfetzen heraus.
Also, mir reicht es. Alles dreht sich nur noch um den Kater. „Onkel Susi, geht es dir gut?”, „Onkel Susi, hast du Schmerzen?”, „Onkel Susi, Onkel Susi . . . ” Ich habe die Schnauze voll. Übrigens: Schnauze ist kein Schimpfwort. Wir Hunde haben eine Schnauze, dass wollte ich euch nur nebenbei sagen.
Ich muss mir also etwas einfallen lassen. Ich will auch einmal im Mittelpunkt stehen.
Ein Loch im Kopf. Aber wie soll ich dazu kommen? Ich kann es mir ja nicht reinknabbern. Von meinem Schwanz könnte ich mir ein Stück abbeißen. Will ich aber nicht! Bleibt mir nur noch das Laufen auf drei Beinen übrig. Ich humple also abends auf der Hunderunde, was das Zeug hergibt. Mir tun immer noch alle Knochen und die drei übrigen Pfoten weh.
Herrchen und Frauchen beenden vorzeitig ihre Hunderunde, weil ich nicht mehr kann und einfach im Wald liegen bleibe. Sie sind sehr besorgt. Aber irgendwie riechen sie den Braten.
Am nächsten Tag laufe ich wieder normal auf meinen vier Pfoten, weil ich nicht mehr „krank” sein will. Ist mir einfach zu anstrengend.
Und was hat es mir nun gebracht? Nichts. Nur dass mich Herrchen und Frauchen jetzt Schauspieler nennen. Entscheidet selber, bin ich einer?
Übrigens: Onkel Susi ist wieder ganz gesund und kann auch wieder richtig laufen. Ingrid Zweiniger

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