Müggelheimer Bote
8. Jahrgang, Ausgabe 04/2002
April 2002

Inhalt
Vandalismus an Wartehäuschen
Hohe Geldstrafen für Gartenabfälle im Wald
Mit Schwung und guter Laune in die Open-Air-Saison
Schönefeld: Landesverfassungsgericht prüft Standortfestlegung
170 Straftaten in Müggelheim
Frühlingswanderung entlang der Müggelspree
Weitere Meldungen
Gedanken aus Müggelheim
Aus der BVV
Aus den Vereinen
Kleinanzeigen
Aus Gosen
Kirchenseite
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Müggeclub
Archiv
NEU! Müggelheim im Internet
Impressum
© 2002
Müggelheimer Bote
 

Gedanken aus Müggelheim

von Bernd Zittlau

Ich beneide die Müggelheimer. Wo in Berlin gibt es das noch einmal: Leben inmitten der Natur; umgeben von Wäldern, den Müggelbergen und dem Müggelsee. Die meisten Hauptstädter müssen für soviel Luxus in den Urlaub fahren und viel Geld dafür bezahlen. Ich glaube, dass sich viele Müggelheimer all dieser Vorteile nicht immer bewusst sind. Man ist zu sehr mit dem täglichen Kleinkram, dem Einkaufen und der Arbeit beschäftigt und vergisst dabei, die Augen aufzumachen, tief durchzuatmen und die Natur in vollen Zügen zu genießen.

Wenn ich durch unsere Straßen gehe, fällt es mir schwer zu glauben, dass ich mich nicht auf dem Lande, sondern in der Großstadt Berlin befinde. Beim Bewundern der schmucken Vorgärten und einem kurzen Gespräch überm Gartenzaun mit netten Menschen erntet man stets ein freundliches Lächeln und der Dienst fällt mir nur noch halb so schwer.

Ich bin beeindruckt vom Traditionsbewusstsein der Müggelheimer, vom Engagement des Heimatvereines bei der Gestaltung der Feste, vom Elan der Irene Kruschke, von der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr, dem regen Veranstaltungstreiben im Dorfklub und dem Ideenreichtum und Durchhaltervermögen der ansässigen Firmen. Als sehr gutes Beispiel möchte ich hier die Initiatoren des geplanten Baus der Müggeltherme erwähnen. Auch der Zusammenhalt und die Unterstützung der Müggelheimer für die Arbeit des BVBB ist recht überzeugend.

Sicher gibt es auch Probleme und Problemchen. Doch glauben Sie mir, im Vergleich zu anderen Stadtteilen Berlins leben Sie im 7. Himmel. Sie kennen hier keine nervende Parkplatzsuche nach Feierabend und keine engen Hinterhöfe ohne Sonne. Der Begriff „Smogalarm” dürfte hier ein Fremdwort bleiben. Straßenlärm und Polizeisirenen bilden die Ausnahme. Straßenschlachten, brennende Fahrzeug und eingeschlagene Schaufensterscheiben sieht man nur in den Nachrichten.

Während die meisten Berliner abends vor der Röhre sitzen, können Sie es sich im Garten bei einer Grillwurst und einem frischen Glas Bier bequem machen und dem Vogelgesang lauschen.

Erhalten Sie dieses herrliche Fleckchen Erde für sich, Ihre Kinder und Ihre Enkelkinder! Es ist traurig, wenn der Strand am Kleinen Müggelsee durch Lagerfeuer und Glasscherben immer mehr leidet. So toll ein knisterndes Lagerfeuer ist, so gefährlich ist es auch in Waldnähe. Vielleicht sollten die überwiegend jungen Leute beim fröhlichen Feiern am Strand auch daran denken, dass sie eines Tages eine Familie gründen werden und mit ihrem kleinen Nachwuchs zum Baden an den Kleinen Müggelsee gehen. Sie haben dann sicher kein gutes Gefühl, ihren Kindern beim Buddeln zuzusehen, da es hier von Scherben im Sand nur so wimmelt.

Schwierig gestaltet sich in Müggelheim oft das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen den Alteingesessenen und den “Neuen”.

Hier hat man sich meist nach dem Krieg sein Häuschen in jahrelanger Kleinarbeit aufgebaut und erweitert. Man ist mit Recht stolz auf das Geschaffene. Und dann kommt doch so ein junger Schnösel, möglicherweise auch noch aus dem Westen, und haut in wenigen Monaten einen Bau hin, neben dem das eigene Häuschen recht mickrig aussieht. Und dann grüßt der nicht mal und kritisiert auch noch alte und liebgewonnene Rechte. Na, der kann sich frisch machen.

Und wie denken die “Neuen”?: Ich habe ganz vernünftig mit denen geredet, aber die halten alle zusammen. Mit denen kann man nicht mehr reden. Im Gesetz steht das so und so. Da hilft nur noch der Anwalt.

So oder ähnlich habe ich es oft in Müggelheim vernommen. Ein Grundstück ist meiner Meinung nach nur noch halb so viel wert, wenn man mit dem oder den Nachbarn im Streit liegt. Die Fronten verhärten sich immer mehr und jeder pocht auf sein Recht. Und jeder hat meist auch etwas Recht. Doch zum Wohl fühlen reicht das nicht aus. Ein wenig Toleranz zu Beginn einer Auseinandersetzung, ein freundlicher Hinweis und der ernsthafte Versuch, auch den anderen zu verstehen, wirken oft Wunder. Sie alle möchten hier in Müggelheim auf eigenem Grund und Boden alt werden. Sie können nicht einfach die Koffer packen und wegziehen. Denken Sie bitte daran, bevor Sie zum „Gegenschlag” gegen Ihren Nachbarn ausholen.

Verbesserungswürdig ist meiner Meinung nach in Müggelheim die Jugendarbeit. Der Jugendclub allein ist sicher nicht ausreichend, eine sinnvolle Freizeitgestaltung aller Interessenten zu ermöglichen. Öffentliche Mittel werden bekanntermaßen auch immer knapper. Lobenswert sind hier einige private Initiativen, die aber noch lange nicht ausreichen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen auch zukünftig ein gutes und freundschaftliches Miteinander.